Das Finanzamt Plauen verkauft jetzt Mode.
Das Finanzamt Plauen verkauft jetzt Mode.

In Westdeutschland gibt es so etwas wohl gar nicht, in Ostdeutschland ist es aber in vielen Finanzämtern gerade früher nicht unüblich gewesen: Dass Steuerschuldner, die ein Gewerbe betrieben haben, ihren Warenbestand dem Finanzamt zur Verfügung stellen müssen, damit der Bestand im Finanzamt zu Verkauf angeboten werden kann. Aus den Erlösen sollen dann die Steuerschulden bezahlt werden.

Am Dienstag den 25. August 2015 ist es nun wieder so weit: Das Finanzamt im ostdeutschen Städtchen Plauen wird in seinen Räumlichkeiten, berichtet Autorin Manuela Müller von der Freien Presse Chemnitz, hochwertige Blusen und Kleider einer Steuersäumerin, einer Schneiderin, zum Verkauf anbieten.

Doch einfach war es nicht. So baute der Hausmeister des Finanzamtes Plauen extra eine Umkleidekabine. An der Kasse sitzen die Steuerbeamten, die wohl teils auch modekundig sein sollen. Die Freie Presse Chemnitz schreibt: „Ein Teil des Bürogebäudes im Plauener Westen wird zum Mode-Mekka.“

Im Verkauf angeboten wird Damenkleidung zum Schnäppchenpreis. Allerdings sind die Stücke, welche im Finanzamt Plauen angeboten werden, hochwertige Einzelstücke aus Seide und anderen guten Materialen – kein Billigramsch also. Das Finanzamt Plauen sagt schlicht: „Die Sachen wurden gepfändet“. Aus dem Modeverkauf-Erlös sollen jetzt die Steuerschulden der Schneiderin beglichen werden. Die Frau sei damit einverstanden, schreibt die Freie Presse Chemnitz.

Immerhin 300 handgefertigte Kleidungsstücke möchte das Finanzamt Plauen in den zum Modehaus umgestalteten Räumlichkeiten verkaufen. Alles Made in Germany, nichts stamme aus Indien oder Bangladesh.

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Die Modestücke sollen allerdings nicht zu Schleuderpreisen an die Frau oder den Mann gebracht werden. Vielmehr habe man sich kundig gemacht, wie teuer die Stoffe im normalen Einzelhandel sind und wie viel üblicherweise für die Arbeitsstunden einer Schneiderin veranschlagt werden müssen. Von 200 bis 20 Euro das Kleidungsstück sei alles mögliche Modische im Verkauf.

Schon einmal gab es in der Plauener Finanzbehörde eine ähnliche Verkaufsveranstaltung, zitiert die Freie Presse den Finanzamt-Leiter Werner Goller. Allerdings sei das lange her – zuletzt in den 1990er Jahren. Mittlerweile, ergänzt Goller, gebe es bei den meisten Steuerschuldner einfach nichts mehr zu holen. Zudem gelte: „Wenn wir etwas verkaufen, muss es im Eigentum des Steuerschuldners stehen. Doch genau das sei immer seltener der Fall, die meisten Steuersäumer hätten schlicht nichts mehr. Und weiter: „Wir verwerten bis zum bitteren Ende.“

Termin Mode-Basar Plauener Finanzamt: Dienstag den 25. August zwischen 10 und 18 Uhr. Ort: Europaratstraße 13, Zimmer 133. Die 13 sollte wohl keine Unglückszahl sein – zumindest nicht für das Finanzamt. Aber traurig sein dürfte an dem Tag eine: Die Schneiderin, die wahrscheinlich mit viel Herzblut die 300 Kleidungsstücke nähte und nun zusehen muss, wie das Finanzamt einen großen Kuchen von der Arbeit ab haben möchte.

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Von Herbert

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