Wer Aktien an chinesischen Unternehmen hält, braucht Nerven.
Wer Aktien an chinesischen Unternehmen hält, braucht Nerven.

Wer China-Aktien in seinem Portfolio hat, der benötigt derzeit starke Nerven. Denn es ist nicht unbedingt das prozentual geringere Wachstum, welches Aktien von chinesischen Unternehmen immer wieder auf Achterbahn-Schwankungen schickt, sondern teils wirre und auch überzogene Aktionen von Chinas Behörden.

Bestes Beispiel ist die Aktie des größten Internet-Konzerns im Reich der Mitte, von Baidu. Wer diese Aktie vor bald einem Jahr bei 1,57 Euro kaufte, erlebte bis heute einen Absturz auf bis zu rund 1,20 Euro und einen Anstieg wieder auf über 2 Euro.

Als vor Monaten weltweit Schlagzeilen die Runde machten, chinesische Sicherheitsbehörden hätten chinesische Milliardäre in Gewahrsam genommen (die Rede war, dass diverse reiche Personen einfach verschwunden seien), stießen umgehend Hunderttausende Anleger ihre China-Aktien ab, darunter auch viele Kleinanleger. Erst als bekannt wurde, dass die Milliardäre wieder auf freien Fuß kamen, kletterten die Aktienkurse Stück für Stück nach oben.

Ähnliches passiert nun einmal mehr mit der Aktie von Baidu, der größten Internetsuchmaschine in China, welche dort die Rolle von Google einnimmt. Nachdem der chinesische 21-Jährige Student Wei Zexi auf irgendeinen Baidu-Treffer geklickt hatte, der ihm dubiose Heilungsmittel bei einer Krebserkrankung versprochen hatte, fing auch das Elend für Baidu an.

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Denn das teure angebliche Heilmittel einer chinesischen Klinik brachte nichts, der Student verschuldete sich aber mit 27.000 Euro (200.000 Yuan) und starb doch an Krebs. Verantwortlich machte er Baidu. Er sagte, Baidu sortiere auch Medizin-Treffer primär danach, wer am meisten Geld für Werbeeinblendungen bezahle.

Der im März verstorbene Student warnte die Chinesen, sie sollten sich durch Werbung auf Internet-Suchmaschinen wie Baidu nicht „täuschen lassen“. Baidu versuchte sich damit zu verteidigen, dass man Werbung als solches kenntlich gemacht habe.

Allerdings ist dies beim Baidu-Konkurrenten Google vom prinzipiellen Ansatz her nicht viel anders, nur mit dem Unterschied, dass vor allem im Westen Pharmawerbung besser reglementiert ist, was auch Auswirkungen auf Google als Werbeplattform hat.

Baidu-Chef Robin Li einbestellt

Jedenfalls war nun Baidu-Chef Robin Li von der chinesischen Internetbehörde CAC einbestellt worden, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Dabei seien ihm zahlreiche behördliche Fragen gestellt worden. Auch soll ein Justiz-Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sein.

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Chinas Medien nutzen diesen Krebs-Tod – angeblich verursacht durch Baidu – um einen generellen Feldzug gegen die Digitalwirtschaft zu führen. Chinas Regierung sind Internetsuchmaschinen und sonstige Internet-Unternehmen, welche in zu großer Unabhängigkeit geführt werden, sowieso ein Dorn im Auge. Dabei machen diese nichts anderes, als was die US-Konkurrenten Facebook, Apple oder Google ebenfalls täglich tun: Geld verdienen durch möglichst viele Kunden und Nutzer.

Seitdem die Medien, auch die westlichen Massenmedien, genüsslich den angeblichen Skandal bei Baidu ausbreiteten und vor allem detailliert über die behördlichen Maßnahmen gegen Baidu berichteten, folgte die Reaktion an den Börsenplätzen der Welt bei Fuß:

Die Baidu-Aktie befindet sich seit zwei Wochen im Sturzflug – von über 1,80 Euro auf nun 1,42 Euro. Dabei könnte die Talsohle noch nicht erreicht sein. Das Nachsehen haben vor allem auch ausländische Kleinanleger, welche bewusst in Aktien chinesischer Unternehmen investierten, auch um ein Gegengewicht zu den komplett überzogen bewerteten US-Unternehmen zu schaffen. Denn vor allem Kleinanleger verlieren einmal mehr sehr viel Geld.

Chinas Behörden sind gut beraten, es endlich zu unterlassen, mit dramatisch in Szene gesetzten Aktionen, immer wieder die eigenen Börsenplätze und Aktien kaputt zu schießen. Gleichzeitig sollten ausländische Aktionäre nicht hysterisch agieren und bei jeder chinesischen Behörden-Aktion Aktienpakete mit Milliarden-Werten über Nacht abzustoßen. Aber auch Chinas Unternehmen, welche sich über die Börse refinanzieren möchten, sollten endlich internationale Standards einhalten.

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Halten, nicht panisch verkaufen

Licht am Tunnel ist aber auch im Falle von China-Aktien: Denn eines zeigt sich in China, auch bei Baidu, immer wieder: Die Aktien gehen relativ schnell wieder nach oben, wenn das Vertrauen in Chinas Behörden einigermaßen steigt. Das kann durch die Freilassung von Milliardären befördert werden, oder durch den Abschluss einer behördlichen Prüfung bei einem großen weltweit bekannten chinesischen Unternehmen.

Unser Tipp an Aktionäre von der Substanz her werthaltiger chinesischer Unternehmen: Auch in der Krise halten, nicht verkaufen. Tendenziell wird China nach wie vor seinen Weg beschreiten, um zur größten Wirtschaftsmacht der Welt aufzusteigen. Niemand sollte den Willen der Chinesen unterschätzten.

So ein Weg ist aber ein bisschen wie einst die Eroberung des Wilden Westen in den USA. Dies ist nichts für Weicheier, deren Nerven immer gleich blank. Durch wildes Herumgeballere ist bislang kaum einer ans Ziel des Vermögensaufbaus gekommen. Dazu gehört eben auch: In der Krise hält man möglichst und verkauft nicht panisch.

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Von Elke

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