Dass EU-Bürger, welchen Datenschutz wichtig ist, lieber auf in der EU registrierte und kontrollierte E-Mail-Dienste zurückgreifen sollten, zeigt einmal mehr dieser Fall:
Der E-Mail-Anbieter unroll.me spionierte seine eigenen E-Mail-Konteninhaber aus und verkaufte über das angeschlossene Unternehmen «Slice Intelligence» Inhalte an den App-Fahrdienstleister Uber weiter.
Mittlerweile räumte das US-Unternehmen unroll.me dieses Vorgehen ein und entschuldigte sich etwas launisch.
Doch die Empörung und das Misstrauen gegen den US-E-Mail-Dienst sind nun groß. unroll.me soll nämlich nicht nur E-Mail-Inhalte, sondern ebenso die Kontaktdaten ausgelesen haben.
Wozu wiederum Uber diese Daten haben wollte, darüber kann jeder selber spekulieren. Uber erklärte, man habe über Tracking primär (Kreditkarten-)Betrug seiner eigenen Kunden verhindern wollen.
Wobei fairerweise eingeräumt werden muss: Betrug besonders mit Kreditkarten ist in zahlreichen Ländern ein krimineller Volkssport, welcher die Unternehmen viele Millionen Euro kostet. Flugportale wie vol24.fr verloren in Frankreich so Millionen.
Nach sehr guten steuerratschlag.eu-Informationen betrügen zwischen 20% und 25% der Kreditkarten-Nutzer in Frankreich oder Spanien mit falschen Kreditkartenangaben gegenüber E-Commerce-Anbietern, beziehungsweise Reiseunternehmen. Auf dem Millionenschaden bleiben die Unternehmen sitzen.
Nach bisherigem Verdacht ist jedenfalls nicht klar, ob unroll.me die E-Mail-Daten nicht nur an Uber, sondern an weitere dritte Parteien veräußerte. Doch scheint das der Fall zu sein, da es Bestandteil des Geschäftsmodells ist, um den kostenlosen E-Mail-Anbieter profitabel machen zu können.
Für Firmen zeigt dies klar: Vorsicht, welchen E-Mail-Anbieter man nimmt.
Schon WhatsApp aus den USA oder Viber aus Israel kann als Kommunikationsmittel auf Unternehmensebene datenschutzrechtlich Probleme mit sich bringen, da die Kommunikation nicht durchgehend über EU-Server läuft.
unroll.me wirbt jedenfalls damit, dass alle E-Mails unterschiedlichster Provider in einem Posteingang gebündelt werden können.
So schreibt das Unternehmen: „Du siehst sofort eine Liste aller E-Mail-Abonnements. Melde dich leicht ab von wem auch immer du willst.“ unroll.me unterzieht dabei Posteingänge von Twitter oder Facebook ein.
Doch ob nach dem Daten-Skandal immer noch gilt, wie unroll.me sich brüstet, wonach „uns Millionen happy Users vertrauen“?
unroll.me gehört jedenfalls zur amerikanischen Unroll.Me Inc.
Co-Gründer sind hier Jojo Hedaya und Josh Rosenwald. Cris Favero fungiert nach Webseiten-Angaben beispielsweise als „The Master Googler“ und Kirill Kogan als „The Namerizer“.
Dass Nutzer von unroll.me künftig mit dem Verkauf ihrer Daten rechnen müssen, das räumt Gründer Jojo Hedaya (jojo) in einem Posting mit dem üblichen PR-Blabla ein („Überschrift: „We can, and will, do better.“):
„Our users are the heart of our company and service. So it was heartbreaking to see that some of our users were upset to learn about how we monetize our free service.
And while we try our best to be open about our business model, recent customer feedback tells me we weren’t explicit enough.
Sure we have a Terms of Service Agreement and a plain-English Privacy Policy that our users agree they have read and understand before they even sign up, but the reality is most of us –
myself included – don’t take the time to thoroughly review them.
So we need to do better for our users, and will from this point forward, with clearer messaging on our website, in our app, and in our FAQs. We will also be more clear about our data usage in our on-boarding process. The rest will remain the same: providing a killer service that gives you hours back in your day while protecting your privacy and security above all else.
I can’t stress enough the importance of your privacy. We never, ever release personal data about you. All data is completely anonymous and related to purchases only. To get a sense of what this data looks like and how it is used, check out the Slice Intelligence blog.
Thank you for being such an important part of our company. If there’s more we can be doing better, please let me know.“
Jojo Hedaya studierte einst an der „City University of New York-Brooklyn College“. In New York lernte er Josh Rosenwald kennen und gründete dort 2011, also vor sechs Jahren, unroll.me.