PR-Gag "höchste Rentenerhöhung in 23 Jahren": Millionen Rentner erhalten Renten, die kein bequemes Füßehochlegen ermöglichen.
PR-Gag „höchste Rentenerhöhung in 23 Jahren“: Millionen Rentner erhalten Renten, die kein bequemes Füßehochlegen ermöglichen.

Der deutsche Staat als Steuervielfraß macht auch vor Rentnern nicht halt: So werden nun weitere 160.000 Rentner nach dem Willen der deutschen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD in eine Steuerpflicht rutschen. Und das bereits ab einer relativ niedrigen Rente in Höhe von 1207 Euro monatlich.

Nach Auskunft des CDU-Bundesfinanzministers Dr. Wolfgang Schäuble sehe er die Steuerpflicht der Rentner bereits ab einer relativ niedrigen Grenze in Höhe von 1207 Euro monatlich, beziehungsweise 14.484 Euro jährlich, als „eine Frage der Gerechtigkeit“.

Fakt ist aber auch: Single-Rentner bezahlen in Deutschland teils schon für die Krankenkasse 500 bis 700 Euro monatlich. Rechnet man die monatliche Miete hinzu – ebenfalls leicht um die 700 bis 800 Euro – bleiben schon heute kaum mehr Rentenbezüge zum Leben übrig.

Laut Bundesfinanzministerium müssen ab 1. Juli 2016 insgesamt 4,4 Millionen Rentner in Deutschland Steuern auf ihre Rentenbezüge bezahlen. Dazu gehören auch beispielsweise Mieteinnahmen oder mögliche Ausschüttungen aus Aktienfonds.

Künftig unterliegt rund jeder 5. Rentner in Deutschland einer Steuerpflicht. Das bedeutet aber auch: 4 von 5 Rentnern erhalten Renten, welche unter 1200 Euro monatlich brutto für netto liegen.

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Die Durchschnittsrente liegt in Deutschland bei gerade einmal 776 Euro monatlich

Geradezu absurd klingt das Feiern der großen Koalition, wonach man nun „die stärkste Rentenerhöhung seit 23 Jahren“ zu verkünden habe. Grund: Die Durchschnittsrenten bewegen sich in Deutschland gerade einmal bei 776 Euro monatlich. Dabei bringen es die Männer durch ein im Schnitt längeres Berufsleben monatlich auf eine Rente von 952 Euro, die Frauen im Schnitt aber nur auf 579 Euro. Auf diese Durchschnittsbeträge kommen künftig 4,25 Prozent mehr Rente im Westen und 5,95 Prozent im Osten.

Warum in Ostdeutschland prozentual eine stärkere Erhöhung erfolgt, als im Westen, dazu hat sich die Bundesregierung nicht detailliert geäußert. Denn schon heute beziehen die Ostdeutschen eine monatliche Durchschnittsrente von 839 Euro, die Westdeutschen aber nur von 713 Euro. Dies entspricht einer Differenz von rund 120 Euro monatlich, beziehungsweise 1440 Euro jährlich.

Begründet wird dies damit, dass nach der Wende 1990 die damalige Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP die damals noch gültige faktisch wertlose DDR-Mark eins zu eins mit der in Westdeutschland gültigen starken Deutschen Mark umgewandelt hatte.

Für die Ostdeutschen begünstigend kommt hinzu, dass in der DDR die Menschen, vor allem auch die Frauen, im Schnitt länger berufstätig waren. Einige sagen, die höhere Renten in Ostdeutschland seien zudem eine späte Teil-Wiedergutmachung an dem Unrecht, das den einstmals rund 15 Millionen Ostdeutschen während der sozialistischen Diktatur geschehen sei.

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Allerdings gilt auch dies: Die Lebenshaltungskosten – vor allem die Mieten – sind in Westdeutschland im Schnitt 30 Prozent teurer als in Ostdeutschland.

Kommentar zur „stärkste Rentenerhöhung seit 23 Jahren“ und der Steuerpflicht bereits ab 1207 Euro

Ob West- oder Ost-Deutschland: Die Renten in Deutschland sind im Schnitt kaum doppelt so hoch, wie jene in China. Insofern ist auch die groß gefeierte „stärkste Rentenerhöhung seit 23 Jahren“ eher als PR-Gag zu verbuchen, denn als wirklichen Fortschritt.

Da die Prozent-Erhöhung pauschal unabhängig von der Rentenhöhe festgelegt wurde, fördert sie vor allem jene, die es nicht unbedingt nötig haben: Und das sind die wohlhabenderen Rentner. Gerechter wäre es gewesen, die prozentuale Rentenerhöhung wenigstens so zu gestalten, dass Niedrigst-Renten stärker erhöht werden, als höhere Renten.

Bis vor wenigen Jahren waren Rentenbezüge in Deutschland zudem steuerfrei. Die relativ niedrige Steuergrenze bereits auf 1207 Euro monatlich in Deutschland festzulegen, ist letztlich ein Skandal.

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Wichtiger denn je ist trotz allem: So früh als möglich privat vorsorgen. Das kann eine Riester-Rente sein, noch besser ist es aber, man splittet das Risiko und investiert in einen guten Aktienfonds, versucht sich eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen und schließt ergänzend zum Beispiel noch eine steuerlich begünstigte Betriebliche Altersvorsorge ab.

Die von den Versicherungskonzernen angebotenen Rentenversicherungen sind zwar letztlich auf Grund sehr hoher Kosten, welche die Versicherungen vom Sparer einziehen (sie können in den ersten sieben bis 12 Jahren unter Berücksichtigung einer schlechten Performance der Anlagebeträge bis zu 30 Prozent der Sparsumme betragen), nachteilig.

Für solche staatlich anerkannten privaten Rentenversicherungen spricht wenigstens, dass sie zumindest  später teils vor dem Zugriff des Staates gesichert sind. Denn wer in Deutschland auf Hartz IV-Niveau fällt, der erhält Hartz IV erst dann, wenn er alle privaten Rücklagen, auch jene für das Alter, auflgelöst hat. Das bedeutet: Selbst eine mögliche Eigentumswohnung muss verkauft werden. Ausnahme: Eine staatlich akzeptierte Rentenversicherung.

Artikelverweis: „536.000 Deutsche brauchen Hartz-IV Grundsicherung im Alter zusätzlich zur Rente“.

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Von Herbert

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