Wer in Katar (auch bekannt als Qatar) als Gastarbeiter arbeiten möchte, kann sich darüber freuen, dass man in dem kleinen reichen Wüstenstaat keine Steuern bezahlen muss. Aus Sicht der Katarer – es gibt rund 300.000 – ist jeder Ausländer, der in Katar arbeitet, ein Gastarbeiter. Dabei gibt es keine großen Unterschiede zwischen einem syrischen Flüchtling, einem Nepalesen, Pakistani, Inder, einem Deutschen, Franzosen, Amerikaner oder Briten.
Selbst ein syrischer Flüchtling, der in einem Einkaufszentrum von Doha, der Hauptstadt von Katar arbeitet, kann sich über einen hohen Lohn freuen. Als Manager in einem Schmuckgeschäft in einer Mall in Doha verdient man gut und gerne 5000 Euro monatlich – netto. Denn Steuern muss im megareichen Katar niemand bezahlen. Doch nicht jeder Gastarbeiter verdient verhältnismäßig gut. Bauarbeiter oder einfaches Sicherheitspersonal erhalten im Schnitt nur rund 400 Euro im Monat netto.
Die Herrscherfamilie um den Herrscher von Katar, der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani, wird auf ein Vermögen von über 1000 Milliarden Euro geschätzt und gilt damit reicher als Bill Gates. Der enorme Reichtum liegt daran, dass Katar auf den größten Erdgasvorkommen der Welt sitzt – womit vor 50 Jahren noch niemand gerechnet hatte.
Doch so reich Katar als Staat ist, so muss man doch wissen: Wer in Katar seinen Job verliert, ist auf sich selbst angewiesen. Denn eine Arbeitslosenversicherung gibt es nicht. Ebenfalls ein Nachteil ist es, dass Gastarbeiter in Dubai darauf angewiesen sind, dass der Arbeitgeber einen in Katar offiziell „sponsert“. Deshalb muss der Arbeitgeber – sei es ein Baukonzern, der Fußballclub oder ein Shop in einer Shopping-Mall – für den Gastarbeiter ein Einreise-Visum sowie das Ausreise-Visum beantragen. Diese Gastarbeiter-Visa unterscheiden sich von Touristenvisa erheblich.
Gastarbeiter benötigen die Ausreiseerlaubnis per Visa durch den Arbeitgeber, genannt „Sponsor“ / Stellt der sich quer, kommt man nicht mehr aus dem Land
Denn als Tourist bekommt man das Visum für Katar direkt bei Einreise am Flughafen und auch wieder direkt bei Ausreise über den Flughafen (Achtung: offiziell dürfen vom Flughafen keine Fotos gemacht werden). Doch Gastarbeiter – das gilt auch für deutsche Fußballstars – müssen sowohl das Einreise-Visum wie das Ausreise-Visum über ihren Arbeitgeber beantragen lassen und erhalten es auch nur über diesen.
Problem: Hat man mit dem Arbeitgeber in Katar Streit, kann dieser einem die Daumenschrauben anlegen, indem er oder sie einfach kein Gehalt mehr überweist und auch kein Ausreisevisum beantragt. In dem Fall wäre man in Katar gefangen und käme nicht mehr außer Landes. Dass das nicht nur ein Witz ist, sondern oftmals Realität, das wurde der Weltöffentlichkeit bewusst, als ein ehemaliger französischer Nationalspieler, der beim Dohaer Fußballclub angestellt war, zwei Jahre lang nicht mehr das Land Katar verlassen durfte. Was die Gründe hierfür waren, ist nicht klar. Doch scheint es offensichtlich, dass sein direkter Arbeitgeber darin involviert war.
Fakt ist in Katar auch: Man sollte sich in keinem Fall auf einen Streit mit einem „Local“ – so nennt man die Staatsbürger von Katar – einlassen. Denn in dem Fall zieht man faktisch immer den Kürzeren. Das gilt auch für Rechtsstreitigkeiten. Baut man beispielsweise einen Unfall mit seinem Mietwagen, welchen aber eigentlich ein Katarer verursacht hat, sollte man lieber die rund 100 Euro Sofortstrafe bezahlen und den Rest seiner Vollkasko-Versicherung übergeben. Denn auch hier gilt: Ein Katarer mit guten Regierungs-Verbindungen kann einen an der Ausreise hindern. Das kann auch ein einzelner Polizist sein, mit welchem man sich angelegt hat.
Beim Autoverkehr ist ein Staatsbürger aus Kartar immer vor der Polizei unschuldig und bekommt Recht – auch wenn er oder sie den Unfall verursach hat
Besonders beim in Katar weit verbreiteten Kreiselverkehr sollte man als Ausländer (Gastarbeiter, Geschäftsreisender oder Tourist) sehr vorsichtig fahren. So ist es nicht unüblich, dass einige Katarer meinen, die Vorfahrt auf Grund der Staatsbürgerschaft im Führerschein eingetragen zu haben. Das heißt:
Es kann passieren, dass ein Katari – möchte er in einem Verkehrskreisel herausfahren – einfach mit seinem Auto von links nach rechts über die Bahn zieht und ein dort fahrendes Auto brutal anschneidet. Selbst wenn ein solches Fahrverhalten nach deutschen Verkehrsregeln strafrechtlich relevant sein kann, so gilt in Katar: Der Katari ist aus Sicht der Polizei und Justiz (fast) immer im Recht. Das entspricht zwar nicht demokratischen Prinzipien der Justiz, doch beansprucht Katar für sich auch nicht eine Demokratie zu sein.
