In den USA stellt der Nachrichtensender CNN Interpretationen rund um die nun öffentlich gewordenen steuerlichen Rückzahlungen an den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump (Republikaner) an.
Dabei wundert sich CNN warum Trump, der weltweit über Hunderte Immobilien verfüge, tendenziell nur wenige Steuern zurückbekomme. Der zuständige CNN-Autor Robert McIntyre geht davon aus, dies könne daran liegen, dass die Immobilien teilweise aus Steuervermeidungsgründen sehr niedrig bewertet würden. McIntyre ist in seinem Haupt-Beruf Direktor der privaten US-Initiative „Bürger für Steuergerechtigkeit“.
Er argumentiert, dass der Fall Donald Trump einmal mehr zeige, dass eine Immobiliensteuerreform in den USA notwendig sei. Grund: So wie die steuerliche Bewertung von Immobilien in den Vereinigten Staaten von Amerika gehandhabt würde, laufe es auf Steuergeschenke für Reiche hinaus und mangelnde Steuergerechtigkeit.
In den USA werden gewerblich vermietete oder verkaufte Immobilien einerseits mit einer Bundessteuer belegt, andererseits mit einer örtlichen lokalen Körperschaftssteuer.
Die Diskussionen um Trumps Steuerzahlungen haben in den USA deshalb eine Brisanz, da er als Präsidentschaftskandidat steuerlich offen agieren muss. Dies mache er aber aus Sicht von Kritikern nur sehr zögernd. Das betreffe sowohl die Bewertung seines Milliarden-Vermögens, als auch des Jahreseinkommens oder Steuersatzes.
Trumps finanzielle Situation sei nur „begrenzt offen“, monieren Kritiker des Präsidentschafts-Kandidaten der Republikaner
Alles in Bezug auf Trumps finanzielle Situation sei bislang rein spekulativ, wird moniert. So schreibt CNN, man sehe im Falle von Trump, wie wahrscheinlich bei zahlreichen amerikanischen Milliardären, nur eine „begrenzte finanzielle Offenlegung“. Das was man dabei habe, beruhe ausschließlich auf „öffentlich zugänglichen Informationen“.
Bekannt wurde nun, dass Trump im steuervergünstigten Staat New York, schreibt CNN, immer wieder Steuern zurückerhalten habe und zwar in einem Ausmaß, welches darauf schließen lassen, dass Trump steuerlich lediglich ein persönliches Einkommen von weniger als 500.000 US-Dollar pro Jahr geltend mache.
Dies lasse darauf schließen, so CNN, dass Trump geschickt „legale Manöver“ unternehme, um seine Immobilienbesitze „unangemessen niedrig“ zu bewerten mit dem Ziel eine minimale Grundsteuer zu bezahlen.
So rechnet CNN vor: Beispielsweise zeige eine Untersuchung, dass ein Golfplatz, in welchen Donald Trump investiert habe – der Golfplatz Westchester in New York – von Trumps Steueranwälten lediglich mit 1,4 Millionen US-Dollar bewertet würde. Doch in Wirklichkeit gingen Marktkenner von einem Wert von mindestens 50 Millionen US-Dollar aus. Es sei davon auszugehen, dass unzählige Trump-Immobilien ähnlich niedrig und damit verzerrend bewertet würden.
So schreibt CNN weiter, dass es die Möglichkeit niedriger Immobilienbewertungen seit den 1970er Jahren gebe und zwar durch den Trick hoher Abschreibungen. Hierbei könnten Kosten, die der Immobilieninvestor aber gar nicht mit eigenem Netto-Geld habe übernehmen müssen, steuerlich abgesetzt werden. Vor allem die Möglichkeit Kredite steuerlich geltend zu machen, spiele eine zentrale Rolle beim Steuerspar-Modell von Donald Trump.
Wie man in den USA eine 100 Millionen US-Dollar-Immobilie steuerlich nur mit 10 Millionen bewerten kann
Konkret bedeute dies, so CNN, dass eine Immobilie die für eine spätere Vermietung gedacht sei, beispielsweise einen Wert von 100 Millionen US-Dollar habe, aber nur mit einem Zehntel bewertet werde – also mit 10 Millionen Euro.
Als weitere Annahme gelte dabei, dass der Investor nur 10 Prozent selber bezahlt habe, den Rest aber zum Beispiel über Kredite anderer Investoren. CNN rechnet vor, dass 90 Millionen US-Dollar mit einem Kredit finanziert werden könnten bei einem Zinssatz von 5%.
Dem stellt CNN fiktive Mieteinnahmen abzüglich Wartung und Immobilienverwaltung von jährlich 5 Millionen US-Dollar vor Zinsen gegenüber. In Bilanz, so CNN, führe dies dazu, dass es für den Immobilieninvestor zu einem positiven Steuereffekt von 4,5 Millionen US-Dollar führe, also faktisch zu fast keiner Steuerlast.
Hinzu komme: Da Immobilien aus steuerlichen Gründen in einem Zeitraum von 27 bis 40 Jahren abgeschrieben würden – je nach Art der Immobilie – könnte jährlich ein hoher Verlust steuerlich geltend gemacht werden. Dies gelte auch für den Fall, dass die Immobilie durchaus einen Wert – einen hohen Wert – habe und über die Jahre eine Wertsteigerung.
Unterm Strich führe dies dazu, dass ein Immobilieninvestor in ein 100 Millionen US-Dollar-Projekt bereits nach drei bis vier Jahren sein persönlich investiertes Netto-Geld – also im Beispiel die 10 Millionen US-Dollar – über steuerliche Abschreibungen wieder komplett zurück habe.
Geschenk der Regierung an Reiche
Obendrein könnten weitere steuerliche Abschreibungen geltend gemacht werden, was letztlich zu einer Jahresrendite von 5% bis 18% führe. CNN schreibt, dies sei also letztlich für den Staat ein negativer Steuersatz, beziehungsweise ein Geschenk der Regierung an Immobilieninvestoren.
Abgerundet werde das Konzept einer Nicht-Steuerzahlung dadurch, dass Immobilien-Investoren ihre angeblichen steuerlichen Verluste mit anderen Einnahmen verrechnet könnten. Dadurch könnten auch darauf potentiell entfallende Steuern weitgehend vermieden werden.
Im Falle von Donald Trump bedeute dies: Der Immobilien-Guru und TV-Star könne seine weiteren Einnahmen aus Fernsehauftritten, Buchtantiemen, Golfplätzen oder Seminaren „So werden Sie schnell reich“ mit den Steuereffekten aus seinen Immobiliengeschäften verrechnen. Unterm Strich bedeute dies eine weitere deutliche Steuerreduktion.
Die großen steuerlichen Vorteile für Immobilieninvestoren in den USA begründet CNN damit, dass die Gesetze ursprünglich für Farmer erlassen worden seien, die umfangreich investieren oder mit Grundstücken handeln müssten.
Die Steuergesetze seien aber ursprünglich nicht für Immobilienhaie wie Trump erlassen worden. Letztlich nutzten also Trump und andere amerikanische Immobilien-Spekulanten einer Steuerlücke zum eigenen Vorteil.