Die Flüchtlingswellen nach Deutschland und der damit einhergehende Raumbedarf für die neuen Mitbürger macht auch vor Finanzämtern nicht halt.
In Grevenbroich in Nordrhein-Westfalen teilte nun der Stadtrat mit, dass 22 Flüchtlinge in die alten Räumlichkeiten des Finanzamts an der Erckensstraße eingezogen sind. Platz habe man dort für bis zu 150 Flüchtlinge.
Um die schalen Behördenzimmer in einigermaßen erträgliche private Räumlichkeiten umzugestalten griff Grevenbroich tief in die Kasse: 700.000 Euro habe man für die Umbauten im alten Finanzamt investiert. Umgebaut worden waren 50 Räume, wobei auf behindertengerechte Zugänge geachtet wurde, da ein Flüchtling – ein junger Mann – auf einen Rollstuhl angewiesen sei.
Zusätzlich zu den Inventionen in die Räumlichkeiten kommen Kosten für einen privaten Sicherheitsdienst, der Nachts das Gebäude bewachen soll. Normalerweise kosten private Sicherheitsfirmen für eine 8-Stunden-Schicht im Monat um die 2500 bis 3000 Euro brutto pro Security-Mitarbeiter. Wie viel Grevenbroich bezahlt, ist nicht bekannt.
Die jetzt im Finanzamt untergebrachten Flüchtlinge hatten bislang im wenig angenehmen Obdachlosenheim am Rittergut in Noithausen gewohnt. Über die neue Wohnlösung im Finanzamt ist entsprechend Heike Steinhäuser froh, die Leiterin des städtischen Fachbereichs Soziale Sicherung und Integration. Sie sagte, die Flüchtlings-Unterkünfte im Obdachlosenheim hätten „zu sehr beengten Wohnverhältnissen geführt“, welche man nun „erfreulicherweise aufgelöst“ habe.
In der neuen Flüchtlingsunterkunft im Finanzamt soll vorerst täglich ein Sozialarbeiter präsent sein, um Spannungen zwischen den Flüchtlingen abzubauen und als Ansprechpartner vor Ort zu fungieren.
Nach Grevenbroich kamen in diesem Jahr 85 Flüchtlinge. Die meisten seien im Januar in das Örtchen gezogen – und zwar 65. Insgesamt leben in Grevenbroich 748 Flüchtlinge. 458 sind in größeren Unterkünften untergebracht und 290 in Wohnungen. Pro Wohnung leben in NRW manchmal über 10 Personen zusammen.