Besonders schlimm wird es, wenn man in einen Verkehrsunfall mit einem schwer Verletzten oder gar einem Toten als Ausländer verwickelt ist. Dann wird einem sofort die Ausreiseerlaubnis aus Katar entzogen und man muss sich monatelang mit der betroffenen Familie auf einen Blutzoll einigen. So nennt man auf der arabischen Halbinsel das Schmerzensgeld, welches man der betroffenen Familie überweisen muss.
Mieten kosten leicht über 2500 Euro monatlich
Schön ist zwar, dass man als Gastarbeiter in Katar keine Steuern bezahlt. Doch auch das ist Fakt: Selbst wenn man 5000 Euro netto monatlich verdient, so muss man mindestens 2.500 Euro monatlich netto für eine 50-Quadratmeter-Wohnung an Miete kalkulieren. Deshalb ist es üblich, dass beispielsweise deutsche Arbeitgeber die Miete für die Zeit der Beschäftigung komplett übernehmen. Im Falle des deutschen Baukonzerns Bilfinger aus Hessen kann es schon einmal sein, dass Bilfinger für Ingenieure der Firma Mieten von über 6000 Euro monatlich für ein Haus in Katar übernimmt.
Unterm Strich gilt für Ausländer, welche in Katar arbeiten möchten: Man kann Geld scheffeln, sofern die Miete und auch die Hin- und Rückflüge in die Heimat – also beispielsweise nach Deutschland – von der Firma übernommen werden. Allerdings ist Katar nach wie vor ein Schwellenland. Die Infrastruktur, wie Straßen, Gehwege, eine U-Bahn, sind in Katar häufig erst noch am entstehen.
Zwar gibt es mittlerweile einige sehr gute Straßen, aber noch wird an allen Ecken und Enden in Doha und Umgebung, auch in anderen Ortschaften von Katar, gebaut. Deshalb muss man Nerven haben in diesem kleinen islamischen Wüstenstaat.
Geografisch muss man sich auch klar machen: Alle Grenzen verlaufen direkt zu Saudi-Arabien. Eine Flucht aus Katar beim Entzug des Ausreisevisums ist also nicht möglich. Wir kennen aber den Fall einer Deutschen, die seit sechs Jahren in Katar arbeitet. Sie hatte bislang keinen Ärger mit den Einheimischen – versucht jedoch aktiv alles, was Probleme bringen könnte, zu vermeiden.
In Katar herrscht seit gut 250 Jahren die gleiche Familie
Aber auch dies sollte man sich klar machen: In Katar herrscht seit gut 250 Jahren die gleiche Familie faktisch absolutistisch. Zwar gab es Jahrzehnte der britischen Kolonialherrschaft, doch haben es die Briten, wie in so vielen Regionen der Welt, verstanden, einerseits ein Land brutal und mörderisch zu versklaven und auszurauben, andererseits aber sich mit bestehenden Machtstrukturen zu verbrüdern. Ganz nach dem Motto: Herrsche weiterhin und teile.
Doch hat die britische Kolonialzeit in vielen Regionen der Welt wenigstens einen Vorteil gebracht: Mit Englisch kommt man auch in Katar recht weit. Aber auch das kann passieren: Dass einige Katarer ein paar Brocken deutsch sprechen – beispielsweise erlernt am deutschen Goetheinstitut.
Wichtig zu wissen ist: Eine Katari-Frau sollte man niemals anfassen, auch nicht am Frühstücksbüffet diese antippen, sollte sie sich vielleicht dort etwas mehr Platz genehmigen, als man es sonst so kennt. Zwar gibt es Katari-Frauen, die es Touristen und seriösen Ausländern nachsehen, wenn so etwas passiert.
Bloß nichtals Mann sich einfach neben eine verschleierte Frau setzen
Doch es kann auch Katari-Frauen geben, die eine laute Szene machen und anfangen zu schreien. Dies ebenfalls noch als Tipp: Man sollte sich als Mann nicht ungebeten, auch in einem Kino, zu nah an eine katarische Staatsbürgerin setzen. Als Frau darf man das hingegen.
Wer all diese Spielregeln einhält, wird in Katar wunderbare Erfahrungen sammeln können in einem spannenden aufstrebenden und auch stolzen Land. Dass Katar stolz sein kann sollte man auch als Westler neidvoll anerkennen. Immerhin gelang es den Katari aus einem ärmlichen Wüstendasein eines der reichsten Länder der Welt zu werden mit vielen guten Ansätzen rund um Bildung, Kultur, Sport.
Wer Katar und auch die dort vorherrschende islamische Religion verstehen möchte, der sollte sich zudem das sehr moderne und luxuriöse ausgestattete Museum für islamische Kultur in Doha anschauen. Hier erhält man Einblicke in durchschnittlich gut 1500 Jahre islamische Kultur und zwar unterteilt in Länder wie Iran, Syrien, Ägypten, die Türkei.
Vom erlesenen Perserteppich aus dem 15. Jahrhundert bis zu original Koran-Papyrus-Rollen aus dem 7. Jahrhundert kann man dort alles Mögliche entdecken. Vor allem auch dies: Der Islam verdient es vom Westen endlich den kulturellen Respekt zu erhalten, den er sich auch in gut 1500 Jahren erarbeitet hat. Kunst und Kultur sind keinesfalls Erfindungen des Westens oder der Heiligen Römischen Kirche.