In einem Gespräch mit steuerratschlag.eu verteidigt einer der beiden Vorstände der Volksbank Stendal, Ingo Freidel, den Kunden jetzt berechnete Negativzinsen.
Denn seit 1. Oktober 2016 müssen Kunden, die auf einem Tagesgeldkonto, also auch auf Girokonten, über 100.000 Euro bei der Volksbank Stendal parken, Zinsen in Höhe von 0,4% auf den Betrag bezahlen, der über 100.000 Euro Sparsumme liegt.
Genossenschaftsbank-Vorstand Ingo Freidel erklärte steuerratschlag.eu, warum Anleger mit höheren Einlagen auf einem Tagesgeldkonto bei der Volksbank Stendal eG nun einen Negativzins bezahlen müssen:
„Wir berechnet seit 1.10. des Jahres für Tagesgelder ab 100.000 Euro die besagten 0,4%, die die Europäische Zentralbank, EZB, seit März 2016 den Banken auch berechnet.“
Da Banken aber nicht nur über den Zins sich refinanzieren, sondern ebenso über Kontoführungsgebühren, wollte steuerratschlag.eu von Ingo Freidel auch wissen: Wie sieht es denn damit aus bei der Volksbank Stendal?
Seine Antwort: „Die Kontoführungsgebühren pro Quartal sind sehr unterschiedlich. Das hängt von den Konten ab, ob die Konten alleine da sind, oder nur online.“
Zudem erklärte er das Geschäftsmodell der Bank, um zu verdeutlichen, warum die nun im Falle der Volksbank Stendal bekannt gewordenen Negativzinsen für Tagesgeld-Anlagesummen von über 100.000 Euro durchaus im Einklang mit Kunden wären:
„Unsere Mitglieder und Kunden sind ja gleichzeitig auch Inhaber der Bank. Ich kann als Vorstand einer Genossenschaft nicht an einem Punkt ein Konto subventionieren und am anderen nicht“.
Zudem habe man im Vorfeld mit all den Kunden, welche die neuen Zins-Regeln betreffen, Gespräche geführt. Dabei habe man „mit den Kunden ihre Liquiditätshaltung entsprechend optimiert“. So erklärte er weiter, wonach Kunden „alternativ zum Beispiel ein Festgeld für 30 Tage machen“ könnten.
Als Genossenschaftsbank, so Freidel, sei die Volksbank Stendal eG ein Institut, das für den Mittelstand da ist, aber auch für Privatkunden, die eine persönliche Beratung wünschten:
„Wir betreuen langfristig. Wenn Sie beispielsweise ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen, ist das eine individuelle Investition, für die man auch gute Beratung benötigt. Das können Sie nicht online abbilden. Auch eine Firmenkundenbetreugung funktioniert nicht online.“
Der zweite Vorstand neben Ingo Freidel ist für die Volksbank Stendal Nico Voigt.
Auch andere Banken verlangen EZB-Negativzinsen
Bereits vor der Volksbank Stendal waren diverse Banken bekannt geworden, welche nun Negativzinsen auf bestimmte Sparsummen berechnen, ebenfalls mit Blick hin zur EZB-Politik. Hierzu gehören beispielsweise die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee oder auch die Deutsche Skatbank. Negativzinsen werden ebenso als „Verwahrgelt“ bezeichnet.
Allerdings weist Freidel daraufhin, wonach er davon ausgehe, dass zahlreiche weitere Banken, Negativzinsen für diverse Konten und Sparsummen in Rechnung stellten, die aber bislang nicht öffentlich bekannt seien.
Wie hoch Kontoführungsgebühren sein können, zeigt die Austrian Anadi Bank. Bei der österreichische Bank erhalten Tagesgeld-Konto-Kunden zwar derzeit eine jährliche Zins-Rendite von teils zirka 0,99%. Allerdings sind die Kontoführungsgebühren in Höhe von 26,97 Euro pro Quartal beispielsweise für das „Classic-Konto“ durchaus saftig.
Definition Tagesgeldkonto:
Ein Tagesgeldkonto ist ein verzinstes Konto ohne festgelegte Laufzeit. Der Kontoinhaber kann täglich über sein Geld in beliebiger Höhe verfügen.
Die Geldeinlagen unterliegt in der Europäischen Union der Einlagensicherung des jeweiligen EU-Landes (Verweis: Wikipedia).
Das ARD Börsenlexikon weist darauf hin, wonach der Nachteil bei einem Tagesgeldkonto sei, dass die Kreditinstitute den Zinssatz täglich ändern und nach unten „anpassen“ könnten. Dies sei für Kunden ein klarer Nachteil.
Ein Vorteil beim Tagesgeldkonto sei, dass es ohne Kündigungsfrist funktioniere. Zu Tagegeldkonten gehören auch die klassischen Girokonten.