Auch wenn man gerne noch von der Deutschland AG spricht: Die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften, welche im Aktien-Index Dax versammelt sind, gehören zu über der Hälfte ausländischen Investoren.
Vor allem der von der Europäischen Zentralbank in Frankfurt künstlich verwässerte Kurs des Euros – er ist im Sinkflug – macht Dax-Aktien für ausländische Investoren, welche in Dollar kaufen, um fast 50% günstiger als vor einem Jahr. Das Nachsehen haben deutsche Aktienkäufer: Sie kriegen weniger und müssen dafür auch noch mehr bezahlen.
Als Beispiel kann ein normaler Häuserkauf dienen: Ein Haus in Schleswig-Holstein, welches zu 500.000 Euro angeboten wird, kostete eine Deutsche, die mit einem Briten verheiratet ist und nun nördlich bei London wohnt, nur noch 350.000 Euro, statt wie vor einem Jahr 500.000 Euro: „Möglich macht das der für die Briten und Amerikaner äußerst günstige Umtauschkurs zum Euro“.
Auch deshalb verwundern nun die von der Deutschen Bundesbank publizierten Zahlen nicht wirklich: Demnach gehören mittlerweile 57,1% aller Aktien der deutschen Dax-Konzerne (BMW, Mercedes-Benz, BASF, Fresenius etc.) ausländischen Investoren und zwar gemessen am Börsenwert. Dieser Anteil war zwar bereits vor der durch die USA ausgelösten Weltwirtschaftskrise ähnlich hoch, doch auch damals lag der Eurokurs relativ niedrig.
Amerikaner und Schweizer halten über 20 Prozent an Dax-Konzernen
Nimmt man die schiere Menge der in Umlauf befindlichen Dax-Aktien, so liegen gar 63,7% aller Aktien in der Hand von ausländischen Fonds und sonstigen Anlegern. US-Anleger gehören unter den ausländischen Investoren mit einem Anteil von mindestens 16,5 Prozent zu den größten Dax-Investoren, gefolgt von Schweizer Anlegern mit 5,2%. Da es aber auch verdeckte Investments über Tochtergesellschaften in der EU gibt, ist die tatsächliche Investorenhöhe wahrscheinlich höher.
Auch wenn seit bald 20 Jahren Finanzanlageberater gerne predigen, man solle doch bitteschön in Aktien investieren, so gehören dennoch nur 13% der Aktien von Dax-Unternehmen deutschen Privatanlegern – gerne auch als „Kleinanleger“ bezeichnet. Nimmt man deutsche Direktkäufer von Aktien als Basis, so liegt ihr Anteil am Aktienbesitz von Dax-Konzernen sogar nur bei 5,8%.
Die Abstinenz der Deutschen von Aktien wird immer noch kollektiven schlechten Erfahrungen zugeschrieben, wie beispielsweise der als „Volksaktie“ einstmals vermarkteten Aktie der Deutschen Telekom AG. Viele Kleinanleger hatten nach Kauf der Aktie der DTAG ihr Erspartes nahezu komplett verloren. Bis heute soll es gerichtliche Auseinandersetzungen zu dem Thema Telekom-Aktie geben.
BASF war schon in den 1920er Jahren ein Weltkonzern
Die Deutsche Bundesbank sagte angesichts der nun von ihr vorgelegten Zahlen, dass man den hohen Investitionsgrad ausländischer Fonds und sonstiger Investoren nicht kritisch sehe. Vielmehr sei dies „Ausdruck der zunehmenden internationalen Verflechtung“. Ein weiterer Grund liege in der weltweit hohen Markenbekanntheit der deutschen Dax-Konzerne. Viele von ihnen gibt es bereits seit über 100 Jahren. BASF war beispielsweise schon in den 1920er Jahren ein Weltkonzern mit über 80.000 Mitarbeitern.
Weitere Details zur deutschen Wirtschaft: Unter den 3,7 Millionen deutschen Unternehmen gebe es gut 11000 Aktiengesellschaften (AGs). Allerdings sei nur ein Bruchteil der AGs an einer der Wertpapierbörsen notiert. Alleine an der Frankfurter Börse werden Aktien von rund 711 Unternehmen gehandelt. Damit gehört die Deutschen Börse in Frankfurt gehört gemessen am Börsenwert der gelisteten AGs zu den sieben größten Börsenplätzen weltweit. Obwohl Deutschland über erheblich mehr Wirtschaftskraft verfügt als Frankreich oder Großbritannien landet das Land beim Börsenwert seiner Unternehmen nur auf Platz drei – und zwar nach Großbritannien und Frankreich.
Nimmt man den Wert aller Dax-Papiere, so können die Papiere der Versicherungen lediglich auf einen Anteil von 0,5% verweisen.
Deutsche Privatanleger meiden immer noch Aktien
Nach wie vor gilt: Deutsche Privatanleger legen am liebsten ihr Geld im persönlichen Umfeld an – in Bereichen, welche von Bekannten, Freunden oder dem Finanzberater vor Ort empfohlen werden. Das birgt zwar teils große Risiken, aber eben auch Chancen. Nimmt man allerdings den reinen Ertrag einer Anlage, so sagt die Deutsche Bundesbank, wonach man keine Renditevorteile dadurch erziele, dass man auf Anlagetipps aus seinem privaten oder persönlichen Umfeld höre.
Klar ist zudem: Wer auf Dax-Aktien seit 1980 setzt, hat in den vergangenen 35 Jahren im Schnitt deutlich profitiert. Mit am geringsten war der Renditegewinn allerdings beim Anlegen in Aktien wie jenen von Lufthansa. Nach dem wohl vorsätzlich durch einen 28-Jährigen Co-Piloten herbeigeführten Absturz einer Germanwings-Maschine am 24. März in den französischen Alpten wird auch die Aktie der Traditionsmarke „Lufthansa“ in den Abwärtsstrudel gezogen. Doch so paradox das klingt: Da die Lufthansa-Aktie sowieso als eher chronisch unterbewertet wird, könnten Anleger jetzt auch günstiger an einen Dax-Wert kommen, als sonst.
Im Schnitt haben sich, sagt die Bundesbank, Aktien der 30 Dax-Konzerne alleine im Zeitraum von 1988 bis 2014 im Wert verzehnfacht.