Es sind Zustände, von denen Deutsche nur träumen können: Die Steuern werden in Singapur für Mütter zwar leicht erhöht, aber auf einem äußerst niedrigen Niveau.
So gilt künftig: Verdient in Singapur eine Mutter beispielsweise jährlich 152.000 Singapur Dollar, also umgerechnet 99.209 Euro, gilt ab 2017, dass ein Pauschalbetrag in Höhe von 80.000 Singapur Dollar, beziehungsweise 52.215 Euro, steuerfrei ist. Dies entspricht rund 50% ihres Einkommens.
Unter den 80.000 Singapur Dollar steuerfreies Einkommen sind unter anderem 53.151 Singapur Dollar, welche im Rahmen des Steuer-Status einer arbeitenden Mutter pauschal abgesetzt werden dürfen. Hinzu kommen 6.360 Singapur Dollar für die Beschäftigung eines ausländischen Kindermädchens (Foreign Maid Levy relief).
Damit sinkt das versteuerbare Einkommen einer solchen Mutter auf nur noch 71.860 Singapur Dollar, entsprechend 46.902 Euro.
Auf diese 71.860 Singapur Dollar müssen Mütter in Singapur aber letztlich auch fast keine Steuern bezahlen – und zwar nur 2.780 Singapur Dollar, also 1814 Euro, beziehungsweise 1,8 Prozent. Diese Mini-Steuer wird im reichen Stadtstaat Singapur gar als Erfolg für die Steuerbehörden vermeldet, da man so nun 100 Millionen Singapur Dollar, beziehungsweise 65,27 Millionen Euro, zusätzlich in der Kasse habe.
Voraussetzung für diese Niedrigst-Steuer ist, dass die Mütter berufstätig sind und in der Steuerklasse „Working Mother’s Child Relief“ verzeichnet sind, kurz „WMCR“. Auf Deutsch würde etwas umständlich formuliert man von der Steuerklasse „Arbeitende Mütter Steuer-Nachlass für Kinder“ sprechen.
Trotz Mini-Steuer in Singapur gibt es Kritik
Die in Singapur viel gelesene englischsprachige Tageszeitung „Straits Times“ berichtet auf ihrem Online-Auftritt, dass trotz der Niedrig-Steuer in Singapur beispielsweise Girish Naik, Director of global mobility beim amerikanischen Unternehmensberatungs-Konzern PricewaterhouseCoopers (PwC), fürchtet, dass die leicht erhöhte Steuer höherverdienende Mütter negativ beeinflussen könne.
Ähnlich äußerte sich Wu Soo Mee, Partnerin bei der ebenfalls amerikanischen Unternehmensberatung Ernst & Young. Sie sagte, berufstätige Mütter, die umgerechnet über 99.209 Euro in Singapur im Jahr verdienten und zwei Kinder hätten, seien benachteiligt, da sie nun mehr Steuern bezahlen müssten.
„Mütter könnten sich weigern zurück zur Arbeit zu gehen“
Die Sozialorganisation Deloitte Singapore malt gar düster an die Wand, wonach sie sich vorstellen könne, dass die neue leicht erhöhte Ministeuer in Singapur gar höherverdienende Mütter ganz davon abhalten könnte, nach der Schwangerschaft zurück an den Arbeitsplatz zu kehren. Deshalb sei die Begrenzung der Steuererleichterungen falsch, da es im Widerspruch zum fürsorglichen Singapur stehe.
Grundsätzlich kann jede Mutter in Singapur im Bereich der Steuerklasse „WMCR“ 15 Umstände in der Steuererklärung angeben, welche zur Entlastung von Steuer führen, also einer „personal income tax relief“.
Für das erste Kind werden auf den Basis-Steuersatz pauschal 15 Prozent Steuer-Rabatt gewährt, für das zweite Kind 20 Prozent und für jedes weitere Kind 25 Prozent. Diese steuerlichen Erleichterungen summieren sich. Das bedeutet, hat eine Mutter 2 Kinder, kann sie mindestens 35 Prozent Steuer-Rabatt auf ihren Basis-Steuersatz geltend machen, maximal aber 50 Prozent.
Der Finanzminister von Singapur, Heng Swee Keat verweist trotz der Kritik an der Steuerreform darauf hin, dass die Steuern in Singapur immer noch sehr niedrig seien, weshalb man darauf achte, dass „unsere persönliche Einkommensteuer-Belastung gering“ bleibe und Singapur damit weiterhin „wettbewerbsfähig“ bleibe.
Drei Beispiele, wie Einkommenssteuer in Singapur berechnet wird
Das Nachrichtenportal „Business Asiaone“ erklärt anhand von drei Beispielen, wie das Steuersystem in Singapur grundsätzlich aussieht:
Fall A: Jährliches Einkommen von 32.500 Singapur Dollar mit Steuersatz von 0,88 Prozent
Herr Lee verdient 2500 Singapur Dollar im Monat mit einem 13. Gehalts-Bonus am Ende des Jahres. Sein jährliches Einkommen beträgt also in Summe 32.500 Singpur Dollar.
