In seiner Weihnachtspredigt in Rom im Petersdom erinnerte der aus Südamerika stammende Papst Franziskus daran, dass die Eltern von Jesus, Maria und Josef, einstmals auch Einwanderer gewesen seien.

Es ist die fünfte Weihnachts-Mitternachtsmesse während seines Pontifikats. Vor 10.000 Gläubigen, die dem Papst lauschten, sagte der Papst, Maria und Josef seien einstmals, wie viele andere Menschen vor der römischen Herrschaft geflüchtet – besonders vor Herodes, der Statthalter in Jerusalem war.

Deshalb seien auch Maria und Josef einstmals Einwanderer gewesen, mahnte der Papst die Gläubigen.

Auch heute würden Millionen Menschen flüchten müssen und seien auf fremde Hilfe angewiesen um zu überleben, so Papst Franziskus.

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Gleichzeitig erinnerte das Oberhaupt der katholischen Christen daran, dass Josef und Maria auf ihrer Reise nach Bethlehem, wie so schließlich Jesus in einem Stall zur Welt brachten, trotz allem voller Zuversicht gewesen seien und Glauben an eine gute Zukunft.

Flüchtlinge verlassen ihr Land nicht freiwillig

Franziskus sagte, auch heutige Flüchtlinge seien Flüchtlinge, die nicht freiwillig ihr Land verließen, sondern vor schlimmen Umständen zur Flucht gezwungen würden oder vertrieben würden.

Wie es heute zahlreiche Schreckensherrscher gebe, erläuterte der Papst in seiner Weihnachtsansprache, sei auch der römische Stadthalter Herodes ein Schreckensherrscher gewesen. Er habe daran gearbeitet, die Macht des Römischen Reiches und seine persönliche Macht auszuweiten und den Reichtum der herrschenden Klasse zu erhöhen.

Gleichzeitig hätte Herodes aber kein Problem gehabt, unschuldiges Blut zu vergießen – eben das Blut von Jesus, der nach einem Verrat von Judas am Kreuz hingerichtet wurde.

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Der Verrat von Judas, einem Juden, an Herodes gilt einigen Historikern bis heute als ein zentraler Ursprung des Jahrhunderte alten Hasses vieler Christen auf Menschen jüdischen Glaubens.

Der Davidstern zur Kennzeichnung und Ausgrenzung von Juden ist fast 1000 Jahre alt

So war der Davidstern zur Kennzeichnung und Ausgrenzung von Juden nach Angaben des amerikanischen Autors John Weiss (Buch: „Der lange Weg zum Holocaust. Die Geschichte der Judenfeindschaft in Deutschland und Österreich“keine Erfindung der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler, sondern habe in Europa Jahrhunderte zurückgereicht:

„Gegen die rasante Ausbreitung der Reformation in Europa formierte sich als katholische Antwort die Gegenreformation. Als sich nun die Christen gegenseitig umbrachten, hatten auch die Restmitglieder der jüdischen Gemeinschaft wieder zu leiden. Die Juden waren inzwischen fast zu Vagabunden herabgesunken; sie suchten Schutz, wo immer sie ihn fanden, und wurden in Ghettos getrieben, auf die sie fast zwei Jahrhunderte beschränkt bleiben sollten. Mitte des 16. Jahrhunderts herrschte Papst Paul IV. in Rom. Ganz im Gegensatz zu den Renaissancepäpsten war er ein frommer Reformer und Asket, und er stand den Juden entsprechend feindselig gegenüber.“ [1]

Papst Paul IV.  lebte von 1476 bis 1559. [2] Zu ihm führt Weiss weiter aus:

„Die Reformation war für ihn (Anmerkung: Papst Paul IV.) eine jüdisch inspirierten Verschwörung zur Vernichtung des Vatikans und die Juden die Urheber der Sünde und des Protestantismus. Er setzte Gesetzte aus dem Mittelalter wieder in Kraft, die seine Vorgänger weitgehend ignoriert hatten, und zwang die Juden fast ebenso elend zu leben wie ihre Glaubensbrüder im Norden. Er bannte sie in Rom und dem restlichen Kirchenstaat aus zahlreichen Gewerben und Berufen, zerstörte ihre Synagogen, verbot ihnen Land zu besitzen, und zwang sie, Predigten zu ihrer Bekehrung anzuhören. Sie mussten den gelben Davidstern und spezielle Kopfbedeckungen tragen, damit die Christen vor ihrer Anwesenheit gewarnt waren…. Er rief die Inquisition wieder ins Leben und brachte sechzig bekehrte Juden auf den Scheiterhaufen, weil sie sich angeblich nur zum Schein bekehrt hatten.“ [1f]

