Wer sich derzeit auf einer der bekannten virtuellen Börsen für virtuelle Währungen, also Kryptowährungen anmelden will, erlebt fast immer das gleiche Szenario: rien ne va plus, nichts geht mehr.
Zumindest geht derzeit oft nichts mehr, bis die Krypto-Handelsplattformen die Millionen neu eingegangener Daten ausgewertet und angenommen haben. Dazu gehören persönlichste Daten wie die Pass-ID.
Erst wenn all das in den Krypto-Datenbanken liegt, kann man eine Krypto kaufen. Neukunden müssen derzeit mit ein bis vier Wochen Wartezeit rechnen. So groß ist die Nachfrage.
Zu den Daten gehören der mit dem Handy oder per E-Mail freiwillig übermittelte persönliche Pass, der Personalausweis, die letzte Festnetztelefon-Rechnung, die Stromrechnung, oder der persönliche Führerschein.
Nur wer das an die Krypto-Börsen freiwillig schickt, kann später dann Kryptowährungen kaufen. Damit versuchen die Börsenplätze der Kryptowährungen staatliche Vorwürfe zu widerlegen, man sei ein Tummelplatz für Kriminelle, Terrorfinanzierer oder Geldwäscher die anonym bleiben wollten.
Bekannte Plätze zum Kaufen von virtuellen Währungen sind Bitcoin.de (das dem deutschen Datenschutz unterliegt), Coinbase.com, Bitfinex, Binance oder Changelly.com.
Weniger bekannte Portale sind plus500.com, das aber nicht im Ruf steht, besonders benutzerfreundlich zu sein. Außerdem scheint man, nach einem Kurztest von uns, auf plus500.com seine virtuelle Währung, seine Kryptos, nicht mitnehmen zu können.
plus500?
Das bedeutet, man scheint seine über plus500 gekaufte virtuelle Währung nicht auf einen USB-Stick herunterladen zu können oder zu einer anderen Börse transferieren zu können, um dort beispielsweise gekaufte Bitcoins in Ripple, Ethereum oder Verge zu tauschen.
Virtuelle Währungen sind und bleiben aber dubiose Schneeballsysteme. Diese Börsen sitzen nicht umsonst meist in irgendwelchen Ländern, die vom Datenschutz selten viel gehört haben. Obendrein stehen sie unter Dauerfeuer von DDoS-Angreifern, also Hackern.
Wer die Hacker sind, ist klar: Es sind häufig staatliche Geheimdienste wie beispielsweise die NSA. Denn für die Geheimdienste sind die Käufer von Kryptos eine perfekte Fundgrube persönlichster Daten.
Grund: Es gibt bislang weltweit kaum Plattformen, wo Bürger aus allen Herren Ländern, vor allem aus dem reichen Westen, freiwillig Kopien ihrer Führerscheine, Personalausweise oder Reisepässe hinschicken.
Wer diese Daten in die Hände bekommt, kann das staatlich als Informationsquelle nutzen oder weltweit weiter verkaufen an die Passindustrie, also an jene Gangster, die das Geschäft mit gefälschten Pässen und sonstigen Personalausweispapieren verfolgen. Pässe die dann wieder an Kriminelle, an Terrororganisationen wie IS verkauft werden.
Wenn Dein Ausweis auf einem Terrorlastwagen gefunden wird
Man kennt das ja: Plötzlich befindet sich in einem Terrorlastwagen ein angeblich echter Personalausweis. Darauf steht dann, Person xy habe den Anschlag durchgeführt. In der Regel wundert man sich jedes Mal, wieso so schnell Pässe immer an Orten von Terroranschlägen gefunden werden.
Dass es sich um gefälschte Ausweispapiere handelt könnte, daran denkt die Öffentlichkeit selten. Vielleicht steht aber schon bald Dein Name auf so einem gefälschten Ausweis?
Bei dem weltweiten Boom des freiwilligen Übermittelns persönlichster Daten ist das alles kein Wunder mehr.
Selten hat die Welt eine solche Goldgräberstimmung erlebt, wie derzeit: Jeder will schnell mit wenig Kapital Millionär oder gar Milliardär werden. Und nirgends scheint das derzeit so einfach zu gehen, wie im Reich der Kryptos. Ein 30-Jähriger Deutscher kaufte im August 2017 für 2000 Euro Kryptowährungen und freut sich heute, nur vier Monate später, schon über ein Portfolio von 10.000 Euro.
Das schafft keine Aktie weltweit und keine andere Anlageoption im Zeitalter der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Ein Abklatsch von Casino Royal, dem bekannten James Bond-Film möchte man sagen.
Casino Royal unter den Kryptos
Wir erinnern uns: Wir sehen im James Bond-Movie Casino Royal schwerreiche Gangster, die über Nacht am Spieltisch 100 Millionen US-Dollar von links nach rechts, von dem einen Gangster zum anderen schieben. Wir sehen Afrikaner, Asiaten, Europäer, Amerikaner. Ein Spiel, bei dem auch über Leichen gegangen wird.
