Die USA haben erneut Sanktionen gegen ihren Erzrivalen auf der geopolitischen Bühne, gegen Russland, erlassen. Betroffen ist auch die Halbinsel Krim. Die Bürger der Krim hatten sich vor einigen Jahren in einer Volksabstimmung mehrheitlich für die Fusion mit dem alten Mutterland Russland, beziehungsweise der Russischen Föderation, ausgesprochen. Damit hatten sie für einen internationalen Eklat gesorgt.
Jetzt veröffentliche das russische Nachrichtenportal AiF.ru unter der Überschrift „Wie sich die Sanktionen der USA gegen die Erholungsorte der Krim.. auswirken werden“ zum Thema ein Interview. Im Gespräch mit Alexey Vysokanov, der auch als Alexey Y. Vyshanov geschrieben wird, beziehungsweise auf russisch Алексей Юрьевич, wollte das Portal wissen:
- Welche Auswirkungen habe die neuen Sanktionen auf die Touristikanbieter auf der Krim?
Vysokanov ist Generaldirektor eines russischen Touristikunternehmens, welches auch auf der Krim aktiv ist. [1] Die neuen Wirtschaftssanktionen der USA gegen Russland gelten seit dem 8. November 2018.
- Sie wenden sich gezielt gegen Personen oder Unternehmen, welche auf der Krim investieren oder Projekte vorantreiben möchten.
Direkt auf der Krim seien, so das Nachrichtenportal AiF, neun Organisationen von den erneuten amerikanischen Sanktionen betroffen. Dabei handele es sich vorwiegend um touristische Unternehmen, also den so wichtigen Wirtschaftszweig auf der Krim.
Krim-Hotels in Jalta von Sanktionen betroffen
Namentlich nennt AiF die folgenden Urlaubsresorts auf der Krim:
- Das „Sanatorium Hotel Aj-Petri„. Es liegt am Stadtrand von Jalta auf der Krim.
- Das „Dulber Mini-Hotel“ im Örtchen Koreiz auf der Krim, 10 Kilometer von Jalta entfernt.
- Ein Hotel im Krim-Örtchen „Mishor“. Welches Hotel genau betroffen ist, konnte steuerratschlag.eu nicht feststellen. Eine Hotelübersicht zum Ort Mishor gibt es aber auf der ukrainischen Hotelbuchungs-Seite gohotels.com.ua.
- Das „Mriya Resort & Spa“ ebenfalls im Schwarzmeer-Ort Jalta auf der Krim gelegen.
Das Mriya Resort & Spa sei, so AiF, „auf der Liste“ jener Unternehmen gestanden, welches das „Jalta Economic Forum“ auf der Krim ausgerichtet hätten, um Investitionen in die Region anzuziehen.
Eine kurze Recherche von steuerratschlag.eu am 11. November 2018 ergab aber: Alle Hotels sind nach wie vor trotz US-Sanktionen ganz normal über bekannte Hotelbuchungs-Webseiten wie Tripadvisor.com (USA), Booking.com (Niederlande) oder Holidaycheck.de (Deutschland) buchbar. Ausnahme: Auf ab-in-den-urlaub.de (Deutschland) konnten zumindest wir keines der Hotels finden.
Im Urlaubsörtchen Jalta auf der Krim wurde die Teilung Deutschlands 1945 besiegelt
Der Urlaubsort Jalta am Schwarzen Meer auf der Krim ist vor allem auf Grund der „Konferenz von Jalta“ weltberühmt. Denn hier wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Aufteilung Deutschlands unter Russland, den USA, Frankreich und Großbritannien besiegelt. Wikipedia schreibt dazu:
„Die Konferenz von Jalta (auch Krim-Konferenz) war ein diplomatisches Treffen der alliierten Staatschefs Franklin D. Roosevelt (USA), Winston Churchill (Vereinigtes Königreich) und Josef Stalin (UdSSR) im auf der Krim gelegenen Badeort Jalta vom 4. bis zum 11. Februar 1945. Es war das zweite von insgesamt drei alliierten Gipfeltreffen der „Großen Drei“ im bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945). Themen der Konferenz waren vor allem die Aufteilung Deutschlands, die Machtverteilung in Europa nach dem Ende des Krieges und der Krieg gegen das Japanische Kaiserreich. Ort der Konferenz war der Liwadija-Palast.“ [2]
Vor Beginn der Sanktionen gegen Einrichtungen auf der Krim, so auch im Örtchen Jalta, habe der US- Sonderbeauftragte für die Ukraine, Kurt Volker, gesagt:
- Das die USA Investitionsprojekte auf der Halbinsel Krim sowie alle Personen, die den Eintritt der Krim zu Russland unterstützen, strikt ablehnen würden.