Außerdem schreibt Weiss mit Blick auf einen Papst, der 400 Jahre zuvor gelebt hatte, auf Innozenz III. (lebte von 1160 oder 1161 bis 1216 [3]): 

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„In Erfüllung einer Forderung, die Innozenz III. und das Laterkanzil von 1179 einst erhoben hatten, verbannte Paul IV. die Juden des Kirchenstaates in Ghettos und ermahnte alle christlichen Herrscher, das gleiche zu tun… Im Lauf der Zeit wurden auch all die verstreuten jüdischen Gemeinden in Mitteleuropa in Ghettos gezwungen. Juden und Christen, verkündete Paul IV., sollten weder miteinander verkehren (Anmerkung: sexuell) noch untereinander Ehen schließen, damit die Religionen rein bleiben. Dies kam vielen Rabbinern entgegen, die damals wie heute ebenfalls eine Assimilation von Juden vermeiden wollten. Auch war es wegen des durch die Religionskriege entfesselten Fanatismus durchaus vorteilhaft, in bewachten Stadtvierteln zu leben, deren Tore nachts geschlossen waren… Kein Rabbi begrüßte jedoch die elenden Bedingungen der Ghettos in den deutschen Landen.“ [1ff]

An anderer Stelle seines Buches „Der lange Weg zum Holocaust“ führt Weiss wieder mit Blick auf Innozenz III. (1160 oder 61 bis 1216 [3]) aus:

„Der Hochmeister des deutschen Ordens unterstellte sich und die Mitglieder seines Ordens Papst Innozenz III. Dieser bekannteste und militanteste Imperialist unter den Kreuzzugspäpsten, der als erster den Titel Stellvertreter Christi für sich in Anspruch nahm, sah in der Eroberung des Heiligen Landes lediglich den Beginn einer weltweiten christlichen Vorherrschaft.. Er rief zu einem brutalen und blutigen Kreuzzug gegen die Albingenster in Frankreich auf, die als Ketzer galten, weil sie glaubten, dass Christus nur als Erscheinung, nicht jedoch in der Wirklichkeit auf Erden gewandelt war. Wie ihre Feinde betonten, konnten sie diese Irrlehre nur von den arglistigen Juden gelernt haben. Wer sonst hätte die Bosheit und den Willen besessen, unschuldige Gläubige zur Leugnung der Wirklichkeit Christi zu verführen. Innozenz III. forderte als erster Papst, dass die Juden den Davidstern trügen, und setzte auf dem Vierten Lateranskonzil durch, dass dies Kirchenrecht wurden. Außerdem unternahm er den erfolglosen Versuch, die Juden Europas damals schon in Ghettos zu verbannen.“ [4]

Video-Verweis: „Innozenz III.“, von WikiTubia auf YouTube vom 07. Juni 2016.

Jerusalem wollte schon Napoleon zur Hauptstadt eines neuen Staates Israel machen

Auch die Ausrufung Jerusalems als Hauptstadt eines Staates Israel war durchaus nicht die Idee von US-Präsident Donald, sondern reicht Jahrhunderte zurück und wurde als Ziel bereits von Napoleon formuliert:

„Um eine Machtbasis für ein über Europa hinausgehendes Reich zu schaffen und eine Festung für seine Kriege mit England zu erreichen – die Briten hatten Frankreich von den Reichtümern in Übersee abgeschnitten -, hatte Napoleon 1799 in Ägypten dazu aufgerufen, sich unter ihrem Banner zu versammeln und das alte Jerusalem neu zu gründen. ‚Ihr seit die rechtmäßigen Erben Palästinas‘ erklärte er und forderte die Juden aller Länder auf, einen jüdischen Staat zu schaffen. Viele Konterrevolutionäre erklärten, Napoleon wolle den jüdischen Staat wieder errichten, um das Christentum zu zerstören; orthodoxe Juden hingegen widersetzten sich dem Versuch des späteren Kaisers, die Rückkehr des Messias vorwegzunehmen… Der Kampf um die Emanzipation und die Assimilation der Juden setzte mit der Ära Napoleons ein. In Italien und den deutschen Landen gingen jüdische Soldaten Napoleons oftmals geradewegs in die Ghettos, rissen dort die Mauern ein und befreiten die Bewohner.“ [5]

