Die schon vor über 100 Jahren weltweit bedeutend agierende Deutsche Bank gab bekannt, wonach sie ihre Anteile an der chinesischen Hua Xia Bank für 3,7 Milliarden Euro verkaufe. Die Deutsche Bank war 2010 für rund 1,3 Milliarden Euro bei der Hua Xia Bank eingestiegen, was bedeutet, dass der Anteilverkauf mit einem satten Plus verbucht wird.
Dennoch verläuft das Geschäft nicht ganz ohne Kritik. So moniert beispielsweise in einem Kommentar die deutsche Börsen-Zeitung, wonach „nicht ohne Grund… der Aktienkurs von Hua Xia seit Anfang 2011 in fünf Jahren um rund zwei Drittel geklettert“ sei, „während jener der auf einen Jahresverlust zusteuernden Deutschen Bank um rund 40% in die Tiefe rauschte“.
Weiter stellt die Börsen-Zeitung fest, dass die Kapiteldecke der Deutschen Bank zu niedrig sei. So erwarte Basel III eine Kapitaldecke für die Deutsche Bank in Höhe von 11,5%. Gleichzeitig weist das wichtigste deutsche Börsenblatt darauf hin, dass die Europäische Zentralbank (EZB) für das größte deutsche Bankhaus bereits Anfang 2015 eine Kapitaldecke in einer Übergangsregelung von wenigstens 10% verordnet habe.
Fakt ist zudem: Die Deutsche Bank benötigt Geld – nicht nur zur Deckung der höher festgelegten Eigenkapitaldecke, sondern auch um Strafen aus unterschiedlichsten Rechtsstreitigkeiten zu decken. Vor allem die Justiz der USA zeigt sich seit Jahren gegen zahlreiche deutsche Konzerne – so auch die Deutsche Bank – unnachgiebig und prozessfreudig. Deutsche Großkonzerne wurden in den USA in der Vergangenheit zu sehr hohen Strafen verurteilt und mussten an den US-Staat deshalb viele Milliarden Dollar überweisen.
Geschichte Deutsche Bank: Schon 1908 eine wirtschaftliche Weltmacht, schreibt Lenin
Trotz der immer wieder geäußerten Kritik am Geschäftsgebaren der Deutschen Bank: Das Haus gehört seit über 100 Jahren zu den größten und bedeutendsten Bank-Unternehmen weltweit. So schreibt selbst der russische Revolutionär Lenin 1916 in seinem auch unter Wissenschaftlern anerkannten Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ im Kapitel „II. Die Banken und ihre neue Rolle“ über die Deutschen Bank unter Verweis auf Statistiken der Zeitschrift „Die Bank“ aus dem Jahr 1910 (die heute nur noch in der Bibliothek Zürich original aufzufinden ist):
„Die ‚Gruppe‘ der ‚Deutschen Bank‘ ist eine der größten, wenn nicht die größte, von allen Gruppen der Großbanken.“
So sei die Deutsche Bank bereits 1910 an 87 Banken beteiligt gewesen, wovon unter anderem 30 Beteiligungen ersten Grades bestünden hätten, 14 zweiten Grades und 2 dritten Grades. Dabei habe die Deutsche Bank bereits damals vor über 100 Jahren diverse Auslandsbeteiligungen gehabt.
So sei sie beispielsweise im Rahmen ihrer Beteiligungen „ersten Abhängigkeitsgrades“ an drei ausländischen Banken beteiligt gewesen – an einer österreichischen Bank (dem Wiener Bankverein) sowie zwei russischen Banken (der Sibirischen Handelsbank, sowie der Russischen Bank für auswärtigen Handel). Der Gesamtbetrag der Bilanz der Deutschen Bank habe (eigenes und fremdes Kapital) laut Lenin bereits im Jahr 1910 zwischen 2 bis 3 Milliarden Mark betragen.
