Sparkassen sind in vielen Regionen vor allem für den Mittelstand wichtig.
Sparkassen sind in vielen Regionen vor allem für den Mittelstand wichtig.

Künftig müssen Unternehmen für hohe Banken-Sparguthaben, beziehungsweise Rücklagen, bei Bayerns Sparkassen eine Strafgebühr bezahlen. Dies kündigte Dr. Ulrich Netzer, der Präsident des Sparkassenverband Bayern an. Betroffen dürfte vor allem der Mittelstand sein.

In Bayern gibt es nach Angaben des Sparkassenverbands 71 Sparkassen, welche 2.327 Geschäftsstellen unterhalten. In diesen Geschäftsstellen arbeiten 43.936 Mitarbeiter, wovon 3.490 Auszubildende sind.

Dabei kämen, so der Sparkassenverband Bayern, auf die 12,7 Millionen Einwohner des Freistaats rund 16,6 Millionen Bankkonten bei Bayerns Sparkassen. Insgesamt haben die Sparkassen Bayerns an Privatbürger oder Unternehmen und sonstige Institutionen aktuell 116 Milliarden Euro Kredite vergeben. Dem stehen Kundeneinlagen in Höhe von 146 Milliarden Euro entgegen.

Beim Plan, Strafzinsen auf Kundeneinlagen zu erheben, dürften also vor allem die 146 Milliarden Euro Kundeneinlagen im Fokus stehen.

Nach Plan sollen künftig zumindest Geschäftskunden mit hohen Einlagen bei Sparkassen in Bayern Strafzinsen in Form zusätzlicher Gebühren bezahlen, erklärte nun Bayerns Sparkassen-Präsident Ulrich Netzer.

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Ab welcher Summe die Strafzinsen fällig werden, ist noch nicht bekannt. Im Gespräch sind Summen in Millionenhöhe. Bayerns Sparkassenpräsident verteidigt die geplanten Strafzinsen mit den Worten, wonach man „nicht auf Dauer“ so viel Geld im eigenen Tresor lagern könne.

Dies bedeute wiederum, dass die Sparkassen selber hohe Geldbeträge auf Konten der Europäischen Zentralbank (EZB) oder anderer Landesbanken verschieben müssen, was aber die Sparkassen selbst Geld koste. Denn die EZB verlangt ihrerseits seit geraumer Zeit Strafzinsen in Höhe von 0,4% für hohe Einlagen.

Das bedeutet: Legt jemand 1 Millionen Euro bei der EZB an, werden 4000 Euro Strafzinsen pro Jahr fällig. Allerdings müssen diese Strafzinsen nicht in kompletter Höhe an die Kunden weitergereicht werden.

Die künftigen Strafzinsen dürften vor allem den deutschen Mittelstand treffen, da die Sparkassen für diesen häufig die wichtigste Anlaufstelle darstellen, geht es um Bankgeschäfte und Refinanzierungen.

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Im Gegensatz zu Geschäftskunden müssen Privatkunden vorerst mit keinen Strafzinsen in Bayern rechnen. Allerdings scheinen Strafzinsen auch für private Sparer künftig nicht ausgeschlossen. Schwer vorstellbar ist dabei jedoch, dass diese Sondergebühren bereits auf niedrige Spareinlagen beispielsweise von Schülern erhoben werden.

Denn es gehört seit Jahrzehnten in Deutschland zur beliebten Praxis, dass Schüler von ihren Eltern, Verwandten, Nachbarn oder sonstigen Freunden zur Einschulung ein Sparbuch der örtlichen Sparkasse erhalten, auf welches sie während der Schulzeit Geld einzahlen können. So sollen früh Gelder für die spätere teure Ausbildung, beispielsweise das Studium, den Führerschein, das erste Auto, oder die erste Wohnung angespart werden.

Nicht ausschließen möchten Bayerns Sparkassen, dass künftig, um weitere Strafzinsen zu umgehen, höhere Beträge in eigenen Tresoren gelagert werden. Diese Option gilt nach Angaben von Sparkassen-Präsident Netzer für den Fall, dass die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank weiter steigen.

Erst kürzlich hatte unter anderem der Donaukurier berichtet, wonach das Sparkassen-Filialnetz in Bayern ausgedünnt werde. So stünden von den rund 2200 Geschäftsstellen der Kreissparkassen rund 10 Prozent, also 220, auf dem Prüfstand. Sie sollen noch 2016 geschlossen werden. Für die betroffenen Filial-Kunden bedeutet dies weitere Wege.

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Vor allem Rentner möchten in Deutschland nach wie vor ihre Geldgeschäfte in zahlreichen Fällen nicht online durchführen, sondern direkt am Bankschalter bei den Bankberatern. Bereits 2015 waren in Bayern 82 Sparkassen-Filialen geschlossen worden. Summiert man die 220 weiteren nun möglicherweise bald geschlossenen Sparkassen-Filialen hinzu, bedeutet dies für Bayern ein Minus von rund 300 Bankfilialen in nur zwei Jahren.

Im südlichsten Bundesland Deutschlands formiert sich jedoch Widerstand gegen die massenhafte Schließung von Sparkassen-Filialen, schreibt der Donaukurier weiter. So hätten Kunden in Griesbeckerzell, einem Ortsteil von Aichach, aus Protest mehrere Hundert Unterschriften an die Sparkassenleitung übergeben.

Neben der Schließung scheinen einige Filialen in sogenannte Selbstbedienungscenter umgewandelt zu werden, führt der Donaukurier aus. Betroffen sei beispielsweise die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen, welche im Laufe des Jahres 2016 drei Filialen – und zwar Baar, Kellerberg sowie Steingriff – in SB-Stellen, also Selbstbedienungs-Bankcenter, umwandeln wolle.

Zudem würden drei weitere Sparkassenfilialen fusioniert, was ebenso auf die Schließung von Standorten hinausführt. So sollten beispielsweise die drei Filialen Weilach, Sandizell und Griesbeckerzell zu einer an einem Ort zusammengelegt werden.

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Von Herbert

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