Es war dem bei Urlaubern oder Auswanderern beliebten Mallorca Magazin, der gut 68-seitigen auf Mallorca viel gelesenen deutschen Wochenzeitung, eine Titelgeschichte wert: „Bis zu vier Euro am Tag: Urlaubssteuer verdoppelt“. So lautet die aktuelle Schlagzeile in der Ausgabe vom 7. bis 13. September, die es teilweise sogar im deutschen Zeitungshandel an großen Bahnhöfen zu kaufen gibt.
Zum 1. Januar 2018 nämlich will die Insel-Regierung von Mallorca die Pro-Kopf-Steuer für Touristen kräftig anheben. Man scheint auf den Geschmack gekommen zu sein, wie leicht einige Millionen mehr in die Staatsschatulle kommen können.
Doch obwohl Hunderttausende Einwohner Mallorcas von der Steuer profitieren, fordern einige gar, sie solle noch weiter erhöht werden, da ihnen zu viele Urlauber auf die Balearen strömten.
Das hat Gründe: Immer mehr Urlauber scheuen bestimmte Reisegebiete. Dies liegt wiederum an der Angst vor Terror von arabischen oder türkischen Fanatikern, seien es IS-Terroristen oder Politiker.
Für Millionen Urlauber, die einst gerne nach Tunesien oder in die Türkei, nach Marokko oder Ägypten reisten, auch nach Libyen, bedeuten diese einstigen Traumziele längst Nogo-Areas.
In Bezug auf die Türkei haben immer mehr Deutsche, Schweizer oder Österreicher und viele andere Europäer Sorge vor willkürlichen Verhaftungen, aber auch vor IS-Terror.
In Tunesien oder Marokko droht zwar keine willkürliche Verhaftung, dafür drohen aber Bombenangriffe in den Großhotels und von Touristen beliebten Zentren.
Als der nur 1,70 Meter große Husni Mubarak, mittlerweile 89, noch an den Schalthebeln der Macht in Ägypten waltete, galt das Land für Urlauber als äußerst sicher.
Mit harter Hand regierte er und sorgte so für Sicherheit zumindest für Touristen oder Geschäftsreisende.
Wollte ein Urlauber von El Gouna im Süden Ägyptens von einem Taxi oder sonstigen Privatfahrer über die Landstraßen Richtung Norden nach Luxor chauffiert werden, war die Gesetzeslage klar. Jeder Fahrer musste eine solche Fahrt an einem der Hunderten Polizei-Checkpoints an den Straßen des Landes persönlich melden.
Dafür musste er sowohl seinen eigenen Ausweis kopieren und vorlegen, als auch jenen der Touristen. Die Touristen mussten sich wiederum in den Polizeistationen zu Beginn der Fahrt melden, dazwischen und am Ende der Fahrt ebenfalls. Zudem wurde darauf geachtet, dass die Fahrt den üblichen Zeitrahmen nicht überschritt.
Damit wollte man Entführungen von Urlaubern oder Geschäftsleuten vorbeugen. All das ist seit dem IS-Terror gegen den Westen schwieriger geworden. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig: Hass auf Europa, da der Kontinent fast 500 Jahre die Welt brutal und teils bestialisch kolonialisiert, versklavt und ausgebeutet hatte. Die Wunden dieser Zeit sind für Generationen noch tief.
Zwar hatten jene mit großer Schuld beladenen europäischen Regierungen versucht, durch Entwicklungshilfe und offene Grenzen für ehemalige Kolonialbewohner das durch Kolonien verursachte Leid wieder gut zu machen. Doch scheint das vielen nicht weit genug zu gehen.
Hinzu kommt Massenarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit bei vielen Jungen, die in Paris oder Spanien, den Niederlanden, Frankreich oder Großbritannien vor sich hindämmern.
In Ländern wie Spanien oder Frankreich sind in einigen Großstädten 50% der unter 30-Jährigen arbeitslos und ohne berufliche Perspektive.
Das nimmt ihnen die Chance an gesellschaftlicher Teilhabe, wie einer Familiengründung in Würde. Gleichzeitig macht sie dies ansprechbar für islamische Fanatiker, die teils in Moscheen auf Opferschau unter den ganz jungen Männern gehen, welche auch dort auf Sinnsuche ihres Lebens sind.
Im IS-Terror scheinen einige dann zu glauben, diesen Sinn zu finden. Den Sinn im Märtyrer-Tod oder einer lebenslangen Freiheitsstrafe angeblich für Allah.
Besonders betroffen sind die ehemaligen Kolonialländer Frankreich, Spanien, die Niederlande, beziehungsweise Belgien und Großbritannien.
Mallorca profitiert von dieser politischen Krisenlage. So schreibt das Mallorca Magazin: „Und 2017, Jahr eins nach der Einführung (der Touristensteuer), bringt ein Besucherrekord nach dem anderen. Jetzt legt die linke Balearen-Regierung nach: Zum 1. Januar 2018 will sie die Sätze der ‚Ecotasa‘, wie die Steuer umgangssprachlich genannt wird, glatt verdoppeln.
Abhängig ist das von der Unterkunft: Je komfortabler, desto teurer. Betroffen ist von der neuen Urlaubertaxe faktisch jeder. Eingetrieben wird sie in bar von den Hotels oder sonstigen Ferienunterkünften direkt von den Urlaubern.
Für 2018 rechnet die Balearen-Regierung mit 120 Millionen Euro zusätzlicher Einnahmen durch die Touristensteuer.
Angeblich wolle man dieses Geld, wird behauptet und schreibt auch das Mallorca Magazin, in Umweltprojekte stecken, erklärte Mallorcas Finanzministerin Catalina Cladera. Doch dürfte dieser Begriff sicher sehr weit gefasst sein.
Doch auch das stimmt: Es ist ja bei weitem nicht so, dass Touristen auf Mallorca bislang keine Steuer bezahlt hätten:
In jedem Hotelzimmerpreis ist bereits eine hohe Steuer enthalten, welche die Regierung der Balearen erhält, ebenso in jedem Essen oder Getränk, welches Urlauber in Restaurants oder Discotheken bestellen. Auch sonstige Einkäufe werden mit einer hohen Steuer belastet.
Das bedeutet: Letztlich ist eine Touristensteuer eine doppelte Besteuerung und eine Abzocke. Das meint zumindest steuerratschlag.eu.
Einzelnachweise
„Bis zu vier Euro am Tag: Urlaubssteuer verdoppelt“, von Bernd Jogalla, in: Mallorca Magazin vom 7. bis 13. September, Nr. 36, Seiten 1 und 6.