Bislang erhob Amazon in den USA auf seine verkauften Waren gegenüber den Kunden häufig weniger Umsatzsteuer als lokale Händler vor Ort.
Möglich ist dies, da es in den US-Ortschaften unterschiedliche Umsatzsteuer gibt. Doch während sich viele Städte zähneknirschend dem Umstand beugen, dass Onlinehändler in den USA häufig weniger Umsatzsteuer auf Produkte erheben müssen, als der konkurrierende stationäre Handel vor Ort, wehrte sich lautstarken Ohio.
Denn die lokalen Einzelhändler aus Ohio wollten nicht hinnehmen, dass sie gegenüber ihren Kunden höhere Umsatzsteuer auf gekaufte Produkte erheben müssen, als die meisten Konkurrenten im Versandhandel, also beispielsweise Onlinehändler wie Amazon.
Da der Steuerstreit in Ohio ein für Amazon unangenehmes Thema immer wieder auf die nationale Agenda setzte, scheint man nun bei Amazon einzulenken: Kunden aus Ohio, die bei Amazon Waren bestellen, sollen künftig ähnliche Umsatzsteuer bezahlen, wie wenn sie die Produkte im stationären Handel erworben hätten. Zudem will Amazon in Ohio ein Rechenzentrum schaffen.
Da in den USA faktisch jeder Ort seine eigene Umsatzsteuer erhebt, variieren die Steuersätze. Entsprechend ist es für Onlinehändler relativ einfach, von jenem Ort aus die Produkte zu verkaufen, welcher für sie die günstigsten Umsatzsteuer-Plätze garantiert. Entscheidend ist in der Regel der Sitz des Lagers, von welchem aus die Waren versendet werden.
Amazon-Kunden, die aus Ohio Waren bestellen sollen bis zu 8% Umsatzsteuer sparen
Im Falle von Ohio soll Amazon durch den dort geltenden höheren Umsatzsteuersatz im Schnitt um die 7 bis 8% Umsatzsteuer weniger auf seine in Ohio verkauften Waren ausgewiesen haben, als es lokale Händler tun müssen.
Dies führte zwangsläufig zu einer aus Sicht der lokalen Einzelhändler ungleichen Besteuerung der gleichen Waren und zu einem erheblichen Wettbewerbsvorteil für Amazon. Deshalb hatten Ohios Einzelhändler und Einzelhandelsverbände Jahre damit verbracht, in Petitionen an den Kongress in Washington darzulegen, warum es wirtschaftlich nicht korrekt ist, wenn der Gesetzgeber nicht für Steuergleichheit zwischen lokalen Händlern und Onlinehändlern sorgt.
Nun will Amazon in etwa die Differenz zwischen dem für Amazon geltenden niedrigeren Lager-Steuersatz und dem in Ohio höheren Umsatzsteuersatz freiwillig auf Produkte, welche an Kunden in Ohio verkauft werden, draufschlagen.
Die Rede ist von einer Warenverteuerung in Ohio von geschätzten sieben bis 8% durch eine höhere Umsatzsteuer, welche Amazon freiwillig auf Produkte für Kunden in Ohio angeblich erheben möchte. Damit wolle Amazon, heißt es, zumindest in Ohio den Steuervorteil abmildern oder ausschalten.
Amazon schlägt nun angeblich freiwillig Umsatzsteuer auf Produkte drauf
Auch wenn der jetzige Plan von Amazon auf einer freiwilligen Entscheidung des Online-Riesen beruht, ist Gordon Gough, President und Chief Executive eines Rates von Einzelhandelskaufleute in Ohio zufrieden: „Was für eine gute Nachricht für Ohio“, sagte er.
Wie drastisch die Steuerunterschiede zwischen US-Städten ist, wird an dem Vergleich deutlich, welchen die Einzelhändler aus Ohio anführen: Demnach müssten sie nach ihren Berechnungen und Schätzungen jährlich zwischen 150 Millionen und 300 Millionen US-Dollar höhere Umsatzsteuer auf ihre Produkte gegenüber den Käufern aufschlagen, als es die Onlinehändler in Seattle machten, die Waren nach Ohio lieferten. Seattle ist der Standortsitz von Amazon.
Dass sich Amazon nun dem Thema „e-Fairness“ etwas mehr öffnet, beruht auch auf dem neuen von der amerikanischen Bundesregierung symbolisch eingeführten „Fairness Act of 2015“. Dieser Erlass schließt sich an ähnliche Erlasse der Jahre 2011 und 2013 an, welche ebenfalls versucht hatten, in den USA etwas mehr Steuergleichheit zwischen Versandhändlern und stationären Händlern hinzubekommen.
Amazon hat mehrere Rechenzentren
Das nun in Ohio geplante Rechenzentrum von Amazon solle ergänzend zu Amazon-Rechenzentren in New Albany, Dublin und Hilliard aufgebaut werden.
Gerüchteweise erhalte Amazon für den Fall, dass es in Ohio ein Rechenzentrum aufbaue, womöglich staatliche Anreize in Höhe von rund 81 Millionen US-Dollar. Wie viele Arbeitsplätze dort entstehen sollen, ist nicht klar. Die Zahlen lauten zwischen 120 und 1000. Dabei würden wenigstens 120 Arbeitsplätze mit einem durchschnittlichen Jahresbruttolohn von jeweils rund 80.000 US-Dollar entlohnt, wird aus dem Umfeld von Amazon behauptet.
Trotz der unklaren Situation, lobt dennoch Ohios „Steuer-Kommissar“ Joe Testa die Pläne von Amazon. „Amazon verdient viel Anerkennung, nicht nur für die Etablierung all dieser Arbeitsplätze und Investitionen in Ohio, sondern auch für die freiwillig festgelegte neue Verkaufssteuer“.
Nun hofft man in Ohio, dass Amazon als Beispiel für andere große Versandhändler herhalten könnte und dem Beispiel des Onlineshops folgen.