Ungarn hübscht sich für Investoren auf. Das Parlament (Foto) senkte nun die Gewinnsteuer deutlich ab. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)
Ungarn hübscht sich für Investoren auf. Das Parlament (Foto) senkte nun die Gewinnsteuer deutlich ab. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Die Körperschaftssteuer für Unternehmen liegt in Ungarn seit dem 1. Januar 2017 nur noch bei 9 Prozent. Damit ist die offizielle Unternehmenssteuer im EU-Mitgliedsland Ungarn niedriger als in Irland (12,5 Prozent).

Allerdings haben Hunderte global agierende Konzerne mit Irland Sonderabkommen. Dazu gehört beispielsweise der Suchmaschinen-Monopolist Google. Das US-Unternehmen bezahlt auf seine in der EU erwirtschafteten jährlichen Milliarden-Gewinne nach Angaben der Europäischen Union über seine EU-Zentrale in Irland unter 3% Steuern.

Möglich ist dies, da Google beispielsweise auch Umsätze und Gewinne aus Deutschland nicht dort versteuert, sondern nach Irland durch Rechnungsstellungen aus Irland umlenkt. Google betont, dieses sei legal. Die EU kritisiert, das stelle ein nicht mehr akzeptables Steuertrick-Modell dar zum Schaden der EU und zum Schaden der rund 500 Millionen EU-Bürger.

Ungarn ist allerdings weit davon entfernt, zur Drehscheibe international agierender Superkonzerne wie Google zu werden.

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Doch könnten die Steuersenkungen in Ungarn durchaus für das eine oder andere international agierende Unternehmen attraktiv sein, auch für den deutschen Mittelstand. Grund: Zahlreiche Ungarn sprechen perfekt deutsch und können schnell in bestehende Unternehmensstrukturen integriert werden.

Für weitere Entlastungen der Unternehmen solle nach Angaben des Wirtschaftsministeriums die Senkung der Sozialabgaben für angestellte Arbeitnehmer sorgen.

Im Plan ist, dass möglicherweise noch 2017 die Sozialabgaben in Ungarn von derzeit 27 Prozent auf bis zu 13 Prozent sinken könnten, also gut die Hälfte.

Die Absenkung soll sukzessive über mehrere Jahre verteilt durchgeführt werden. Noch 2017 könnte sie auf 22 Prozent fallen, 2018 auf unter 18.

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Ob man aber die Sozialabgaben in Ungarn noch weiter absenkt, hängt von der wirtschaftlichen Lage ab, primär der Arbeitsmarktsituation und der Entwicklung der Steuereinnahmen.

Dies bedeutet: Würden durch die niedrigen Unternehmenssteuern tatsächlich mehr Unternehmen in Ungarn angesiedelt und Arbeitsplätze geschaffen, würden die Sozialabgaben weiter sinken. Würde der erhoffte Effekt ausbleiben, könnten die bis 2018 geplanten abgesenkten Sozialabgaben bei 20 oder 18 Prozent vorerst eingefroren werden.

Nach bisherigen Berechnungen geht die ungarische Regierung davon aus, dass die Senkung der Körperschaftssteuer für Steuerausfälle von zunächst 145 Mrd. Forint sorgen werde. Umgerechnet wären dies 466 Millionen Euro.

Ungarns stellvertretender Staatssekretär für Steuern im Wirtschaftsministerium, Norbert Izer, erklärte jedenfalls auf diversen Wirtschafts-Veranstaltungen, wonach die Regierung von Ungarn davon ausgehe, dass die Steuerausfälle durch die Steuerreduktion kompensiert werden könnten.

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So erhoffe man sich mittel- und langfristig ein Einnahmeplus durch mehr Unternehmen, welche sich in Ungarn ansiedeln könnten und dort wiederum Arbeitsplätze schaffen könnten.

Doch zunächst wolle man abwarten, wie sich die EU zu der neuen niedrigen Unternehmenssteuer positioniere, sagte Norbert Izer:

„Die Europäische Kommission wird die Maßnahme sicher prüfen, aber wir erwarten keinen Widerspruch von dort – dafür gibt es auch juristisch keinen Grund.“

Quellen für Text u.a.: budapester.hu (deutschsprachiger Blog aus Ungarn) sowie piacesprofit.hu.

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Von Tim

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