3,73 Milliarden Euro für nur ein Flugzeug sind selbst dem luxusverwöhnten künftigen Präsidenten der USA zu viel: Donald Trump droht mit Auftrags-Entzug.
3,73 Milliarden Euro für nur ein Flugzeug sind selbst dem luxusverwöhnten künftigen Präsidenten der USA zu viel: Donald Trump droht mit Auftrags-Entzug.

Wegen Kosten, die außer Kontrolle geraten, droht der künftige US-Präsident Donald Trump (Republikaner) nun mit einer Stornierung des Auftrags an den amerikanischen Flugzeughersteller Boeing.

In einem Tweet schrieb Trump, der selbst privat eine Boeing besitzt: „Boeing is building a brand new 747 Air Force One for future presidents, but costs are out of control, more than $4 billion… Cancel order!“

Übersetzt lautet dies: „Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für die künftigen Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle. Mehr als 4 Milliarden US-Dollar. Cancel die Bestellung!“

Dieser Tweet von Trump ist vor allem deshalb bemerkenswert, als dass Milliardär Trump selbst luxusverwöhnt ist. Deshalb dürfte er sich  im Luxussegment und den dort üblichen Kosten sehr gut auskennen und zwar so, wie nur wenige auf der Welt. Eine normale Boeing kostet im Schnitt um die 300 Millionen US-Dollar.

Dass die Börsianer davon ausgehen, dass Trump mit seiner Auftrags-Stornierung nur bluffen könnte, zeigt der Aktienkurs:

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So gibt es faktisch zwischen dem 1. Dezember 2016 und Trumps Tweet keine Veränderung. Vielmehr liegt nach Yahoo Finance der Aktienkurs relativ stabil bei 152 US-Dollar. Das sind sogar gut 50% mehr, als beim 52-Wochen-Low, welches bei 102,10 US-Dollar lag.

Siegessicher scheint sich auch die Boeing Co. zu fühlen. Dies lässt sich an einem relativ unverschämten Pressestatement von Boeing ablesen:

Demnach könne man die horrenden Kosten von 4 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 3,73 Milliarden Euro, senken, wenn der US-Präsident bereit sei, auf Ausstattungsmerkmale zu verzichten. Doch nicht nur das: Boeing legte nach mit einer Äußerung, wonach man trotz der enorm hohen Kosten selbstverständlich den Steuerzahler, der das alles bezahlen muss, im Auge behalte.

Eine solche Antwort ist enorm unüblich. Angemessen und üblich wäre, dass der CEO einer solchen Company wie es Boeing ist, auf den Präsidenten zugeht und sagt: „Wir rechnen nochmal nach, ob die Air Force One ohne Qualitätseinschränkung an der einen oder anderen Stelle vielleicht doch günstiger zu bauen geht.“

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Dann hätte man jedoch eingestehen müssen, dass natürlich gerade bei Staatsaufträgen durchaus eine gewisse Mentalität in Konzernen besteht, die Rechnungen durchaus teurer werden zu lassen, als man es vielleicht gegenüber einem privaten Kunden machen würde. Ganz nach dem Motto: „Der Staat zahlt immer“.

Die 747 Air Force One sei, schreibt Bloomberg, eines der wichtigsten Symbole der amerikanischen Präsidenten. Man könnte aber auch sagen: Das Flugzeug ist der weltweite Macht-Repräsentant der USA überhaupt – durchaus vergleichbar mit dem Capitol in Alten Rom.

Die Kritik von Trump könnte Boeing langfristig durchaus schaden. Handelt es sich bei Boeing, dem ewigen Erzrivalen von Europas Airbus, doch um den wichtigsten Exporteur der US-Industrie.

Erst kürzlich hatte Trump an der „United Technologies Corp.“ ebenfalls Kritik geübt. Grund: Das Unternehmen hatte seinen Standort in den USA schließen wollen, um billige Arbeitskräfte im Nachbarland Mexiko zu beschäftigen und den Profit dadurch steigern zu können. Das kam bei Trump nicht gut an.

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So hat es der künftige US-Präsident zu seinem zentralen Wahlkampfthema erklärt, Arbeitsplätze in den USA zu schaffen, welche in den vergangenen Jahren durch Abwanderung von Produktionsanlagen oder Produktionsaufträgen in Billiglohnländer verloren gegangen sind.

Eines der Vorreiter-Unternehmen dieser Strategie ist der US-Superkonzern Apple. Das Motto der Hersteller des iPhone oder der Apple-Watch lautet: höchste Verkaufspreise, höchste Qualität, das aber bei billigsten Produktionskosten, am besten in China.

CEO von Boeing ist seit 2015 der 52-Jährige Dennis Muilenburg, der sich gerne vor einer US-Flagge ablichten lässt. Er hatte Vorgänger James McNerney nach zehn Jahren beerbt.

Wer Trump kennt, weiß: Ist der Mann und Bauunternehmer von etwas überzeugt, kann er sich mit Gott und der Welt anlegen.

Entsprechend wird sich noch zeigen, ob sich Boeing darauf ausruhen kann stolz darauf zu verweisen, wonach man seit 1943 durchgehend die Air Force One für die amerikanischen Präsidenten gebaut habe.

Berühmt ist der Flug von US-Präsident Franklin D. Roosevelt. Er war im Kriegsjahr 1943 in einer Boeing 314 Clipper – einem wasserleitfähigen Flugzeug – über den Atlantik geflogen. Das Ziel war die Casablanca-Konferenz in Marokko.

Hier führte Roosevelt Gespräche mit Britanniens Premierminister Winston Churchill, der einstmals in Würzburg studiert hatte, wie man Deutschlands Diktator Adolf Hitler wieder loswerden könne und den Weltkrieg beenden könne.

Die Boeing 314 gehörte während dem Zweiten Weltkrieg zu den größten Flugzeugen auf dem Erdball. Mit überschaubaren 12 Exemplaren, welche in den Jahren 1938 bis 1941 gebaut worden waren, ist das Flugzeug ein Exot.

Die Höchstgeschwindigkeit der Boeing 314 lag bei 320 Stundenkilometer, was heute in etwa der Reisegeschwindigkeit eines guten Hubschraubers entspricht. Das bedeutet: Roosevelt dürfte für seinen Flug nach Marokko gut und gerne 20 bis 24 Stunden benötigt haben.

Boeing begründet die horrenden Kosten für die neue Air Force One damit, wonach das Flugzeug mit einer komplexen militärischen Infrastruktur ausgestattet sei. Dies diene den „einmaligen“ Sicherheitsbedürfnissen des US-Präsidenten. Deshalb arbeite man mit der U.S. Air Force zusammen, um das beste Flugzeug für den amerikanischen Präsidenten zu liefern.

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Von Tim

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