Der kanadische Oppositionsführer der Liberalen, Justin Trudeau, sagte, er wolle in Kanada die Steuern für Mittelklasse-Familien senken. Gleichzeitig, so Trudeau, wolle er die Steuern für Reiche oder Besserverdienenden in Kanada anheben.
In Kanada läuft zunehmend eine Diskussionen um Steuergerechtigkeit. Denn in dem flächenmäßig größten Land auf dem amerikanischen Kontinent gibt es die Tendenz, dass die Reichen immer reicher werden, Steuern gut umgehen können. Das Nachsehen hat, wie in Deutschland, die Mittelschicht – sowohl Einzelpersonen, als auch Familien oder Mittelstands-Unternehmen. Denn sie leidet unter einer überproportional hohen Steuer.
Das Thema Steuern spiel im kanadischen Wahlkampf eine große Rolle. Denn im Oktober kämpft die konservative Regierung unter Premierminister Stephen Harpers um ihre Wiederwahl. Gleichzeitig versucht die Opposition einen Regierungswechsel herbeizuführen. Kanadas Regierungschef Harpers ist bereits seit 2006 in Kannada an der Macht.
Kritiker werfen ihm vor, unverhältnismäßig hohe Steuerentlastungen für Reiche während seiner Regierungszeit durchgesetzt zu haben und gleichzeitig einseitig den Mittelstand und arme Menschen mit höheren Steuern belastet zu haben.
Dennoch sind Steuern in Kanada im Vergleich zu EU-Ländern wie Deutschland eher niedrig. Muss in Deutschland bereits ab einem Bruttujahreseinkommen in Höhe von circa 52.000 Euro der Spitzensteuersatz bezahlt werden (auf alle Beträge, die über den 52.000 Euro), gilt dieser auch für Personen mit einem Einkommen von über 500.000 Euro (42%). Viele sehen aber gerade darin eine ungleiche Behandlung von Reichen und etwas über dem Durchschnitt verdienenden Menschen. Denn mit einem Bruttoeinkommen im Jahr von etwas über 50.000 Euro ist man auch in Ländern wie Deutschland alles andere als reich
Ist in Deutschland die Steuerlast schon für Personen mit etwas über dem Durchschnitt liegenden Einkommen hoch, sorgten die Konservativen in Kanada dafür, dass für Gutverdiener oder Reiche kaum Steuern bezahlen müssen. So werden Einkommen von über 200.000 Kanadischen Dollar gerade einmal mit 29% besteuert. Die Liberalen in Kanadas Regierungsopposition wollen diesen recht niedrigen Steuersatz bei einem möglichen Wahlsieg im Herbst 2015 auf wenigstens 33% erhöhen.
Dennoch: Ähnlich wie in Deutschland, ist in Kanada die Einkommenssteuer nicht die einzige Steuer, welche das Einkommen von Bürgern auffrisst. Summiert man beispielsweise in Deutschland die Mehrwertsteuer in Höhe von 19% auf, welche beim Kauf von Waren in der Regel anfällt, so erhöht sich der Steuersatz für Einkommen in Höhe von über rund 52.000 Euro auf fast 61%. Das setzt sich aus dem zu bezahlenden Spitzensteuersatz in Höhe von 42% für sämtliche Einkommen, welche über 52.000 Euro liegen zusammen, sowie den 19% Mehrwertsteuer auf Produktkäufe.
Ähnlich sieht es in Kanada aus. In Regionen wie Ontario oder Quebec müssen Gutverdiener unter Berücksichtigung sämtlicher sonstiger Steuern welche auf die Einkommenssteuer summiert werden, im Schnitt um die 52% Steuern an den nimmersatten Staat abdrücken.