Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa (Deutsche Presseagentur) seien die Steuer-Selbstanzeigen in Deutschland 2015 drastisch zurückgegangen.
In Deutschland können sich Steuersünder, die sich nachträglich freiwillig bei ihren örtlichen Finanzämtern und Staatsanwaltschaften mit einem überarbeiteten, detaillierten und fehlerfreien Steuerbescheid melden, selbst anzeigen und auf ein milderes Urteil hoffen.
Gültig sind solche Steuer-Selbstanzeigen allerdings nur dann, wenn wirklich lückenlos angenommene hinterzogene Steuern der vergangenen Jahre aufgelistet werden. Kleinste Fehler können zu einem Verlust der Selbstanzeige-Regelung führen.
Nach einer Umfrage der dpa bei den 16 deutschen Landesfinanzministerien hätten sich bis November 2015 insgesamt 14.500 Deutsche selbst der möglichen Steuerhinterziehung angezeigt.
2014 meldeten sich noch 40.000 Personen wegen Steuerhinterziehung freiwillig
Auch wenn bislang nicht bekannt ist, wie viele Deutsche sich noch im Dezember 2015 selbstangezeigt haben, so schreibt die dpa, dass man davon ausgehen könne, dass es auf jeden Fall 2015 deutlich weniger Steuersünder-Selbstanzeigen seien als im Vorjahr. So hatten sich 2014 noch ingesamt 40.000 Personen der möglichen Steuerhinterziehung angezeigt. Für 2015 wird mit unter 20.000 gerechnet.
Wichtig: Ermittelt die Staatsanwaltschaft oder das Finanzamt erst einmal proaktiv in Bezug auf eine wahrscheinliche Steuerhinterziehung, ist eine Selbstanzeige nicht mehr gültig.
Die dpa zitiert in ihrem Text die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold von den Grünen mit den Worten, wonach sie trotz der zahlreichen Selbstanzeigen davon ausgehe, „dass immer noch Schwarzgeld im Ausland gebunkert“ werde.
Die meisten Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung gab es 2015 laut dpa im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland, in Nordrhein-Westfalen (NRW). So hätten sich dort in den ersten elf Monaten 2015 insgesamt 3016 Menschen als mögliche Steuerbetrüger selbst anzeigt. Es folge Baden-Württemberg mit 2602 Steuer-Selbstanzeigen und Rheinland-Pfalz mit 2491. Anschließend käme Niedersachsen mit 2282 Selbstanzeigen.
Im reichen Hamburg scheint es wenig Steuersünder zu geben
Erstaunlich wenige Steuersünder scheint es in der reichen Hansestadt Hamburg zu geben. So hätten dort bis November 2015 laut dpa lediglich 133 Personen eine mögliche Steuerhinterziehung proaktiv gemeldet, um einem Strafverfahren zu entgehen.
Am wenigsten Steuer-Selbstanzeigen meldet das wenig besiedelte ostdeutsche Flächenland Mecklenburg-Vorpommern. Hier gibt es laut dpa in den ersten elf Monaten 2015 gerade einmal zwei Selbstanzeigen wegen möglichen Steuerbetrugs.
2014, berichtet dpa weiter, hätte der deutsche Fiskus gut 1,32 Milliarden Euro durch die Steuerhinterziehungs-Selbstanzeigen einnehmen können. Für 2015 wird derzeit nur noch mit rund der Hälfte der Einnahmen gerechnet – mit 636 Millionen Euro.