Die Einkommen der Deutschen stagnieren mehr oder weniger seit 15 Jahren. Hier die Germania - Sinnbild für Deutschland - am Rhein.
Die Einkommen der Deutschen stagnieren mehr oder weniger seit 15 Jahren. Hier die Germania – Sinnbild für Deutschland – am Rhein.

Egal wie man es dreht und wendet: Die fetten Jahre scheinen für die meisten Deutschen vorbei zu sein. Zu dieser Erkenntnis gelangt man auch, schaut man sich die neueste Einkommensstudie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung an.

Demnach stiegen zwar im Schnitt die Bruttoeinkommen der Deutschen seit 2009 wieder, doch würde erst 2014 das Niveau erreicht, welches bereits vor circa 15 Jahren – 2000 – vorhanden war. Nimmt man den Fakt, dass sich viele Preise besonders im täglichen Konsumgüterbereich (Essen, Trinken, Gastronomie), faktisch seit Einführung des Euro verdoppelt haben, heißt dies nur eins: Die Deutschen können sich im Schnitt erheblich weniger leisten, als in den 1980er Jahren oder 1990er Jahren.

Dass im Schnitt seit 2009 der statistische Effekt zu Tage kommt, wonach sich die Deutschen angeblich wieder mehr leisten könnten, liegt primär an den bequemen Beschäftigungsverhältnissen jener Begünstigten, welche noch nach Tarif bezahlt werden. Das trifft vor allem auf Beschäftigte in Großkonzernen zu und traditionell gut organisierten Branchen.

Doch vor allem die Medien- und Internetbranche ist fast komplett vom Tariflohn-System abgekoppelt. Meist gibt es weder Betriebsrenten, noch Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Selbst die Urlaubstage werden gerne versucht auf ein Minimum zu drücken: 24 Tage sind keine Seltenheit.

Immerhin, sagt das WSI, lägen die Tariflöhne um 10,9 Prozent höher als im Jahr 2000. Nur: Nimmt man die durchschnittliche Preiserhöhung von 2 % pro Jahr (Inflationsrate), bedeutet dies, dass die Preise in den vergangenen 15 Jahren mindestens um 30 % gestiegen sind. Das heißt: Effektiv müssten die Deutschen einen Einkommensverlust und eine sinkende Kaufkraft hinnehmen.

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WSI-Tarifexperte Dr. Reinhard Bispinck kommentiert die neueste Einkommensstudie mit den Worten, wonach „die neuesten Zahlen zeigen, dass die Lohnentwicklung in Deutschland langsam wieder ins Lot kommen könnte und dass das Tarifsystem dabei eine entscheidende Rolle spielt“.

Deshalb empfehle das Institut der Großen Koalition in Berlin, wonach Tarifverträge allgemeinverbindlich erklärt werden sollten und dass dieses „konsequent angewendet werden“ solle. Kritisch beurteilt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut, dass die Tarifbindung in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren zurückgegangen sei.

Ebenfalls kritisch moniert das Wirtschafts-Institut, wonach sich „die Gewinn- und Vermögenseinkommen stärker entwickelt haben als die Tariflöhne“.

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