Mit diesem Tod hat derzeit keiner gerechnet: Der legendäre Media Markt-Gründer und dortige Minderheitsgesellschafter, Erich Kellerhals, ist an Weihnachten in Ingolstadt unerwartet verstorben. Der Milliardär sei einem Herzversagen erlegen, schreibt der Donaukurier aus Ingolstadt. [1]
Bis zu letzt hatte Kellerhals seiner Heimatstadt Ingolstadt, in welcher sein märchenhafter Aufstieg zum Elektronikmarkt-Milliardär begann, die Treue gehalten und lebte dort auch privat. Klar, dass er wohl jeden Stein in der bayerischen Voralpen-Stadt kannte.
Kellerhals war als unbequemer Aktionär im Reich der MediaMarktSaturn Retail Group, die ebenfalls in Ingolstadt angesiedelt ist, bekannt geworden: Grund: Es hatte zwischen ihm und dem Hauptaktionär Metro Group in den vergangenen Jahre einen handfesten Krach über die Onlineausrichtung des Unternehmens gegeben (Artikelverweis am Textende).
Während Hauptaktionär Metro Group, die sich 2016 in die beiden Hauptgeschäftsbereiche Metro Group („Eine führende internationale Großhandels- und Food-Service-Gruppe“) und Ceconomy AG („Die Nummer Eins im europäischen Consumer-Electronics-Geschäft“) aufspaltete, ein stärkeres Onlinegeschäft forderte, stand Erich Kellerhals dem kritisch bis ablehnende gegenüber.
Krieg mit CEO Pieter Haas
Außerdem hatte Kellerhals besonders kein Vertrauen in den obersten CEO Pieter Haas, der seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Metro AG ist. Zuvor war er bereits Vorstand bei Metro und seit 2014 stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding GmbH.
Grund für den Krieg: Er sah die Grundfeste seines von ihm gegründeten Reiches in Gefahr, da das gesamte Geschäftsmodell von Media Markt bislang auf einem dezentral geführten Retail-Geschäft basierte. Das heißt: Die örtlichen Geschäftsführer der Media Märkte fungierten gleichzeitig als Mitgesellschafter des von ihnen geführten Marktes.
Außerdem machte er Haas massive Vorwürfe, die von angeblichen Marktmanipulationen, über das angebliche Beschäftigen von Verwandten im Konzern gingen, bis hin zu Behauptungen, Haas habe angeblich eine „bewiesene eidliche Falschaussage“ zu Lasten der Familie Kellerhals begangen.
Auch wirft Gesellschafter Kellerhals CEO Haas angebliche massive Kapitalvernichtung vor. Zudem wirft er Haas vor, dieser verweigere Gespräche mit „Wirtschaftsprüfern von KPMG für Convergenta Invest, die 23 Jahre gepflegt wurden“. Was habe, so Kellerhals, Pieter Haas angeblich da „zu verheimlichen?“.
Eine Onlinestrategie musste da erst Recht für Diskussionen sorgen: Denn wie splittet man dann solche Umsätze gerecht auf? Erhält nur die Holding Geld, aber nicht die Märkte vor Ort? Das schien vielen als ungerecht.
Stationär versus online – das war der Streit seit Jahren, aber nicht nur…
Die Argumente lagen dabei durchaus auf der Hand: Denn die lokalen Märkte halten zu einem wesentlichen Teil die Marke nach oben, indem sie Woche für Woche massives lokales Marketing betreiben. Wöchentliche mehrseitige ganzseitige Zeitungsbeilagen in den örtlichen Tageszeitungen und Anzeigenzeitungen, beziehungsweise lokalen kostenlosen Wochenzeitungen, gehören dabei zum Standard.
Parallel hat die Holding die Fernsehwerbung bezahlt, auch Plakatwerbung oder die national ausgespielte Radiowerbung.