Lenin schrieb über die „Gruppe“ der Deutschen Bank im Jahr 1916:
„Es ist klar, dass eine Bank, die an der Spitze einer solchen Gruppe steht und mit einem halben Dutzend anderer ihr wenig nachstehender Banken zum Zwecke besonders großer und vorteilhafter Finanzoperationen, wie z.B. Staatsanleihen, eine Verbindung eingeht, bereits über die bloße ‚Vermittler’rolle hinausgewachsen ist und sich in Vereinigung eines Häufleins von Monopolisten verwandelt hat.“
Die Deutsche Bank und die Disconto-Bank waren 1908 die größten deutschen Banken
1910 war nach Lenin, der sich auf die Statistiken der Zeitschrift „Die Bank“ beruft, die Deutsche Bank gemeinsam mit der „Disconto-Gesellschaft“ die größte Berliner Bank. Die Deutsche Bank habe bereits 1870 über ein Kapital in Höhe von 15 Millionen Mark verfügt, während die Disconto-Gesellschaft 1870 über ein Kapital in Höhe von 30 Millionen Mark verfügt habe.
Im Jahr 1908 sei jedoch, schreibt Lenin weiter, das Kapital der Deutschen Bank bereits auf 200 Millionen Mark geklettert, das der Disconto-Gesellschaft auf über 170 Millionen Mark. Bis 1914 sei das Kapital der Deutschen Bank weiter stark angewachsen und zwar auf 250 Millionen Mark. Ähnlich habe es bei der deutschen Disconto-Gesellschaft ausgesehen. Sie habe durch Fusion mit dem „Schaaffhausenschen Bankverein“ ein Kapital von 300 Millionen Mark im Jahr 2014 ausweisen können.
Dabei hätten 1910 rund 300 Menschen („Kapitalmagnaten“) Deutschland wirtschaftlich regiert, stellt Lenin in seinem wirtschaftswissenschaftlichen Buch fest. Im Zentrum stünden aber die Banken, die Kredite geben oder wieder streichen könnten. Während in Frankreich zu diesem Zeitpunkt nur noch rund drei bis sechs Großbanken die Finanzen in Frankreich dominierten, seien es in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch sechs bis acht Banken gewesen – darunter die Deutsche Bank sowie die Disconto-Gesellschaft.
Auch im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg bereits eine wirtschaftliche Weltmacht war – was sicherlich vor allem dem Britischen Empire nicht zusagte und weshalb der Erste Weltkrieg den in Britannien Regierenden nicht ungelegen kam:
Englands Banken und Sparkassen im Vergleich zu Deutschlands vor dem Ersten Weltkrieg 1914
So verwalteten 1908 in England die Banken umgerechnet 23,2 Milliarden Deutsche Mark und die Sparkassen 4,2 Milliarden. Deutlich weniger Geld war in Frankreich – trotz der französischen Kolonien – in Umlauf. So verwalteten die französischen Banken 1908 nach Angaben von Lenin 3,7 Milliarden Mark und 4,2 Milliarden bei Sparkassen.
Deutlich stärker als Frankreich war 1908 aber Deutschland mit Finanzkapital ausgestattet. So verwalteten nach Angaben von Lenin deutsche Banken zu diesem Zeitpunkt 7,1 Milliarden Deutsche Mark, die Kreditgenossenschaften 2,2 Milliarden Mark und die Sparkassen 13,9 Milliarden Mark.
Das hießt: Großbritannien verfügte 1908 trotz seiner weltweiten Kolonien nicht über wesentlich mehr Bankeinlagen (27,4 Milliarden Mark) als Deutschland (23,2 Milliarden Mark).
Quelle: Alle Angaben von Lenin basieren auf seinem Buch „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ (Kapitel „II. Die Banken und ihre neue Rolle“). Dieses Buch entnimmt wiederum zahlreiche seiner Finanz-Angaben der amerikanischen „National Monetary Commission“, beziehungsweise der deutschen damals verlegten Zeitschrift „Die Bank“ (1910, u.a. S. 1200).