Kommt der nächste Chrash schon bald? Hier die Skyline der Finanz- und Energie-Konzerne von Katar in Doha, April 2015.
Kommt der nächste Chrash schon bald? Hier die Skyline der Finanz- und Energie-Konzerne von Katar in Doha, April 2015.

Michael Krons, Talk-Host des öffentlich-rechtlichen deutschen nationalen TV-Senders Phoenix, diskutierte am Sonntag den 12. April 2015 mit Dr. Thomas Mayer über die nächste drohende Finanzblase. Mayer ist Gründungsdirektor des Kölner Flossbach von Storch Research Institute. Meyer war zudem unter anderem zwei Jahre Chefvolkswirt der Deutschen Bank in Frankfurt.

In der Diskussionsrunde erinnerte Thomas Mayer daran, wonach die Weltwirtschaftskrise erst vor sieben Jahre angefangen habe. Man sei aber noch lange nicht wieder in sicheren Gefilden – weder in Deutschland, noch  in Japan oder den USA.

Die Idee, Geld der Zentralbanken zu drucken, um Staatsanleihen aufzukaufen, solle Stabilisierung bringen, waren sich Mayer wie Phoenix-Moderator Michael Krons einig. Dazu sagte aber Volkswirt Dr. Thomas Meyer, dass es eine Kreditblase gebe, die bereits Mitte der 1990er Jahre bis 2007 durch zu niedrig gehaltene Zinsen entstanden sei und nun fortgeführt werde.

Eine zentrale Rolle in der Kreditblase spielten dabei die Zentralbanken. Sie hätten eine künstliche Kreditausweitung herbeigeführt, was bereits 2007 zum Platzen der Finanzblase geführt habe. Volkswirt Mayer äußerte in der Sendung, dass man das Ziel einer langfristigen Genesung der Weltfinanz-Wirtschaft nicht dadurch erreichen könne, dass man nun wieder künstlich billiges Geld in den Markt pumpe und für günstige Kredite sorge.

Pro und Contra: Kreditschwemme könnte zum  Crash führen

Anzeige

Doch trotz der Kritik sagt Phoenix Moderator Krons, dass das Ziel, über die Zentralbanken viel Geld zur Verfügung zu stellen, doch auch Erfolge gebracht habe: So sei beispielsweise die Arbeitslosenrate in den USA auf einem historischen Tief, die Wirtschaft brumme.

Aber auch das wurde diskutiert: Steigende Immobilienpreise seien beispielsweise schon heute ein Zeichen für einen überhitzen Markt und eine mögliche aufkeimende Immobilienblase.

Dass die Wirtschafts-Märkte auch im Westen nicht einheitlich geführt werden könnten, davon ist Thomas Mayer sicher. So könne beispielsweise die amerikanische Zentralbank Federal Reserve in den USA auf einem wesentlich flexibleren Markt agieren, als es die Europäische Zentralbank könne. Als Grund führt der Volkswirt die unterschiedlichen starren politischen und wirtschaftlichen Systeme in der Europäischen Union an.

Länder wie Italien stünden beispielsweise in der EU sehr schlecht da. Auch Griechenland sei nach wie vor mitten in der Krise. Volkswirtschaftlich würden die 28 EU-Länder eigentlich nicht richtig zusammenpassen, da die Systeme nach wie vor zu unterschiedlich seien, sind sich Krons wie Mayer einig.

Anzeige

Entlassung Griechenlands aus dem Euro könne eine Option sein

Griechenland sei ein besonders deutliches Beispiel dafür, dass der Wirtschaftsraum der EU alles andere als einheitlich sei. Deshalb sei die Entlassung von Griechenland aus dem Euro durchaus eine empfehlenswerte Option. Denn Griechenland sei ein besonders deutliches Beispiel dafür, dass ein Markt komplett aus dem sonstigen EU-Gerippe herausfalle.

So beobachte man seit Jahren, dass die Hoffnung, wonach sich die Volkswirtschaften der EU schon irgendwie anpassen würden, nicht durchgängig gelinge. Die Eurokrise sei mittlerweile im fünften Jahr, was zeige, so Mayer, dass die Einheitliche Währung die Diversität in den unterschiedlichen EU-Ländern nicht brechen könne, was aber auch das Recht der Nationen sei.

