Die polnische Regierung treibt die zentrale Verwaltung sämtlicher Steuerdaten in Polen weiter voran. Das Projekt läuft unter dem Schlagwort „Scentralizowany system poboru podatków“. Ziel ist es, dass jede Steuererklärung eines Steuerzahlers vom polnischen Finanzministerium sowie den lokalen Finanzämtern abgefragt werden kann.
Mit der Digitalisierung und Zentralisierung der Steuererklärungen möchte die rechts-konservative polnische Regierung überprüfen, ob der Betreffende oder die Betreffende in den Vorjahren korrekt Steuern bezahlt habe.
Noch im Jahr 2016 möchte Polen sein neues Steuerprüfsystem abgeschlossen haben, berichtet das polnische Wirtschaftsportal ksiegowosc.infor.pl. Bislang arbeiten das polnische Finanzministerium sowie die diversen Finanzämter des Landes mit drei unterschiedlichen Systemen zur Steuerverwaltung:
Mit Poltax, Poltax2b und Egapoltax. Alle drei Finanzverwaltungs-Systeme sollen aufgelöst und in einer einzigen aufgehen. Derzeit laufen umfangreiche Software-Tests, welche belegen sollen, ob die bisherigen Steuererhebungs-Systeme kompatibel mit dem neuen sind.
Letztlich wird es darauf hinauslaufen, dass jeder Pole, welcher steuerpflichtig ist, sich auf dem neuen polnischen Steuererklärungs-System ein Konto anlegt und darüber seine Steuererklärung digital abgibt.
Totale Kontrolle der persönlichen Onlinekäufe durch die Steuerbehörden in Polen?
Das System unterstützt nicht nur Lohnsteuerkarten, sondern auch Angaben über Erbschaften, Schenkungen oder wichtige Steuern auf Handlungen des Zivilrechts, wozu vor allem größere Anschaffungen gehören. Dazu zählen beispielsweise der Kauf eines Autos, aber auch sämtliche Käufe von Produkten oder Dienstleistungen über das Internet, was nach einer staatlichen Überwachung des Onlinehandels ausschaut.
Das neue System enthält im „Ordner-Entity“ sämtliche Daten, Schriftverkehre oder sonstige Dokumente, welche den Steuerzahler und seine Steuernummer IRS betreffen.
Das neue polnische zentrale Steuersystem „Scentralizowany system poboru podatków“ wird in Polen bereits seit 2014 in den Finanzämtern implementiert. Die Behörden möchten mit der Zentralisierung aber nicht nur inländische Steuerpflichtige besser erfassen, sondern auch die ausländischen. Betroffen sind sowohl Privatpersonen wie Unternehmen.
Bislang sind in dem zentralisierten neuen polnischen Steuersystem die Steuerdaten aller Steuerpflichtigen in Polen aus den Jahren 2013, 2014 und 2015 hinterlegt. In Einzelfällen können die Steuererklärungen bis zum Jahr 2009 rückwirkend in das System implementiert werden, in Ausnahmefällen sogar noch ältere. Damit wolle man, erklärte der polnische Finanzminister, möglichst umfangreich Einblicke in die Geschichte des Steuerzahlers erhalten.
Die Steuerzahler selbst sollen mit dem neuen System angeblich schneller als bislang ihre Steuererklärungen abgeben können. Gut sei zudem, dass die Steuerzahler künftig außerhalb des eigenen Wohnortes digital ihre Steuererklärung abgeben könnten, ohne dass sie sich persönlich zum örtlichen Finanzamt begeben müssten.
Im Gegensatz zu Deutschland trauen viele Polen der polnischen Post nicht und geben deshalb häufig nach wie vor die Steuererklärung jährlich persönlich beim örtlichen Finanzamt ab.