Die Unternehmensberatung KMPG, die im Ruf steht bei Unternehmen teils Tagessätze von über 1000 Euro aufzurufen, behauptet jetzt in einer Studie, dass eine Flat-Tax auf Einkommen in Höhe von 23% Irland rund 5 Milliarden Euro jährlich mehr an Steuern einbringen würde.
Unter einer Flat-Tax meint man einen transaktionsunabhängigen einheitlichen Steuersatz. KPMG gehört zu den weltweit größten und bekanntesten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und ist vor allem in Deutschlands Unternehmen sehr präsent.
KPMG schlägt für Irland vor, dass in allen irischen Einkommensklassen einheitlich die 23%-Steuer gelten solle. Die Pauschalsteuer solle, so die Wirtschaftsprüfer, unabhängig von der Einkommenshöhe sowie Einkommensart in Irland gelten.
KPMG argumentiert in seiner Studie unter anderem, dass eine niedrigere Steuer auf Einkommen dazu führen würde, dass die Menschen mehr konsumierten und der Staat deshalb über ein Mehr an Steuern durch indirekte Steuern wie die Mehrwertsteuer einnehmen würde.
Mehr Netto führe zu mehr Konsum
Zudem argumentiert die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, dass niedrigere Steuersätze den irischen Arbeitsmarkt belebten, da von den Unternehmen mehr Arbeitsplätze geschaffen würden. Man habe zwei Effekte, sagt die Studie: Arbeitgeber müssten niedrige Bruttolohnkosten verkraften, Arbeitnehmer hätten mehr netto, was wiederum konsumiert werden könne.
Ein anderer Steuervorschlag, welcher derzeit in Irland diskutiert wird ist, dass zwar nicht alle Menschen einen einheitlichen Steuersatz bezahlen sollten – da Reiche hierdurch bevorzugt würden – aber wenigstens Menschen mit einem Jahresbruttoeinkommen von bis zu 70.000 Euro. Man wolle also Menschen mit mittlerem oder etwas überdurchschnittlich höherem Einkommen fördern, nicht aber die Reichen. Ein Ehepaar, welches beispielsweise jährlich 100.000 Euro verdiene habe so gut 15.000 Euro jährlich mehr an Netto zur Verfügung.
Grenzsteuersatz liegt in Irland derzeit bei 41 Prozent
In Irland gilt derzeit ein ähnlich hoher Grenzsteuersatz wie in Deutschland und zwar von 41%. In Deutschland liegt der Grenzsteuersatz bei 42% auf jeden Euro, der über circa 53.000 Euro verdient wird. Allerdings ist der Unterschied zwischen Irland und Deutschland, dass in Irland der Höchststeuersatz – also die 41% – nicht schon ab einem Einkommen von 53.000 Euro zu bezahlen ist, sondern erst deutlich darüber.
Kritiker des KMPG-Modells eines Pauschalsteuersatzes auf Einkommen in Irland sagen, dass ein wesentlich besserer Steuereffekt für den irischen Staat erzielt werden könne, wenn Steuerschlupflöcher beispielsweise in Steueroasen gestopft würden. Dies würde Irland jährlich gut 7,5 Milliarden Euro zusätzlich in die Staatskasse spülen, sagen sie.
Groteske am Rande: Gerade Irland gilt in der Europäischen Union neben Luxemburg oder den Niederlanden als Schlupfloch für Steuerflüchtlinge. Vor allem amerikanische Super-Konzerne wie Microsoft, Apple, Amazon, Google oder Facebook haben die irische Insel gewählt, um Länder wie Italien, Deutschland, Frankreich oder Großbritannien um Steuereinnahmen zu bringen – obwohl in diesen Ländern weltweit der meiste Umsatz durch die Silicon Valley-Riesen gemacht wird.
Jeder zweite Ire verdient unter 30.000 Euro brutto im Jahr / Diese Gruppe schultert 4 Prozent des gesamten Steueraufkommens auf der Insel
In Irland verdient statistisch betrachtet jeder zweite Steuerzahler unter 30.000 Euro brutto pro Jahr. Diese Einkommensgruppe begleicht rund 4 Prozent der gesamten Steuereinnahmen Irlands, hieß es kürzlich als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage.
In diesem Zusammenhang berechneten Steuerexperten nun auch, dass eine pauschale Kopfsteuer in Höhe von 23% auf jegliches Einkommen unabhängig von der Einkommensgröße dazu führe, dass jene, die unter 30.000 Euro brutto im Jahr verdienten – also jeder zweite Ire – künftig 20,4% des gesamten Steueraufkommens in Irland schultern würden.
Das hieße: Ihr Anteil am gesamten Staatssteueraufkommen würde sich also durch eine einheitliche Pauschalsteuer gut verfünffachen, während der Anteil der Reichen und Superreichen zurückginge.