Dem entgegnete Phoenix-Moderator Krons wiederum, dass neben dem volkswirtschaftlichen Ansatz der politische stehe. Dies bedeute, dass der politische Wille immer noch stark sei, mit Hilfe einer gemeinsamen Euro-Währung zu einer größeren Vereinheitlichung der europäischen EU-Märkte zu sorgen.

Anzeige

Problem: „Unser Geld wird durch Schuld produziert“

„Unser Geld wird durch Schuld produziert“, sagt Mayer. Das heißt, es gebe ein Überangebot an Kredit und Schuld. Wenn man dieses System, das schon seit den 1970er Jahren gefahren werde, halten wolle, müsse man die Blase immer weiter aufblasen: „Das System ist selbst gefährlich“. Wenn dies jetzt wieder zum Platzen der Blase führe, sei das Ende der Fahnenstange erreicht, wo man Wert durch eine exponentielle Anhäufung von Schulden schaffe.

Geld müsse aber ein Vermögenswert sein und nicht ein Schuldtitel. Man müsse Geld also als Aktivum wieder verstehen und nicht als eine Schuldverschreibung.

Das Problem, so Phoenix-Moderator Krons, bestehe aber doch auch darin, dass die Bürger nicht mehr wüssten, wohin sie das Geld, welches sie sparen wollten, bringen sollten. Grund: Es gebe ja keine Zinsen mehr. Das kommentierte Mayer wiederum mit den Worten, dass der Bürger, der Sparer, der Gekniffene sei, da er eben keine Zinsen mehr bekomme. „Der bezahlt leider die Kniffe“.

Negativzinsen für Sparer zeigen, dass Geldsystem des Westens in falsche Richtung läuft

Fakt sei derzeit, dass jeder Euro, den man jetzt spare, in 10 Jahren möglicherweise sogar weniger wert sei, als heute. Die Bundesanleihen seien also Negativzinsen. Die Banken würden wohl schon bald Gebühren von Sparern verlangen. Dies sei alles das Ergebnis des derzeitigen Geldsystems im Westen, welches in die falsche Richtung laufe.

„Wenn sie jung sind, brauchen sie reale Vermögenswerte“, ist Mayer überzeugt. Das Problem sei aber, dass es sich nur für jüngere Menschen rechne – also für welche, die das Geld erst in 20 oder 30 Jahren benötigten. Ältere Menschen müssten leider ohne Zinsen sparen und Euro für Euro auf die Seite legen.

Die weniger Begüterten müssten sich weniger Sorgen machen, als die Mittelschicht, die eben wirklich gespart habe in Form von Banksparverträgen oder Lebensversicherungen, ist Mayer überzeugt. Relativ gut davon kämen die reicheren Haushalte, welche Betriebsvermögen hätten, Aktienvermögen oder Immobilienvermögen.

Finanzsystem des Westens auch ein soziales Problem

Unterm Strich sei das Finanzsystem des Westens auch ein soziales Problem, was sich verdeutlichen lasse, indem man sich anschaue, wer Vermögen in der Krise anhäufen könne und wer verliere. Das derzeitige Geldsystem im Westen sei ein wesentlicher Motor der Umverteilung von unten nach oben.

Mayer sagte zudem, wonach er das Gefühl habe, dass die Politik „das System nicht verstanden“ habe. Als Beispiel wird in der Phoenix TV-Sendung wieder Griechenland genannt. So sei es dort geradezu exemplarisch der Fall, wonach die Reichen ihr Vermögen längst in Sicherheit gebracht hätten.

Die Zeche zahlten aber auch in Griechenland die einfachen Bürger, beziehungsweise die Mittelschicht. Einig waren sich in der Phoenix-Sendung sowohl Host Krons auch als Gast Thomas Mayer, dass die Politik in der EU zwar gutes erreichen wollte, aber dass man auf politischer Ebene zu wenig über Alternativen diskutiere.

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert