In einem mehrspaltigen umfangreichen Artikel rechnet die amerikanische Wirtschaftszeitung The Wall Street Journal detailliert vor, wonach die Deutsche Bank AG seit bald 20 Jahren zu den Haupt-Finanziers von Projekten, welche mit dem Namen des amerikanischen Präsidentschaft-Anwärters Donald Trump (Republikaner) in Verbindung gebracht werden, gehöre.
Angeblich habe die Deutsche Bank seit 1998 Projekte, welche dem Imperium von Donald Trump zugerechnet werden, mit einer Kreditlinie von rund 2,5 Milliarden US-Dollar versehen. Hinzu kämen weitere 1 Milliarde US-Dollar, welche die Deutsche Bank für Projekte gegeben habe, für welche Donald Trump seinen Namen gegeben habe („Trump-affilated entities“).
Allerdings, so das The Wall Street Journal, seien die Kredite stets wieder zurückbezahlt worden. Dennoch ist der Artikel in seiner Detaildichte bemerkenswert, auch in seinem Versuch, eine dubiose Geruchsnote sowohl der Deutschen Bank, welche das Wall Street Journal als „now-struggling bank“ bezeichnet, anzuheften, als auch Donald Trump selber.
Das Wall Street Journal ist mit rund zwei Millionen Exemplaren die weltweit wichtigste und eine der größten Tageszeitungen. Sie gehört zum Medien-Imperium von Rupert Murdoch, der mit rund 30 Prozent an der von ihm gegründeten News Corporation beteiligt ist. Murdoch hatte das Blatt vor Jahren für rund 5 Milliarden US-Dollar übernommen.
Hotelprojekte mit dem Namen Donald Trump gehörten zum Investment-Volumen der Deutschen Bank
Zu den wichtigsten Projekten von Donald Trump, welche die Deutsche Bank mit Kreditlinien finanziert haben soll, gehören laut Wall Street Journal:
40 Wall Street mit 125 Millionen US-Dollar (im Jahr 1998), das Trump Hotels & Casino Resorts Atlantic City nördlich von New York mit 468 Millionen US-Dollar (im Jahr 2003), das Trump International Hotel & Tower in Chicago mit 640 Millionen US-Dollar (2005).
Weitere Trump-Projekte, welche die Deutsche Bank mit finanziert habe, seien: Das Dort Golf Resort & Spa in Miami mit 125 Millionen US-Dollar (2011), das 1290 Avenue of the Americas mit 950 Millionen US-Dollar (2012) oder das Old Post Office Pavillon Hotel in Washington DC mit 170 Millionen US-Dollar im Jahr 2014.
Die Wirtschaftszeitung The Wall Street Journal schreibt, wonach die amerikanischen Investment-Banken selber sich nicht prinzipiell von Donald Trump ferngehalten hätten. Vielmehr hätten sie sich mit Kreditlinien angeblich auch deshalb zurückgehalten, da er seit 20 Jahren häufig nicht mehr selber baue, sondern für Bauprojekte seine Marke, also seinen Namen, zur Verfügung stelle.
Zum Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, 2008, soll es einmal zu Kredit-Verzögerungen bei Trump gegenkommen sein
Doch auch das schreibt The Wall Street Journal: Einmal sei es bei einer Rückzahlung eines durch die Deutsche Bank zur Verfügung gestellten 334 Millionen US-Dollar Kredites im Jahr 2008 zu Verzögerungen gekommen. Die Weltwirtschaftskrise war damals durch US-Investmentbanken ausgelöst worden.
Die USA selber hatten die Finanzkrise nur durch ein über 800 Milliarden US-Dollar schweres staatliche Rettungspaket für Banken und Versicherungen einigermaßen in den Griff bekommen können. Ähnliche Rettungspakete mussten in der Europäischen Union aufgelegt werden und tragen das Finanzsystem der EU bis heute.
Damals, 2008, habe Donald Trump jedoch angeblich gesagt, er habe ja prophezeit, wonach ein Bauprojekt nicht gut gewesen sei und man das Geld deshalb (ihm?) nicht leihen hätte sollen. Am Ende sei aber dennoch alles zurückbezahlt woren.
Angeblich sei aber das Gerücht um die angeblichen Aussagen von Trump an der Gerüchteküche von Wall Street herumgereicht worden, weshalb er bei einigen Investmentbankern seither eine Persona non grata sei. Dies behauptet zumindest The Wall Street Journal.
Unter dem Teppich kehrt das The Wall Street Journal, dass Donald Trump selber deutschstämmig ist und seine Vorfahren zum Teil aus Rheinland-Pfalz stammen. Das gilt auch für andere amerikanische superreiche Familien. Hierzu gehören beispielsweise die Heinz Ketchup-Dynastie oder der Rockefeller-Clan, ebenso die Gründer des amerikanischen Merck Pharmakonzerns.
Merck in den USA wurde von der gleichen Merck-Familie gegründet, welche den Merck-Konzern in Deutschland aufbaute. Dass die Unternehmen heute offiziell nichts miteinander zu tun haben, liegt am Ersten Weltkrieg, welchen Deutschland verloren hatte.
Schwieriges Verhältnis zwischen einigen in der US-Elite und der deutschen Wirtschaft
Damals drohte die US-Regierung Deutsche Firmen in den USA zu enteignen. Nur wer glaubhaft machen konnte, dass eine Firma mittlerweile amerikanisch und nicht deutsch sei, konnte seine Firma behalten. Deshalb entschied sich der amerikanische Zweig der Merck-Familie offiziell zu sagen, man habe nichts mit dem deutschen Merck-Konzern gemeinsam, sei vielmehr selbstständig.
Solche Anekdoten zeigen vor allem eines: Wie schwierig das Verhältnis der US-Eliten nach wie vor zu Deutschland ist. Donald Trump und die Deutsche Bank AG sind dabei nur ein Kapitel einer sehr langen durchaus auch konfliktträchtigen Geschichte. Der VW-Skandal von heute ist ein weiteres Kapitel darin.
Aktuell, behauptet das Wall Street Journal, würden Citigroup Inc., J.P. Morgan Chace & Co., Goldman Sachs Group oder Morgan Stanley nicht mit Donald Trump zusammenarbeiten. Dabei zitiert das Blatt einen Goldman Sachs Manager mit den Worten:
Die derzeitige Nicht-Zusammenarbeit zwischen Trump und US-Investmentbanken beruhe auch daran, dass es beispielsweise im Falle von Goldman Sachs kaum geschäftliche Interessens-Überschneidungen mit dem Immobilien-Geschäft von Donald Trump gebe.
Wall Street-Banker hatten die Weltwirtschaftskrise ausgelöst
Das Wall Street Journal behauptet weiter, wonach die nicht intensiven Beziehungen zwischen Trump und Wall Street-Investmentbankern einer der Gründe sei, weshalb Wall Street-Banker kaum den Wahlkampf von Trump unterstützten.
Für US-Verhältnisse lächerlich niedrige 17 Millionen US-Dollar hätten bislang Investment-Banker in den Wahlkampf von Donald Trump investiert. Allerdings habe auch Trumps Konkurrentin Hillary Clinton von den Demokraten lediglich 19 Millionen US-Dollar von Wall Street bislang erhalten. Zumindest nach offizieller Lesart.
Ivanka Trump, eine Tochter von Donald Trump, sagte gegenüber dem The Wall Street Journal, wonach die Trump-Real-Estate-Holding, die Trump Organisation LLC, überhaupt keine Probleme habe, auch mit amerikanischen Investmentbanken zusammenzuarbeiten.
Vielmehr bekäme man auch von dort permanent Anfragen auf Zusammenarbeit. Jedoch habe Trump oftmals überhaupt keinen Bedarf nach Cash, da man sehr viel Geld auf der hohen Kante habe und eine großartig ausgeglichene Bilanz.
Seit den 1990er Jahren arbeitet die Deutsche Bank mit Donald Trump zusammen
Dass die Deutsche Bank über Jahre eng mit Trump zusammengearbeitet habe, liege daran, schreibt The Wall Street Journal, dass die Deutsche Bank in den 1990er Jahren heiß darauf gewesen sei, in den sich abzeichnenden Real-Estate-Boom frühzeitig zu investieren. Neben Donald Trump habe man dabei Harry Macklowe finanziert.
Genüsslich zieht das Wall Street Journal aber auch das Trump-Buch aus dem Jahr 2007 aus der Schublade, welches den vielsagenden Titel „Think Big And Kick Ass In Business And Life“ hatte.
Ebenfalls ein Zitat, welches das Wall Street Journal dem Präsidentschaftskandidaten Trump zuspielt, ist die Aussage, wonach der Real-Estate-Mogul gesagt haben soll, im Zweifelsfall sei ein großer Kredit das Problem der Banken und nicht seines.
So soll Trump angeblich in einem im Jahr 2009 vor Gericht mit der Deutschen Bank ausgetragenen Konflikt gesagt haben: „What the hell did I care? I actually told one bank, ‚I told you you shouldn’t have loaned me that money. I told you that god-damn deal was no good.‘“
Sollte Donald Trump Präsident werden, kann sich die Deutsche Bank freuen
Letztlich aber habe Trump 2012 die ausstehenden Schulden zurückbezahlt und zwar mit Hilfe des private banking-Sektors der Deutschen Bank. Dennoch sei es auch danach immer wieder zu Geschäften zwischen Bereichen der Deutschen Bank und Trump gekommen, welche ein Volumen von 300 Millionen US-Dollar gehabt hätten, behauptet The Wall Street Journal.
Sollte Donald Trump tatsächlich Präsident werden, kann sich die Deutsche Bank schon heute über die Zusammenarbeit mit dem Immobilien-Mogul freuen. Denn angeblich soll er gesagt haben, er wolle einen möglichen Präsidentschaft-Gewinn im Moral Golf Resort and Spa in Miami feiern, ein Projekt, für welches Trump 2011 seinen Namen gab und welches unter anderem von der Deutschen Bank mitfinanziert worden war. Doch auch das ist klar: Bislang war Trump immer noch für eine Überraschung gut.