Judengassen waren oft in bester zentraler Lage

Doch auch das ist Realität: Straßenzüge mit dem Namen „Judengasse“ gibt es bis heute fast in jeder deutschen, österreichischen oder französischen Stadt. Und diese Gassen sind heute meist in bester zentraler städtischer Lage und nicht alle der dortigen Häuser sind Ansammlungen von Elendshochburgen.

In Straßburg ist beispielsweise die bis heute als Judengasse bezeichnete Straße direkt hinterm Straßburger Münster, ein Steinwurf zu den Christen entfernt also. Die dortigen Häuser sind auch nach heutigem Urteil als reich zu bezeichnen.

In diesem Zusammenhang ist beispielsweise auf das Buch „Die Judengasse in Straßburg: Vaterländische Erzählung aus dem 14ten Jahrhundert für die reifere Jugend“ des jüdischen Autors Christian Hackenschmidt zu verweisen.

Judengasse in Straßburg

Hackenschmidt hatte sein deutschsprachiges Buch zur „Judengasse in Straßburg“ (in Straßburg wurde damals noch mehrheitlich deutsch gesprochen) 1843 im jüdisch-deutschsprachigen Verlag „bei Wittwe Levrault in der Judengasse 33„, Straßburg, herausgebracht. [6]

Der gleiche Autor publizierte später, 1846,ebenfalls im Verlag „bei Wittwe Levrault in der Judengasse 33“ das Buch „Die Reformation in Straßburg“. [7]

Zumindest im letzten Drittel des 19. Jahrhundert, nur wenige Jahrzehnte nach Napoleon, war auch die Judengasse in Frankfurt keine Ansammlung von armen Leuten mehr, schaut man sich beispielsweise einen Holzstich von 1871 an. [8]

Papst Franziskus, 81, ist seit dem 13. März 2013 der 266. Bischof von Rom und damit Papst und Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Gleichzeitig fungiert er als Souverän des Vatikanstaats.

Einzelnachweise:

  1. John Weiss: Der lange Weg zum Holocaust. Die Geschichte der Judenfeindschaft in Deutschland und Österreich, Propyläen Taschenbuch, ISBN 3-548-26544-8, 560 Seiten, 32,90 DM, 1996, Seite 52 ff. (steuerratschlag.eu konnte das Buch nur noch gebraucht finden; siehe Link).
  2. Papst Paul IV. (1476 – 1559), in: Wikipedia.
  3. Papst Innozenz III. (1160 oder 61 bis 1215), in: Wikipedia.
  4. John Weiss: Der lange Weg zum Holocaust. Die Geschichte der Judenfeindschaft in Deutschland und Österreich, Propyläen Taschenbuch, ISBN 3-548-26544-8, 560 Seiten, 32,90 DM, 1996, Seite 56f.
  5. John Weiss: Der lange Weg zum Holocaust. Die Geschichte der Judenfeindschaft in Deutschland und Österreich, Propyläen Taschenbuch, ISBN 3-548-26544-8, 560 Seiten, 32,90 DM, 1996, Seite 90 ff.
  6. vgl. auch: Die Judengasse in Straßburg: Vaterländische Erzählung aus dem 14ten Jahrhundert für die reifere Jugend, Christian Hackenschmidt, Verlag Levrault, 1843 bzw. 1839, 155 Seiten.
  7. Die Reformation in Straßburg, Verlag „bei Wittwe Levrault in der Judengasse 33 in Straßburg“, 194 Seiten. Das Buch steht online als Scan von Google Books zur Verfügung.
  8. Die Judengasse in Frankfurt a. M., Holzstich 1871, Biller Antike, auf: Ebay. Gefunden am 25. Dezember 2017.
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Von Elke

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