Amerikanern ist es untersagt, Geschäfte mit Unternehmen auf der Krim zu machen
Amerikanischen Bürgern und Unternehmen sei es nun untersagt, Geschäfte mit Organisationen (wie Unternehmen) durchzuführen, die unter die Sanktionen fielen.
Fakt sei schon jetzt, dass das Eigentum der von den Sanktionen auf der Krim tätigen Unternehmen „im Hoheitsgebiet und in den Gerichtsbarkeiten der Vereinigten Staaten“ eingefroren werde, habe Volker erklärt.
Darüber hinaus könne Washington „Zahlungen in Dollar mit Unternehmen aus der Sanktionsliste sperren“, so AiF.
Der Leiter des Tourismusausschusses des Krim-Parlaments, Alexei Chernyak, soll gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti erklärt haben:
- Das die Aufnahme von Urlaubsresorts in die Sanktionsliste der USA eine gute Werbung für die Krim sei, schreibt AiF weiter.
- Nach Ansicht von Chernyak verursachten „die restriktiven Maßnahmen keinen Schaden“.
- Vielmehr würden die Urlaubsresorts „weiterhin funktionieren, da die Hauptkunden dieser Einrichtungen in Russland ansässig“ seien.
„Keine Auswirkungen“
In dem Beitrag des Nachrichtenportals AiF wird auch Alexey Vysokanov zitiert, der Generaldirektor eines Hotels auf der Krim und Präsident des Moskauer Touristik-Unternehmens Multitour.
- Multitour ist unter anderem in Russland, der Ukraine, Weißrussland, Abchasien, Baltikum, Armenien, Georgien, Usbekistan oder auf der Krim tätig.
- Zum Unternehmen gehören unter anderem Marken wie marieltour.ru. [2]
So erklärte der Tourismusmanager mit Blick auf die US-Sanktionen: dass auf der Krim lebenden Personen, welche nun von den US-Sanktionen betroffen seien, eh dort lebten und nur auf dem „heimischen Markt“ tätig seien.
Zudem habe sich ein Wandel der Tourismusströme in den vergangenen Jahren vollzogen.
- Seien früher überwiegend Ukrainer als Urlauber auf der Krim zu verzeichnen gewesen, seien es jetzt mehrheitlich wieder Russen.
„Daher haben die Beschränkungen für die Urlaubsresorts nur geringe Auswirkungen, außer dass sie ihnen zusätzlichen Bekanntheitsgrad verleihen“, habe Vysokanov erklärt.
„Keine Probleme mit Kreditvergabe“
AiF.ru wollte von dem Reisemanager, der unter anderem auch Busreisen ausrichtet, ferner wissen, ob die auf der Krim tätigen Hotels auf Grund der amerikanischen Sanktionen nun Probleme „mit der Kreditvergabe“ hätten.
Dazu sagte Alexey Vysokanov: „Auf der Krim gibt es Banken, die bereits mit Sanktionen belegt sind“. Viele von ihnen seien aber bereits „für die Arbeit auf der Halbinsel Krim „geschärft“. Daher sei auch „die Kreditvergabe für lokale Unternehmen in vollem Umfang“ gewährleistet. Er selbst sehe „hier keine Probleme“.
