Eine romantische Seitenstraße im sizilianischen Örtchen Paceco. Hier ist der Sitz der umstrittenen Bank und zwar links neben den Fahnen. (Bild: Google Earth)
Eine romantische Seitenstraße im sizilianischen Örtchen Paceco. Hier ist der Sitz der umstrittenen Bank und zwar links neben den Fahnen. (Bild: Google Earth)

In Italien machen Schlagzeilen die Runde, wonach Mafia-Mitglieder Aktionäre einer Bank gewesen sein sollen. Mafiosi der Cosa Nostra unter den Aktionären also.

Im Gespräch ist die Genossenschaftsbank „Banca Di Credito Cooperativo Sen. Pietro Grammatico“. Bekannt ist das Bankhaus auch unter dem Kurznamen „Banca Di Credito“.
Das Kreditinstitut befindet sich im malerischen italienischen Örtchen Paceco.

Das sizilianische Nest in der Provinz Trapani ist ganz am Zipfel Siziliens und hat gemäß der letzten Volkszählung Ende 2015 gerade einmal 11.459 Einwohner. Doch die Idylle von Zitronenhainen und schicken Italienern zwischen romantischen alten Häusern trügt.

Seit Jahren soll die dortige „Banca Di Credito“ bei der „Bank von Italien“, also der italienischen Zentralbank „Banca d’Italia“, wegen Unregelmäßigkeiten aufgefallen sein.

Doch immer wieder konnte sich die kleine sizilianische Genossenschaftsbank herausreden und weitermachen wie die Jahre zuvor. Nun scheint aber immer klarer zu werden, dass sie ein Sammelbecken für Menschen war, welche sich nach außen hin gerne als Freimaurer bezeichneten und behaupteten, sie verbände ein philosophischer Ansatz.

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Die Wirklichkeit scheint jedoch anders und viel dunkler zu sein: Statt philosophischer Dispute scheinen mafiöse Verbrechen im Zentrum der kuschligen Gesprächsrunden bei Cappuccino und Spaghetti sowie anderen italienischen Leckereien gewesen zu sein.

Über Jahre ging das Bank-Geplausche einiger Genossenschaftler rund um die kleine „Banca Di Credito“ auch gut. Bis in Italien das Gesetz geändert wurde.

Konkret geht es um den Artikel 34 des italienischen Gesetzesdekrets 159, welches seit 2011 angewendet wird und als „Code der Anti-Mafia-Gesetze“ in die italienische Justizgeschichte einging.

Im Wesentlichen ermöglicht dieser neue Gesetzerlass einen präventive Zugriff´auch gegen Banken. Das bedeutet: Alleine beim Verdacht mafiöser Tätigkeiten von Banken oder ihrer Aktionäre, beziehungsweise Genossenschaftler, kann die Staatsanwaltschaft zugreifen. Dies gilt ebenso dann, wenn noch nicht ausreichend Beweise vorliegen.

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Nur deshalb konnte die italienische Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft sich das kleine Bankhaus auf Sizilien vornehmen.

Die „Banca Di Credito“ hat neben ihrer Zentrale fünf Niederlassungen und zwar im sizilianischen Trapani (70.000 Einwohner), in der sizilianischen Hafenstadt Marsala (83.194 Einwohner) und im wunderbar gelegenen sizilischen Bergdörfchen Erice, dessen antiker Name auf Eryx lautete.

Derzeit ist die Staatsanwaltschaft aber nicht an Zitronenhainen und Sphagetti in den betroffenen Ortschaften interessiert, sondern an einer „Säuberung“ (O-Ton http://palermo.repubblica.it/).

Ist die Säuberung beendet, steht im Raum, die „Banca Di Credito Cooperativo Sen. Pietro Grammatico“ möglicherweise komplett zu verkaufen und in ihrer bestehenden Genossenschaftsstruktur aufzulösen. Dies verlautbarte aus dem Umfeld des Chefermittlers Andrea Dara.

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Dara hatte schon so manche Mafia-Verdachts-Ermittlung in Italien geführt – unter anderem gegen die private Gesundheitsklinik „Villa Santa Teresa“.

Richter im Verfahren gegen die jetzt angeklagte Banca di Credito ist Silvana Saguto. Er greift unter anderem auf die Banken-Expertise des amerikanischen Beratungsunternehmens Price Waterhouse Coopers Advisory zurück.

Es sei das erste Mal in Italien, schreibt die Zeitung Repubblica, dass eine ganze Bank nun gemäß des seit 2011 geltenden Anti-Mafia-Gesetzes angeklagt wurde und im Verdacht stehe, mafiöse Aktionäre zu haben. Dies sagten ebenso der zuständige Bezirks-Staatsanwalt von Palermo, Francesco Lo Voi gemeinsam mit dem Provinzkommandeur Giancarlo Trotta.

An der Genossenschaftsbank „Banca di Credito“, beziehungsweise “ „Banca Di Credito Cooperativo Sen. Pietro Grammatico“, sind 1600 Genossenschaftler beteiligt. Darunter sollen 357 Straftäter sein. Gegen 11 von ihnen laufen oder liefen Mafia-Ermittlungen.

Im Fokus der Ermittlungen rund um die Bank stehen nach Angaben der italienischen Polizei und Medien beispielsweise Francesco Sp. (auch: Franc Spezia), Ex-Senator Pietro Pi., Giovanni Ma., Francesco Mi., Pietro Le., Antonino Mo., Giuseppe Ni., Giorlando Pu., Francesco Mi. oder Michael Ma..  Doch: Selbst ein Professor einer Privatschule steht im Verdacht, in dunkle Cosa-Nostra-Geschäfte verwickelt zu sein. 

Weitere Personen im Visier der Ermittler sind zudem Giuseppe Co. und Paolo Ca..

Für sie gilt aber, wie für alle anderen Personen, dass sie so lange unschuldig sind, wie kein Urteil gesprochen wurde.

Besonderer Fokus liegt zudem auf der Struktur der „Trapani Mafia“. Ebenso gehen die Ermittlungen in Richtung eines Beamten mit dem Namen Gino Coppola (auch geschrieben als Girolamo Antonino Coppola; nicht zu verwechseln mit einem italienischen Sänger). Der Beamte hatte noch 2009 eine Untersuchung bezüglich der Kriminalität in Italien vorgelegt.

Ermittlungen gibt es zudem bezüglich des Bruders von Girolamo Antonino Coppola und zwar in Richtung Rocco Coppola sowie eines Philip Coppola (auch geschrieben ist: Filippo Coppola). 

Bei Filippo Coppola sind bereits Wertgegenstände in Höhe von rund 3 Millionen Euro beschlagnahmt worden, darunter 7 landwirtschaftliche Flächen, 6 Gebäude zu Wohnzwecken und Lagerhallen, 1 landwirtschaftliches Unternehmen, 13 Bank-Konten und 4 Versicherungs-Policen.

Mafia-Gelder, welche über die Bank abgewickelt worden seien sollen, bewegen sich zwischen 120.000 Euro und 500.000 Euro.

Zu den bekanntesten italienischen Mafiosi auf Sizilien gehören unter anderem Matteo Messina Denaro und Giovanni Brusca.

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Von Herbert

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