Um zu verstehen, wie dramatisch sich die Wirtschaftswelt wandelt, dient Siemens als gute Folie: Der deutsche Industriegigant aus München hat eine Marktkapitalisierung an der Börse, welche mit 92,55 Milliarden Euro sechs Mal kleiner ist, als jene der Google-Holding „Alphabet“.
Der Umsatz von Siemens liegt obendrein mit 79,64 Milliarden Euro bald 20 Milliarden Euro niedriger als jener von Google. Und der Siemens-Nettogewinn ist mit 5,45 Milliarden Euro rund vier Mal niedriger als der Gewinn von Google, welchen das amerikanische Unternehmen nach jährlich Dutzenden Milliarden Euro Investments immer noch ausweist. (1, 2)
Hinzu kommt: Während Google rund 72.000 Mitarbeiter beschäftigt (3), waren es im Jahr 2016 bei Siemens 351.000. (4) Dennoch hat Siemens in seinen 170 Jahren des Bestehens gezeigt, dass das Geschäftsmodell solide ist und von Generationen an schlauen Menschen immer wieder neu erfunden worden ist. Denn während Google erst 1998 gegründet wurde, basiert Siemens auf dem Gründungsdatum 1847. (5)
Kein Wunder, dass die Siemens-Aktie nach wie vor als solides deutsches Investment gilt, auf das immerhin je Aktie zuletzt eine Dividende von 3,50 Euro bezahlt worden ist. Zum Vergleich: Bei Google wird seit Jahren überhaupt keine Dividende ausgeschüttet. Der Mehrwert für den Anleger liegt alleine im Anstieg oder Fall der Aktie.
Siemens entschied sich gegen die New Yorker Börse
Nun will Siemens mit seiner Medizintechnik in Frankfurt an die Börse. (6) Das Unternehmen hat sich bewusst gegen die New Yorker Börse gewendet. Die New York Stock Exchange ist zwar etwas prestigeträchtiger als die Frankfurter Börse, gilt aber auf Grund ständiger amerikanischer Wirtschaftsboykotte gegen irgendwelche Länder für Technikunternehmen als wenig stabiles Zuhause.
Das trifft gerade auch für deutsche Unternehmen zu, welche in den USA, wie einige andere europäische Unternehmen auch, besonders gerne mit Milliardenstrafen belegt werden. Inklusive einer oft jahrelangen von der Politik angetriebenen öffentlichen Demontage in den Medien, was sich wiederum äußerst negativ auf den Börsenwert auswirkt.
Siemens macht sich für Anleger attraktiver
Mit dem Siemens Börsengang seiner berühmten weltweit erfolgreichen Medizinsparte will der Münchner Superkonzern sich breiter aufstellen und für Anleger attraktiver machen.
Siemens wird sein Baby an der Frankfurter Wertpapierbörse wohl unter dem Namen Siemens Healthineers AG platzieren.
Der Börsengang der Medizinsparte Siemens Healthineers AG gilt als einer der größten Börsengänge, die es in Deutschland jemals gegeben hat. Einige meinen, es sei wohl sogar der größte Börsengang.
Alleine Siemens Healthcare wird auf einen Börsenwert von rund 40 Milliarden Euro geschätzt. Anfänglich, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (7), sollten bis zu 25 Prozent der Medizintechnik-Aktien über die Frankfurter Börse verkauft werden. Ein Teil davon käme aus dem Altbesitz von Siemens, der andere entspringe einer Kapitalerhöhung. Aktuell sind 850 Millionen Siemens-Aktien im Handel.
Bislang galt der Deutsche Telekom Börsengang als größter
Bislang galt der Börsengang der Deutschen Telekom AG (DTAG) im Jahr 1996 als größter Börsengang Deutschlands. 1996 hatte die Telekom Aktien im Wert von 10,2 Milliarden Euro verkauft. In der dritten Tranche im Jahr 2000 legte die Telekom weitere Aktienverkäufe im Wert von zusätzlichen 15 Milliarden Euro auf. (7f)
Dennoch entwickelte sich der Börsengang der Telekom für Tausende Anleger zu einem Desaster, als die Telekomaktien im Rahmen des weltweiten Börsencrashes des Neuen Marktes in den Jahren 2001 und 2002 dramatisch abstürzten. Damals verpufften weltweit Hunderte Milliarden Euro an den Weltbörsen im Nichts.
Einzelnachweise
(1) SIEMENS AG, auf: msn.com vom 30. November 2017. Abgerufen am 30. November 2017 um 8:35 Uhr.
(2) ALPHABET INC, auf: msn.com vom 30. November 2017. Abgerufen am 30. November 2017 um 8:35 Uhr.
(3) Faktenreport: Google: Von einer Internet-Suchmaschine zur wertvollsten Marke der Welt in nicht einmal 20 Jahren – die Erfolgsstory einer Firma, deren Aktie beim Start 85 Dollar kostete, in: FOCUS 47/2017, Print, Ressort Wirtschaft, vom 18. November 2017, S. 56.
(4) Siemens, Anzahl Mitarbeiter, auf: wallstreet-online.de vom 30. November 2017. Abgerufen am 30. November 2017 um 8:48 Uhr.
(5) Siemens, in: Wikipedia.
(6) Siemens plant Börsennotierung von Siemens Healthineers an der Frankfurter Börse, von Siemens Presse vom 29. November 2017. Abgerufen am 30. November 2017.
(7) Siemens bereitet seine Perle für die Börse vor, von Rüdiger Köhn, auf: Frankfurter Allgemeine Zeitung Online vom 30. November 2017. Abgerufen am 30. November 2017.