Wenn nun aber online verkauft wird, wer verdient daran? Nur die Holding oder wird das dann auf die Märkte umverteilt? Aber auch das war klar: Niemals könnten die online erzielten Umsätze mit der Marktmacht vor Ort mithalten. Das ist ohne das andere nicht denkbar, möchte man Media Markt nicht zu einem ganz normalen Me-Too-Produkt im Netz unter Tausenden anderen Elektronikstores herabstufen.
„Das traurige Ende einer Karriere, wie sie nur ganz wenigen Menschen gelingt“
All diese Themen trieben Kellerhals die vergangenen Jahre massiv um. Dass das Energie kostete, war auch klar. Ein erholsames Leben als Milliardär auf dem Golfplatz hätte anders aussehen können.
Der Donaukurier aus Ingolstadt schreibt rückblickend zu seinem plötzlichen Tod:
„Es ist das traurige Ende einer Karriere, wie sie nur ganz wenigen Menschen gelingt: 1963 gründet Erich Kellerhals gemeinsam mit seiner Frau Helga in Ingolstadt ein Geschäft, das Fahrräder, Ölöfen und Elektrogeräte im Sortiment hat. Über die Jahre entstehen neun Standorte in ganz Bayern. Später stoßen Walter Gunz und Leopold Stiefel hinzu – letzterer meldet sich auf eine Zeitungsanzeige. 1979 wird in München der erste großflächige Laden eröffnet – ab diesem Zeitpunkt firmiert das Unternehmen unter dem Namen Media-Markt.
Damals beschäftigt der Elektronikhändler immerhin 140 Mitarbeiter, der Umsatz liegt bei rund 30 Millionen D-Mark. Weil die Grundstückspreise in den Städten immer weiter steigen, entscheidet man sich, Geschäfte auf der grünen Wiese zu eröffnen. Die Banken sind von dieser Idee wenig begeistert. „Alle haben uns abgeraten“, sagt Kellerhals in einem Interview mit unserer Zeitung. „Die Namen der Banker sind mir übrigens noch in gut in Erinnerung.“ Die Banker liegen falsch. Das Konzept wird ein voller Erfolg: „Die Kostenstruktur war solide, die Preise für die Verbraucher haben einfach gepasst.“ [2]
Auch wenn Erich Kellerhals auf dem Papier Milliardär war, so ist seine eigene Homepage doch äußerlich alles andere als mondän. Hier postete er regelmäßig kritische Artikel gegen Metro & Co.
Der letzte Eintrag, ein langer meinungsstarker Kommentar zur Geschäftsausrichtung von Metro, beziehungsweise der Ceconomy AG, liegt erst rund drei Wochen zurück und datiert auf den 5. Dezember 2017. Der Text ist ein wichtiges Zeitdokument eines unbequemen Gesellschafters in dem größten Elektronikmarkt-Unternehmen Deutschlands.
steuerratschlag.eu konnte bis zum 28. Dezember 2017 um 8:35 Uhr im Pressebereich der Ceconomy keine Pressenotiz zum Tod des Aktionärs, beziehungsweise Gesellschafters Kellerhals finden. [3] Dies gilt auch für den Pressebereich der Metro Group. [4]
Kommentar von Erich Kellerhals zur Ceconomy AG und Metro Group vom 5. Dezember 2017:
„Ceconomy hält an Pieter Haas fest, dies ist einer der größten Fehler! weiterlesen HIER.
Einzelnachweise
(1) Abschied von einem Ausnahme-Unternehmer. Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals ist tot, von Sebastian Oppernheimer, in: Donaukurier, Ingolstadt vom 27. Dezember 2017.
(2) Pressebereich Ceconomy AG.
(3) Pressebereich der Metro AG.
(4) Ceconomy hält an Pieter Haas fest, dies ist einer der größten Fehler!, von Erich Kellerhals, auf: ex2.kellerhals.eu vom 5. Dezember 2017. Abgerufen am 28. Dezember 2017.