Warum ausgerechnet das asiatische Land Südkorea nun breite Front gegen Kryptowährungen wie Bitcoins macht und dieses dezentrale Coin-System tatsächlich verbieten will [1], verwundert auf den ersten Blick.
Schließlich wird weltweit kaum so viel mit Coins, also Kryptowährungen, beziehungsweise Kryptos gehandelt, wie im asiatischen Raum.
Nicht zufällig sind zudem zwei der größten Krypto-Handelsplätze in Asien angesiedelt und zwar in China.
Obendrein war anfangs gedacht worden, ein Japaner habe möglicherweise Bitcoins entwickelt, das 2009 gegründete weltweit heute wichtigste „Peer-to-Peer Electronic Cash System“.
Dieser vermeintliche nicht belegte japanische Bitcoin-Gründer, welcher nach weiterer Erkenntnis möglicherweise ebenso Australier oder Amerikaner sein könnte, soll über eine Millionen Bitcoins in seinem Portfolio haben. Dies entspräche einem aktuellen Gegenwert von mehreren Milliarden US-Dollar. [CNBC-Video unten]
Unabhängig davon aber, ob der Bitcoin-Gründer nun Japaner, Amerikaner oder Australier ist:
Der letztlich lächerlich anmutende südkoreanische Versuch, die weltweit immer beliebter werdenden Kryptowährungen zu verbieten, ist auch aus dem folgenden Grund interessant:
Erst kürzlich hatte das rund 4400 Flugkilometer [2] südlich von Südkorea liegende asiatische Nachbarland Malaysia bekannt gegeben, dass man auf Staatsebene mit Ripple zusammenarbeiten wolle.
Videoverweis: „Mystery Founder Of Bitcoin: Uncovering Satoshi Nakamoto’s Identity Of Bitcoin Matters“, auf: CNBC über YouTube vom 27. Oktober 2017.
Ripple ist ebenfalls eine Kryptowährung, welche in Form von Coins gehandelt wird und sich zudem zum Ziel gesetzt hat, das internationale Zahlungssystem der Banken schneller und günstiger zu machen [steuerratschlag.eu berichtete].
Und nun das:
Das Blaue Haus, Sitz des südkoreanischen Regierungschefs, bekannt als Cheong Wa Dae, gab gemeinsam mit dem südkoreanische Justizministerium sowie der südkoreanischen Kommission für Finanzdienstleistungen bekannt, man wolle eben virtuelle Währungen gleich ganz verbieten.
Mit dieser Ankündigung, die sich aber schon seit Monaten andeutete, seien Südkoreaner aber „verwirrt“ worden, schreibt das südkoreanische Portal chosun.com vornehm zurückhaltend. [1f]
Zwar hätten bereits vor Monaten, am 11. Mai 2017, die heutigen Regierungsvertreter, damals noch in der Opposition, erklärt, sie wollten im Land Bitcoins und Co verbieten, die vermeintlich auch auf teils dubiosen Plattformen gehandelt werden.
Zudem hatte die jetzige Regierung vor der Machtergreifung erklärt, sie wolle massiv gegen den größten südkoreanischen Arbeitgeber und Konzern Samsung vorgehen, dem man Schmiergeldaffären vorwirft.
Doch dass Südkorea mit seiner Wirtschaftspolitik nun so radikal agiert und gar Kryptowährungen ganz verbieten möchte, ist für viele schwer nachvollziehbar.
Neue Regierung ist noch kein Jahr im Amt
Zumindest ist das für jene eher schwer verständlich, welche die radikal wirtschaftsfeindliche südkoreanische Regierung nicht näher kennen. Denn seit dem 10. Mai 2017 regiert das Kabinett von Moon Jae-in. [3]
Die heutige Regierungspartei hatte vor der Machtergreifung bereits maßgeblich dazu beigetragen, dass nach einem vermeintlichen Schmiergeldskandal rund um den Weltkonzern Samsung die Vorgänger-Regierungschefin Park Geun Hye am 9. Dezember 2016 vom Amt suspendiert worden war. [4]
Zudem hatte die Opposition erheblich dazu beigetragen, dass dann am 10. März 2017 das politisch aktive Verfassungsgericht die Präsidentin ihres Amtes enthob und der neuen Regierung damit den Steigbügelhalter hielt. Am 30. März 2017 war zudem die abgesetzte umstrittene Präsidentin Park Geun Hye verhaftet worden. [5] [6]
Park ist nicht irgendeine Politikerin: Sie ist die Tochter des langjährigen südkoreanischen Generals, Präsidenten und Diktators Park Chung-hee.
Park Chung-hee hatte das Land nach einem Militärputsch ab 1961 brutal regiert und die Fronten gegen Nordkorea klar markiert. Bald 20 Jahre später, 1979, war Park Chung-hee, der Vater von Park Geun Hye, hinterrücks vom damaligen südkoreanischen Geheimdienstchef Kim Jae-kyu erschossen worden. [7]
Südkorea reagiert traditionell hysterisch, wenn was außer Kontrolle zu geraten scheint
Diese Diktaturerfahrungen und der ständige Streit mit Nordkorea liegt den Südkoreanern in den Knochen. Ebenso alles, was danach wirkt, als würde man die Kontrolle verlieren oder es gäbe – wie bei Samsung – zu viel nicht mehr kontrollierbare Machtanballung.
All das führt in Südkorea immer mal wieder zu geradezu hysterischen Verhaltensweisen.