Immer weniger Probleme gebe es zudem mit der Infrastruktur auf der Krim. Diese habe sich „in den letzten vier Jahren“ positiv entwickelt.
So sei beispielsweise die Kerch-Brücke eröffnet worden oder der neue Flughafen auf der Krim. Die neue Brücke ermögliche es dass „Produkte oder sonstige Ausrüstungen“ leichter auf die Halbinsel transportiert werden könnten. Dies wirke sich wiederum hinsichtlich der Preise aus, die tendenziell fallen würden.
Die USA sowie die EU werfen Russland vor, die Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert zu haben. Russland weißt das zurück.
Auch die USA haben Länder annektiert
Die Annektion von Ländern hat eine lange Geschichte. Auch die USA selber haben dies in den vergangenen 200 Jahren immer wieder gemacht, so dass man dem Westen durchaus vorwerfen kann, dass er mit zweierlei Maß misst:
- Im 19. Jahrhundert besetzten die USA beispielsweise Hawaii militärisch und nahmen die dort herrschende Königin in Gefangenschaft. Später übernahmen die USA das Land einfach als weiteren Bundesstaat.
- Ganz nach dem Motto, „die Geschichte schreiben immer die Sieger„, setzen die USA auf das kollektive Vergessen, dass Hawaii jemals eine komplett eigenständige und unabhängige Nation war.
Dem Reiseführer „Mauritius“ von Wolfang Därr (Dumont Reise-Handbuch) ist wiederum folgendes zu entnehmen:
- „Ursprünglich gehörten die Chagos-Inseln (red. Anmerkung: Rund 3000 Kilometer von Mauritius entfernt im Indischen Ozean gelegen) zum Gebiet der (britischen und ehemals französischen) Kolonie Mauritius. 1965 wurden sie jedoch aus dieser Verwaltungseinheit ausgegliedert. Großbritannien stellte die zudem Archipel gehörende Insel Diego Garcia den USA zur militärischen Nutzung zur Verfügung., die dort eine der größten Atombasen der Welt errichteten. Anfang der 1970er Jahre wurden die letzten der gut 1000 Bewohner Diego Garcias nach Mauritius zwangsevakuiert, wo sie unter schwierigen Bedingungen leben und auf den Tag warten, an dem sie endlich in ihre Heimat zurückkehren dürfen. Jeglicher Besuch der 36 Quadratkilometer großen Insel und der anderen Eilande des Archipels ist untersagt“. [5] [6]
Das heißt nichts anderes, als dass die USA das Gebiet heute faktisch annektiert haben und wohl auch nie wieder herausgeben werden. Die beiden hier skizzierten Beispiele sind nur zwei von vielen anderen.
Einzelnachweise
[1] Stop Resort. Wie sich die Sanktionen der USA gegen die Erholungsorte der Krim auf den Rest auswirken werden, In: aif.ru vom 9.11.2018. Abgerufen am 11.11.2018.
[2] Konferenz von Jalta, Krim, In: Wikipedia.de.
[3] Alexey Y. Vyshanov – Präsident der Multitur-Unternehmensgruppe, In: marieltour.ru. http://www.marieltour.ru/vysokanov-aleksey-yurevich-prezident-gruppy-kompaniy-multitur.
[4] 2014 Sochi Olympic Ticket Sales: Good, Not Great, Von Olga Razumovskaya, Lukas I. Alpert and Bruce Orwall, In The Wall Street Journal vom 7. Februar 2014. Abgerufen am 11. November 2018.
[5] DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Mauritius mit Extra-Reisekarte, von Wolfgang Därr, In: DuMont Reiseverlag, Ostfildern vom 14.09.2017, 288 Seiten, Seite 55, für 22,99 Euro zu kaufen auf: buch.de.
[6] „Die Stille von Chagos“, Buch von Shenaz Patel, 2017 Weidle Verlag, 159 S. ISBN 978 3 93 88 03 868, zu kaufen auf: buch.de (18 Euro als Taschenbuch, 11,99 als eBook).