Ähnlich ist das mit Kryptowährungen: Es werden Börsen gehackt, Kryptos und Personalausweise millionenfach geklaut, von Staaten heimlich ausgewertet oder weiterverkauft.
Das System ist kompliziert und für Laien sowieso kaum zu verstehen. Ob nun Ripple wirklich den internationalen Zahlungsverkehr verbessert, wie es behauptet, oder nicht nur ein Abklatsch ganz normaler Bitcoins ist – eigentlich interessiert das niemanden mehr.
Virtuelle Währungen sind natürlich ein Schneeballsystem, das verboten gehört. Doch ist der Handel rund um Kryptos außer Rand und Band geraten, da die Internetgemeinde es so will. Sie faseln vom großen Wert einer Währung, die staatenübergreifend sei.
Sie preisen einem eine Währung an, die ja nicht mehr an den US-Dollar oder den sonstigen Westen gebunden sei. Sie sei international und frei von klassischen kapitalistischen Interessen. Sie sei zudem frei von den sowieso schon überall aktiven Kapitalisten und Eignern von Kapital. Sie sei gewissermaßen das Nadelöhr für die Armen ins Paradies der Reichen.
Dabei sind gerade Kryptowährungen ein Teufelszeug des Kapitalismus, das natürlich längst auch von den Superreichen bespielt wird. Kryptos stellen die Krönung der Perversion von Wirtschaft und Arbeit dar, von allem, was uns einst teuer und wertvoll erschien: Ich gehe arbeiten von neun bis 17 Uhr, schaffe etwas von Substanz und erhalte dafür einen Lohn.
Das Märchen vom Spinnen von Stroh zu Gold
Kryptos sind das genaue Gegenteil: Ich gehe nicht arbeiten, lege Geld in Luft an und erhalte im Idealfall dafür Gold. Es scheint das wahrgewordene Märchen vom Spinnen aus Stroh zu Gold:
Die Anleger und Börsen werden nicht mehr mit Quartalsberichten erschüttert, in welchen man seine Zahlen über Produktion und Verkauf, Gewinn und Verlust oder innovative Geschäftsfelder der Öffentlichkeit vorlegen müsste.
Man geht als Rakete durch die Decke mit heißer Luft. Man kauft letztlich heiße Luft und wird damit im Idealfall reich.
Man unterstützt durch den Kauf solcher Kryptos auch nicht die Entstehung von Arbeitsplätzen. Man unterstützt einfach nur die, die schon drin sind und Bitcoins besitzen oder Ripple, Verge oder eine der sonstigen über 1000 virtuellen Währungen.
Denn je früher einer kauft und desto mehr Menschen dann nachkaufen, desto höher schraubt sich der Kurs.
800 Milliarden Dollar in Kryptos
Über 800 Milliarden US-Dollar sollen bereits an Werten in den Kryptos stecken. In den USA soll einer der Krypto-Gründer schon reicher sein als der Oracle-Chef. Zumindest auf dem Papier wird sein Vermögen auf über 50 Milliarden Dollar geschätzt. [1]
Stellt sich die Frage: Das Spiel mit dem Teufel, der maßlosen Gier, mitmachen oder nicht? Seine Daten verkaufen oder nicht?
Das muss jeder selber wissen. Nur eines ist klar: Kryptos sind Schneeballsysteme einer nie gekannten Größenordnung und müssten deshalb eigentlich international geächtet werden.
Werden sie aber nicht, da alle Staaten, die ein Verbot versuchten durchzusetzen, wieder Rückzieher machen mussten und kapitulierten: Ob Russland, China oder die USA. Selbst diese Giganten sehen sich nicht mehr im Stande das weltweite Casino Royal rund um Kryptos zu stoppen.
Klar ist aber auch: Schneeballsysteme können über einige Jahre funktionieren. Nur irgendwann platzen sie. Und da sollte man rechtzeitig wieder draußen sein. Fast schon müßig, hier nun noch den spießigen Rat zu geben:
Nur investieren was man als Verluste leicht verkraften kann
Trotz der Goldgräberstimmung bitte nur einsetzen, was man als Verluste verkraften kann. Wer jetzt aber wirklich seine komplette Altersvorsorge auf Kryptos aufbauen will, ist schlicht wahnsinnig. Und auch das als Rat:
Bitte nicht jammern, wenn dann dein Name auf einem Pass, den Du mal als Kopie an eine Krypto-Börse nach Hongkong übermittelt hast, in einem Terror-LkW gefunden wird. Oder wenn ein Gangster mit Deinen Kreditkarten und der Kopie Deines Ausweises online Autos shoppen geht. Dieses Risiko ist Teil des Spiels. Aber auch das wird Dir auf der Suche nach dem schnellen Reichtum sicher derzeit egal sein.
Einzelnachweise
(1) So viel besitzen die Gründer von Kryptowährungen, von Florian Christof, auf: futurzone.at vom 8. Januar 2018.