Achtung Telefon-Abzocke: Wer glaubt, mit dem Plan der EU-Kommission, die Roaming-Gebühren in der Europäischen Union ab 2017 zu streichen, sei das Ende der Telefon-Abzocke eingeleitet, irrt.
Grund: Die Streichung der Roaming-Gebühren gilt faktisch nur, wenn ein EU-Bürger außerhalb seines Heimatlandes in ein anderes EU-Land oder zurück in die Heimat telefoniert. Die neue Roaming-Regel der Europäischen Union gilt aber nicht, wenn ein EU-Bürger von seinem Heimatland ins EU-Ausland telefoniert.
Steuerratschlag.eu liegt aktuell eine Handyrechnung mit über 200 Euro für den Monat August vor. Was war geschehen?
Der Geschäftskunde der Deutschen Telekom AG hatte mit seinem Smartphone einen Freund in Österreich angerufen. Der österreichische Freund hatte ihm versichert: Auf Grund der seit gut einem Jahr geltenden neuen EU-Regelung, wonach Roaming-Gebühren in der Europäischen Union auf 19 Cent die Minute gedeckelt seien, müsse er sich beim Anruf von Deutschland nach Österreich keine Sorgen machen.
Doch weit gefehlt. Die Hotline der Deutschen Telekom klärte uns auf: Wer beispielsweise über den Lufthansa-Geschäftskunden-Tarif der Deutschen Telekom AG von Deutschland nach Österreich als Deutscher telefoniere, müsse 82 Cent die Minute bezahlen (netto).
So komme es, dass auf der Rechnung für gut 10 Minuten telefonieren rund 11 Euro in Rechnung gestellt worden seien, für ein knapp 2-stündiges Gespräch über 115 Euro und für rund 40 Minuten gut 41 Euro.
Hätte der gleiche Telekom-Geschäftskunde, statt von seinem Heimatland Deutschland nach Österreich zu telefonieren, von Österreich nach Deutschland angerufen, wären nur 19 Cent Kosten die Minute angefallen.
Grund: Hier würde die aktuelle EU-Regel greifen, dass Roaming-Gebühren eben auf 19 Cent die Minute gedeckelt sind und ab Sommer 2017 voraussichtlich ganz gestrichen werden. Die 19 Cent pro Telefon-Minute sind bei der Deutschen Telekom in dem Standard-Tarif „weltweit“ enthalten.
Abzocke pur ist sicherlich, dass es beim Geschäftskundentarif der Deutschen Lufthansa mit der Deutschen Telekom noch nicht einmal eine Möglichkeit gebe, meinte die Hotline-Mitarbeiterin der Telekom, die 82 Cent pro minütlichem Handyanruf von Deutschland nach Österreich zu reduzieren.
„Diese Option ist nicht vorgesehen“, sagte die freundliche Telekom-Mitarbeitern gegenüber steuerratschlag.eu. Nur eine Möglichkeit gäbe es: Würde man als in Deutschland Ansässiger mit seinem Smartphone aus Deutschland heraus auf ein Festnetz-Telefon im EU-Ausland anrufen, würde die Telekom „nur“ 58 Cent die Minute in Rechnung stellen – zumindest in dem von steuerratschlag.eu vorliegenden Fall.
Anders sieht es mit den Gebühren aus, wenn ein Verbraucher mit seinem Smartphone im EU-Ausland ins Internet will. Hier sind die Kosten immer noch hoch. Deshalb empfiehlt es sich beispielsweise im Falle des Lufthansa-Geschäftskunden-Tarifes für 12,56 Euro die Woche einen Pass „Travel & Surf“ hinzuzubuchen.
Dann kann man mit einem Datenvolumen von 300 MB in der Woche mit seinem deutschen Handy beispielsweise in Griechenland, Frankreich, Spanien oder Österreich im Internet surfen. Wer 600 MB möchte, muss entsprechend das Doppelte bezahlen.