Für die ersten 20.000 Singapur Dollar muss er keine Steuern bezahlen. Für die nächsten 10.000 Singapur Dollar muss er 2 Prozent Steuern bezahlen und für die letzten 2500 Singapur Dollar 3,5 Prozent Steuern. Das bedeutet also eine jährlich zu bezahlende Gesamt-Steuer in Höhe von 200 Singapur Dollar + 87,50 Singapur Dollar, also in Summe 287,50 Singapur Dollar. Die durchschnittliche Steuer-Rate von Mr. Lee wäre also 0,88 Prozent pro Jahr.
Fall B: Jährliches Einkommen von 50.000 Singapur-Dollar mit Steuersatz von 2,5 Prozent
Frau Hazirah verdient 4000 Singapur-Dollar pro Monat mit einem variablen Bonus von 2000 Singapur-Dollar, in Summe also ein jährliches Einkommen von 50.000 Singapur Dollar.
Auch hier gilt wieder: Für die ersten 20.000 Singapur Dollar bezahlt er keine Steuern. Für die nächsten 10.000 bezahlt er 2 Prozent Steuern, aber 3,5 Prozent Steuern auf die weiteren 10.000 Singapur Dollar. Auf die letzten 10.000 Singapur Dollar bezahlt er 7 Prozent Steuern. Das bedeutet: Er bezahlt jährlich 200 Singapur Dollar Steuern + 350 + 700, also insgesamt eine jährliche Steuer in Höhe von 1250 Singapur-Dollar. dies entspricht einer Steuerrate in Höhe von gerade einmal 2,5 Prozent.
Fall C: Jährliches Einkommen von 120.000 Singapur-Dollar mit Steuersatz von 6,6 Prozent
Frau Kaur verdient zwar monatlich kein stetes Einkommen, bringt es aber am Jahresende im Schnitt auf ein Einkommen in Höhe von 120.000 Singapur Dollar, umgerechnet 78.323 Euro. Dies bedeutet, dass sie jährlich 7950 Singapur Dollar an Steuern bezahlt, beziehungsweise 5189 Euro. Dies entspricht einem jährlichen Steuersatz von 6,6 Prozent.
Nach dieser Rechenart steigt in Singapur also die Steuerrate progressiv zum Einkommen. Aber selbst wenn jemand 10.000 Singapur Dollar im Monat verdient (6527 Euro), rechnet Business Asia vor, bezahlt jemand in Singapur gerade einmal im Schnitt eine Einkommenssteuer in Höhe von maximal 6,6 Prozent. Maximal deshalb, da die Regierung von Singapur von Jahr zu Jahr unterschiedlichste weitere Tax-Rabatte anbietet, also Ausgaben-Bereiche, die die Steuer senken können.
Das kann mal eine sinkende Steuer sein, wenn man seine Eltern zu Hause pflegt oder ein behindertes Familienmitglied oder sich kurz vor der Rente befindet.
Hinzu kommt ein Steuerrabatt in Höhe von bis zu 20 Prozent auf den Basis-Steuersatz
So kann ein Steuer-Rabatt von 20 Prozent auf die sonst zu zahlende Steuer hinzu kommen. Derzeit ist dieser Steuer-Rabatt aber bei 2.000 Singapur Dollar absolut gedeckelt. Dies bedeutet:
Verdient jemand jährlich 120.000 Singapur-Dollar bei einer regulären jährlichen Steuerbelastung in Höhe von 7.950 Singapur Dollar, erhält dieser gegebenenfalls einen weiteren Steuer-Nachlass in Höhe von bis zu 2.000 Singapur Dollar. In Summe müsste diese Person also maximal jährlich 5.950 Singapur-Dollar Steuern bezahlen.
Dass einige in Singapur sich nun über steigende Steuern beklagen, liegt unter anderem daran, dass 2013 ein Steuerrabatt in Höhe von 30 bis 50 Prozent gewährt worden war, wobei die absolute Deckelung bei einem Rabatt von maximal 1.500 Singapur Dollar gelegen hatte.
Nur 7 Prozent Mehrwertsteuer in Singapur
Niedrig ist auch die Mehrwertsteuer in Singapur. Beträgt sie in Deutschland 19 Prozent, müssen Singapurer gerade einmal 7 Prozent Mehrwertsteuer (Mwst) bezahlen.
Kann ich diesen Artikel in Englisch haben? Möchte ihn gerne meinem Onkel in Singapur zeigen.
@ Arb Anita: Hier können wir leider nur eine automatische Online-Übersetzung empfehlen, über welche Sie für Ihre Mutter den Text übersetzen lassen können, z.B. über: http://www.bing.com/Translator. Viel Erfolg!