Die Pharmakonzerne brachten 2014 erstmals seit Jahren wieder hervorragend innovative Medikamente auf den Markt. Das sorgt für große Erleichterung bei behandelnden Ärzten, vor allem aber bei von Krankheiten gepeinigten Patienten. Doch haben die neuen Super-Medikamente ihre Kosten.
So sind nach Angaben des jährlichen Arzneimittel-Atlas die absoluten Arzneimittelausgaben 2014 erstmals wieder über das Niveau des Jahres 2010 in Deutschland gestiegen. 2,95 Milliarden Euro (BMG-Zahlen) wurden 2014 mehr für Medikamente in Deutschland ausgegeben, als 2013. Allerdings erklärte Professor Bertram Häussler, der Leiter des Berliner IGES-Instituts, dass die Mehrausgaben vor allem auf zwei Bereiche entfallen.
Zum einen auf die höheren Apothekenvergütungen auf Grund des Auslaufens des erhöhten Herstellerrabatts. Zum anderen kamen 42 neue Top-Medikamente auf den Markt, welche Patienten erheblich schneller und nachhaltiger heilen, als die Vorgängermedikamente. Doch haben diese Medikamente ihren Preis.
Dennoch: von den 2,95 Milliarden Euro Mehrausgaben für Medikamente entfallen nur 68 Millionen Euro auf Mehreinnahmen durch Deutschlands Apotheker, welche vor allem für Notdienste oder Nachtdienste mehr Geld als bislang erhalten. Hinzu kommen 180 Millionen Euro an Mehrausgaben für Medikamente, da alleine 2014 in Deutschland insgesamt rund 430.000 Menschen mehr Krankenversichert sind, als 2013.
1,42 Milliarden Euro für neue Top-Medikamente
Mit einem Kostenanteil von 1,42 Milliarden Euro sind aber die Ausgaben für neue Top-Medikamente der größte Batzen, welcher auf die Mehrausgaben für Medikamente in Deutschland entfällt.
So gibt es neue hoch effiziente Medikamente in den Bereichen Rheuma, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Hepatitis C, HIV und Makuladegeneration. Vor allem die neuen Hepatitis C Medikamente lassen nicht nur den Aktienkurs des amerikanischen Herstellers Gilead Science seit Monaten steigen. Vielmehr werden dabei auch ältere medizinische Präparate, die nicht die nachhaltige schnelle Heilung von Hepatitis C erreichen, faktisch komplett vom Markt verdrängt.
Jedoch verweist Birgit Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) darauf, dass sich die höheren Ausgaben für Top-Medikamente lohnten. Als Beispiel nennt sie Hepatitis C: hier habe es früher häufig eine notwendige und sehr teure Nierentransplantation bei Patienten gegeben. Das sei nun nicht mehr notwendig. Unterm Strich sei also eine über 100.000 Euro-Therapie pro Hepatitis C-Patient immer noch günstiger als wochenlange Krankenhausaufenthalte und eine Nierentransplantation.
49 neue hochwirksame Medikamente helfen wesentlich besser den Patienten
Nach weiteren Angaben von Birgit Fischer seien 2014 insgesamt 49 Medikamente mit neuen Wirkstoffen auf den Markt gekommen. Davon seien elf gegen Infektionskrankheiten, acht gegen Krebs. Vier neue Medikamente gebe es zur effektiven und schnellen Behandlung der Hepatitis C. Hinzu kämen zwei neue Antibiotika. Diese könnten sogar gegen den multiresistenten Klinikkeim MRSA eingesetzt werden.
Trotz der höheren Ausgaben für Medikamente kritisiert Fischer auch direkt Ärzte: Einige verschrieben immer noch nicht oft genug die besten Medikamente, sondern jene, welche sie für die richtigen auserkoren hätten. Sinngemäß sagte sie, wonach eine freiwillig verordnete Kostendämpfungsmaßnahme nicht zielführend sei. Es dürfe nicht sein dass Patienten von den besten erhältlichen Medikamenten abgeschnitten würden.