Die italienische Post wagt den Börsengang.
Die italienische Post wagt den Börsengang.

Die italienische Regierung beschleunigt ihr Privatisierungsprogramm großer staatlicher Unternehmen und bringt nun auch die italienische Post an die Börse. Mit dem Börsengang möchte der klamme italienische Staat einerseits seine Schulden etwas abbauen, andererseits erhofft sich die italienische Regierung, dass Investoren die italienische Post wieder auf Vordermann bringen.

Während der Deutschen Post vor allem mit dem Ausbau des Logistik-Unternehmens DHL ein weltweit phänomenaler Erfolg gelang – vor Jahren eingefädelt durch den in einen Steuerskandal später verwickelten Klaus Zumwinkel – ist die italienische Post zumindest im Post- und Paketgeschäft nur noch ein Schatten seiner selbst.

Immerhin kann aber die Poste Italiane bemerkenswerte Erfolge in Finanzdienstleistungen vorweisen. So verwaltet sie immerhin 12,2 Millionen Sparkonten und 6,2 Millionen Bankkonten mit angeblichen Einlagen in Höhe von 350 Milliarden Euro. Dabei floriert nach wie vor das Bankenschalter-Geschäft. Ähnlich wie in Polen werden auch in Italien trotz Online-Bankings zahlreiche Finanzgeschäfte per Filialbesuch von den Italienern erledigt. Vor allem Steuer, Stromrechnungen oder Strafzettel werden so gerne beglichen. Zum Finanzgeschäft der italienischen Post gehören auch Verträge rund um den Mobilfunk oder der Versicherungswirtschaft.

Zwar läuft das Finanzgeschäft der italienischen Post gut, sagen Analysten. Doch ist das einstige Kerngeschäft, das Austragen von Briefen und Paketen, eher heruntergewirtschaftet. Die ARD Tagesschau schreibt sogar, dass es in vielen Post-Filialen noch nicht einmal mehr Briefmarken gebe.

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480 Millionen Euro sollen als Dividende 2015 ausgeschüttet werden

Dennoch prognostizierte der gesamte italienische Postkonzern anlässlich seiner IPO-Vorstellung einen Jahresgewinn für 2015 in Höhe von 600 Millionen Euro. Der Gewinn soll zu 80 Prozent an die Anleger ausgeschüttet werden und zwar in Form einer garantierten Mindestauszahlung – also rund 480  Millionen Euro. Pro Aktie soll es entsprechend 35 Cent Dividende geben.

Auch wenn die italienische Post jetzt an die Börse geht und einen IPO vorbereitet, so sollen doch über 60 Prozent der Anteile im staatlichen Besitz bleiben. Von den 34 bis 40 Prozent der Anteile, welche an die Börse gebracht werden, sollen 80 Prozent direkt institutionelle Anleger erhalten. Insgesamt werden 453 Millionen Aktien an die Börse gebracht.

Den Börsengang begleiten die üblichen Verdächtigen vor allem aus den USA. Also die Bank of America und Merrill Lynch und die Citigroup. Hinzu kommen die Banca IMI, Mediobanca sowie Unicredit. Ebenso mit von der Partie sind Credit Suisse, Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley und UBS. Die Deutsche Bank wird im Zusammenhang mit der anstehenden Transaktion nicht genannt.  Als Berater habe man jedoch zudem auf das französische Bankhaus Rothschild zurückgegriffen. Auf Seiten der Post verantwortet den Börsengang Chief Financial Officer Luigi Ferraris.

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Italienische Post gehört mit 143.000 Angestellten zu den größten Arbeitgebern

Mit 143.000 Angestellten ist die Post einer der größten und bedeutendsten Arbeitgeber im Stiefelland. Vom Börsengang erhofft man sich Einnahmen in Höhe von rund 3,7 Milliarden Euro. Noch bis 22. Oktober können Anleger Aktien zeichnen, die zu einem relativ günstigen Preis von sechs bis 7,50 Euro verkauft werden. Doch ob der Aktienkurs der italienischen Post wirklich erheblich steigen wird, darf nach allen Erfahrungen mit europäischen Privatisierungen staatlichen Eigentums durchaus angezweifelt werden.

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Von Frank

Frank faszinieren ausgefallene Geschäftsmodelle und Steuersysteme. Neben Russland interessiert er sich besonders auch für die Schweizer Steuermodelle oder jene in Südafrika. Kontakt über: frank.herrmann@steuerratschlag.eu

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