Eine solche hysterische Verhaltensweise spielt sich nun auch beim südkoreanischen Plan ab, die weltweit erfolgreichen und immer weiter um sich greifenden Kryptowährungen wie Bitcoins verbieten zu wollen.
Dabei gibt es bereits über 1400 Kryptowährungen weltweit und täglich werden es mehr. Gut 710 Milliarden US-Dollar (Stand: 12. Januar 2018; umgerechnet 586 Milliarden Euro) sind bereits in Kryptowährungen von wahrscheinlich über einer Millionen Bürger, Banken, Regierungen und sonstigen Investoren investiert worden. [8] [9]
Selbst ein Bill Gates meinte bereits 2016, niemand könne mehr Bitcoins stoppen. [Video]
https://youtu.be/JvF3FTS5cQ4
Videoverweis: „BILL GATES: NOBODY CAN STOP BITCOIN“, von Lee Winmouth, In: YouTube vom 30. November 2016.
Dennoch erklärten nun das Blaue Haus, das „Cheong Wa Dae“, welches offizieller Amtssitz der südkoreanischen Regierung ist, man wolle den Kauf und Verkauf von virtuelle Währungen durch Südkoreaner verbieten, da man darin eine Form von Glücksspiel sehe.
So führte Justizminister Park Sang-ki aus:
„Wir sind besorgt über die virtuelle Währungen und das Justizministerium bereitet ein grundsätzliches Gesetzgebungsverfahren vor, virtuellen Devisenhandel über die Börse zu verbieten.“ Zudem wolle man solche Krypto-Börsen schließen und im Schulterschluss mit den Strafverfolgungsbehörden arbeiten.
Damit nicht genug: Man wolle ein Sondergesetz erlassen, welches Maßnahmen zum Verhindern des Austauschs von Coins beinhalte.
Proteststürme im Land: „Kryptos sind ein Traum für uns“
Das Vorgehen der südkoreanischen Regierung sorgt im Land für erhebliche Protesttürme – sowohl bei Bürgern, wie bei südkoreanischen Investoren. So gab es zahlreiche Petitionen im Blauen Haus, die Pläne zum Verbot von Bitcoins & Co wieder zurückzunehmen. Mittlerweile gebe es über 93.000 Personen, welche die Petition zum Erlaub des Erwerbs von Kryptowährungen durch Südkoreaner unterschrieben haben sollen. [1ff]
Trotz dieser Proteste moniert die südkoreanische Regierung nach wie vor, dass man mit Sorge „übermäßige Investitionen“ in virtuelle Währungen wahrnehme. [1ff]
Dem halten südkoreanische Kritiker entgegen, dass Kryptowährungen ein Traum seien, „den wir zuvor noch niemals gehabt hatten“. Der Traum nämlich, auch mit kleinen Investitionen ein großes Vermögen durch die Wertentwicklung von Coins zu machen. [1ff]
Ablenkungsmanöver gegen wirtschaftlichen Abschwung
Zudem kritisieren viele Südkoreaner, dass das Agieren der Regierung ein Ablenkungsmanöver gegen den wirtschaftlichen Abschwung sei, den die Menschen täglich spürten. [1ff]
Die südkoranische Regierung soll wiederum gesagt haben, die Menschen sollten statt in Kryptowährungen zu investieren, was eine Art Glücksspiel sei, in Staatspapiere investieren. [1ff]
Erst kürzlich war Südkorea auf einer Schwarzen Lister der EU aufgetaucht. So wirft die EU Südkorea sowie einigen US-Außengebieten im Pazifik oder Atlantik vor, eine illegale Steueroasen für Ausländer zu sein.
Auf diesen Vorwurf hatte Südkorea empört regiert und erklärt, man sehe die Schwarze Steueroasen-Liste der EU als nicht „im Einklang mit internationalen Standards“. [10]
Einzelnachweise
[1] 거래소 폐쇄 놓고 정부 오락가락하는 사이 가상화폐 가격은 20~30% 널뛰기, übersetzt: Der Preis für virtuelle Währungen ist nach Bekanntgabe der Eliminierung von virtuellen Währungen um 20 bis 30 Prozent eingebrochen, In: news.chosun.com vom 11. Januar 2018. Abgerufen am 12. Januar 2018.
[2] lt. Entfernungsrechner.net.
[3] Regierung der Republik Korea, in: Wikipedia.
[4] Park Geun-hye, in: Wikipedia.
[5] Südkorea: Verfassungsgericht enthebt Präsidentin des Amtes, In: spiegel-online.de vom 10. März 2017. Abgerufen am 12. Januar 2018.
[6] Korruptionsskandal: Südkoreas Ex-Präsidentin Park verhaftet, In: BLICK.ch vom 30. März 2017. Abgerufen am 12. Januar 2018.
[7] Park Chung-hee, in: Wikipedia.
[8] Vgl. Tabellenhinweis bei coinmarketcap.de. Weltweite Übersicht zum Handel mit Kryptowährungen sowie Hinweis in der Detailansicht, wo man diese jeweils kaufen kann.
[9] Vgl. Die Anzahl der eingeloggten Mitglieder liegt auf cryptocompare.com/coins/#/eur regelmäßig vor allem Abends (mitteleuropäische Zeit) bei über 600.000 Personen. Abgerufen am 12. Januar 2018.
[10] Als Steueroase gebrandmarkt: “Schwarze Liste“ der EU empört Südkorea, In: n-tv.de vom 6. Dezember 2017. Abgerufen am 12. Januar 2018.