In den niederländischen Finanzämtern nehmen mehr Beamte und sonstige Mitarbeiter als gewollt das Angebot der niederländischen Regierung an, ihren Arbeitsplatz aufzugeben.
Im Gegenzug zum verlorenen Arbeitsplatz erhalten die Betroffenen in den niederländischen Finanzämtern eine Prämie in Höhe bis über 75.000 Euro. Alternativ gibt es Abfindungs-Angebote in Höhe von 4 bis 24 kompletten Monatsgehältern. Das Prämiensystem ist abhängig von der Anzahl der Dienstjahre.
Dass der Sozialplan der niederländischen Regierung für den Verlust des Arbeitsplatzes in den Finanzämtern so gut ankommt, mag auch am relativ hohen Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegen, welches bei 53 Jahren liegt. Wie in Deutschland, dürfen die meisten niederländischen Arbeitnehmer erst mit 67 Jahren regulär in Rente gehen.
Seit Bekanntgabe des Prämiensystems vor vier Monaten haben bereits 3800 niederländische Finanzbeamte die Regelung unterschrieben. Die Befürchtung lautet nun, dass, wenn nichts unternommen werde, bis zum Jahr 2024 statt 4800 Mitarbeiter 8000 die Finanzämter verlassen werden. Dies entspräche dann einem unfreiwillig hohen Arbeitsplatzabbau in Höhe von fast 30% aller 30.000 niederländischen Finanzbeamten.
Um den Exodus einzudämmen möchten nun die niederländischen Finanzämter mit ihrem Ziel einer effizienteren Reorganisation etwas auf die Bremse treten. Dies sagten der zuständige Staatssekretär Eric Wiebes sowie der oberste niederländische Finanz-Generaldirektor, Hans See.
Dass mehr Finanzamts-Mitarbeiter gegen Abfindung, beziehungsweise eine Prämie, ihren festen Arbeitsplatz aufgeben, als prognostiziert, begründen niederländische Gewerkschaften damit, dass eine große Unzufriedenheit mit den Finanzämtern als Arbeitgeber bestehe.
Besondere Sorgen macht sich das Finanzministerium darum, dass derzeit 2 von 3 höheren verbeamteten Führungskräften gegen die zugesagte Abfindung freiwillig die Finanzministerien als Arbeitgeber verlassen. Besonders viele verabschieden sich in die Überbrückungs-Arbeitslosigkeit, um im Anschluss daran dann mit 67 Jahren in Rente gehen zu können.
Fließender Übergang von Arbeitslosigkeit in die Rente in den Niederlanden
Im Gegensatz zu Deutschland, gibt es in den Niederlanden für betagtere Arbeitnehmer eine offizielle Regelung, die einen solchen fließenden Übergang von Arbeitslosigkeit in die Rente durchaus fördert.
Neben den höheren Beamten verlassen auch zahlreiche Finanzkontrolleure die Finanzämter der Niederlande. Die Rede ist davon, dass vier bis sechs Mal so viele Kontrolleure das Abfindungsangebot bislang angenommen hätten, als prognostiziert. Zudem hätten zwei bis drei Mal so viele höhere und Beamte sich mit Abfindungen verabschiedet, als erhofft.
Die Massenflucht aus den Finanzämtern kommentierte der niederländische Präsident der zuständigen Gewerkschaft NCF (Nederlandse Categoriale vakvereniging Financiën), Albert van der Smissen, mit den Worten: „Unsere Befürchtungen bestätigen sich, dass es in einem heillosen Chaos endet.“
Der Arbeitsplatzabbau in der niederländischen Finanzverwaltung wird damit begründet, dass sie bislang stets höhere Ausgaben gehabt habe, als das Budget vorgesehen habe. Die Rede ist von einem Jahres-Defizit in Höhe von 300 Millionen Euro – und das, obgleich das Budget bei jährlich 648 Millionen Euro liegt.
Geht es mit den Massenkündigung bei den Finanzämtern der Niederlande in dem rasanten Tempo weiter, könnte das vorgesehen Soll an weniger Jobs bereits in wenigen Monaten erreicht sein. Ursprünglich waren die Jahre 2023 bis 2024 dafür vorgesehen worden.