An dieser Stelle hatte steuerratschlag.eu schon einmal darüber berichtet, dass Brasiliens derzeitige Regierung im Verdacht steht, mit gangsterhaften Figuren durchzogen zu sein.
Das bestätigt sich nun. So wurden Mitschnitte aus Gesprächen des Regierungschefs Michel Temer in einer Länge von 39 Minuten an brasilianische Medien weitergeleitet.
Der Inhalt: Brasiliens Staatschef Temer soll auf den Bändern eine Schmiergeldzahlung in Höhe von 500.000 Brasilianischen Real, umgerechnet 133.195 Euro, an einen Korruptions-Insider abgesegnet haben.
Temer selber ist auf den Bändern zu hören. Allerdings bestritt er auf einer dramatischen Pressekonferenz, wonach er selber Schmiergeldzahlungen zugestimmt habe.
Dass der Skandal nun an die Öffentlichkeit kommt, ist einem mutigen brasilianischen Unternehmer, Chef einer der größten Fleischkonzerne der Welt zu verdanken: Joesley Batista von JBS S. A..
Das Schmiergeld hätte die J&F Investimentos S.A., die Holdinggesellschaft der JBS S. A., bezahlen sollen. CEO der Holding ist Joesley Mendonça Batista selber, wie er mit ganzem Namen heißt.
Er hatte die inoffiziellen Regierungsgespräche, zu welchen er geladen war, heimlich aufgezeichnet. Gleichzeitig scheint er in der brasilianischen Seifenoper aus Intrigen und politischen Morden, welche Brasilien seit über einem Jahr in Atem hält, mitten drin zu sein.
Batista soll nämlich wiederum ein Freund des ehemaligen Präsidenten der Abgeordnetenkammer von Brasilien, von Eduardo Cunha, sein. Diesem hätten die Schmiergeldzahlungen zukommen sollen. Im Gegenzug dazu hätte Cunha nicht gegen Temer vor Gericht aussagen sollen.
Doch damit nicht genug: Cunha wiederum galt über Jahre als engster Verbündeter von Brasiliens gestürzter linker Präsidentin Dilma Rousseff. Deshalb war er von Medien gerne als Dilma Rousseffs „Nemesis“ bezeichnet worden.
Allerdings ist Cunha selber erzkonservativ und ein klassischer Wendehals, der Bündnisse eingeht, solange sie ihm zum Vorteile sind.
Er gilt zudem als Gegner von Homosexuellen. Ihnen empfiehlt er, sich von Ärzten behandeln zu lassen, da sie krank seien. Auch ist der bekannte brasilianische Radioprediger ein radikaler Gegner von Abtreibungen, die aber im katholischen Brasilien sowieso überwiegend strafbar sind.
Cunha stürzte 2016 über den bis heute Brasilien in Atem haltenden landesweiten Korruptionsskandal, der auch jetzt wieder im Zentrum der Schmiergeldzahlungen ist. Über diesen Skandal war auch Brasiliens linke Präsidentin Dilma Rousseff gestolpert.
Während Cunha bereits im Mai 2016 aus seinem Amt gedrängt wurde, musste am 31. August 2016 auf Betreiben ihres damaligen Stellvertreters Michel Temer auch diese gehen.
Im Oktober 2016 war Cunha verhaftet worden und sitzt seitdem in U-Haft. Von dort soll er gedroht haben, gegen Temer auszusagen.
Zudem gib es bis heute Betreibungen von der Kumpelei verdächtigen Staatsanwälten, ebenfalls die linke Politikerin Rousseff in Haft zu nehmen.
Die Rede ist auch deshalb von einem Staatsstreich, der in Brasilien seit gut einem Jahr mit Hilfe korrupter Staatsanwälte und Richter, sowie Politiker und Unternehmer, sowie Medien, im Gange sei.
Dabei geht es auch um massenhafte Enteignungen von Großgrundbesitzern, welche Rousseff wiederum vorangetrieben hatte, die Länder Indios (zurück)zugegeben.
Dem ganzen setzt die Krone auf, dass Cunha, wie Staatschef Temer, Mitglied der 1966 gegründeten PMDB-Partei ist.
Eine Partei, welche schon immer für ihre breiten Flügel bekannt war: Sie gilt als die Prostituierte, der Escort im System, und legt sich traditionell mit jedem ins Bett, welcher der Partei zu Ämtern in Regierungskreisen verhilft.
Wie Deutschland, so gilt jedoch auch in Brasilien: Vor Gericht sind heimlich aufgezeichnete private Mitschnitte illegal und dürfen nicht verwendet werden.
Deshalb hat sich Unternehmer Joesley Batista vor der jetzigen Veröffentlichung die Erlaubnis zu eben dieser beim Minister des Obersten Bundesgerichts von Brasilien, bei Edson Fachin, geholt.
Mitten im Sumpf stecken mal wieder auch die Medien der mächtigen brasilianischen Mediengruppe Globo.
Sie hatten eigentlich Temer zur Macht verholfen. Nun wird spekuliert, dass diese, vor allem die bekannte Zeitung „O Globo“, bereits einen Plan B habe. Dieser laute: Temer zeitnah zu ersetzen und rechtzeitig publizistisch das sinkende Schiff der aktuellen Regierung von Brasilien zu verlassen. Zum Mitschnitt des Temer-Gespräches hier klicken.