1963 bis 2018 erhöhte die DKV bei der Frau den PKV-Beitrag um 2990 Prozent.
1963 bis 2018 erhöhte die DKV bei der Frau den PKV-Beitrag um 2990 Prozent.

Wer privat krankenversichert ist, weiß: Regelmäßige Preissteigerung gehören alle paar Jahre dazu. Dies ist aber bei der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht viel anders. Drastische Preissteigerungen der Krankenkasse, wie kürzlich im Falle eines Kunden der Privaten Krankenversicherung (PKV) der Nürnberger Krankenversicherung, sorgen dennoch immer wieder für negative Schlagzeilen der PKV-Versicherungen.

So hatte die Nürnberger Krankenkasse ihrem langjährigen Versicherten, den man kurz vor der drastischen Preissteigerung damit geködert hatte, er könne über einen höheren jährlichen Selbstbehalt seine monatliche Krankenkassen-Rechnung kürzen, Ende 2019 mit einer Preissteigerung von rund 24% geschockt. Netto entspricht die Beitragserhöhung der Nürnberger Krankenversicherung also 100 Euro mehr monatlich.

Steuerratschlag.eu wurde nun der Krankenversicherungsschein von Käte aus Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt, einer über Jahrzehnte selbständigen erfolgreichen Kauffrau.

Mit dem Versicherungsschein der „Deutsche-Kranken-Versicherungs-A.G.“ wurde der 1941 geborenen Kauffrau vor 57 Jahren, am 6.3.1963 bestätigt, dass sie einen Krankenkassenbeitrag in Höhe von 49,50 Deutsche Mark (25,05 Euro) für die Krankenkassentarife AN1, ZN1, SN3 ON4 und TK bezahlen muss.

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Schon daran sieht man: Die Abkürzungen von Krankenkassen-Tarifen sind keine Erfindung der neueren Zeit, sondern in der Branche seit über 60 Jahren üblich.

Üblich war damals auch, dass die Krankenversicherungen für Frauen deutlich teurer waren, als für Männer. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Frauen mit der Kindergeburt schlicht höhere Kosten im Schnitt verursachten. Möglicherweise gingen sie damals öfters zum Arzt als Männer. Einige sagen zudem, der Grund für die höheren Krankenkassenbeiträge der Frauen habe auch in Geschlechterdiskriminierung gelegen.

Über 5000 Prozent Preissteigerung bei der DKV 1963 bis Ende 2017, Anfang 2018.

Denn dem Bruder der Versicherten wurden ebenfalls mit Datum vom 6.3.1963 lediglich monatliche Kosten für seine Private Krankenversicherung in Höhe von 29,70 Deutsche Mark (15,19 Euro) in Rechnung gestellt – für das gleiche PKV-Versicherungspaket bei der „Deutsche-Kranken-Versicherungs-A.G.“: AN1, ZN1, SN3 ON4 und TK.

55 Jahre später, 2017, berechnete die DKV Deutsche Krankenversicherung AG ihren beiden Versicherten monatlich 774 Euro (Käte) und ihrem Bruder 792 Euro – also dem Mann nun etwas mehr.

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Das heißt: Der DKV-Beitrag hat sich in 55 Jahren statistisch knapp alle zwei Jahre um den im ersten Jahr erstmalig bezahlten Beitrag jeweils erhöht. Das entspricht einer prozentualen Steigerung von 1963 bis 2018 von 2990 Prozent bei der Frau, beziehungsweise 5114 Prozent bei dem Mann.

5114 Prozent Preissteigerung bei der DKV in 55 Jahren

Diese Beträge wären monatlich aber deutlich teurer, würde es nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Rückstellungen der privat Krankenversicherten für die Alterssicherung geben. Das heißt: Einen Teilbetrag des monatlich zu leistenden Krankenversicherungsbeitrags muss die PKV fürs Alter des Versicherten zurücklegen, um den dann sowieso schon hohen Beitrag nicht ins Unermessliche steigen zu lassen. Jedoch wäre gerade während der Berufsjahre die Gesetzliche Krankenversicherung für die meisten privat Versicherten nicht niedriger, sondern sogar eher höher – bei erheblich weniger Leistungen.

Die DKV schreibt ihrer jahrzehntelangen treuen PKV-Versicherten im Frühjahr 2017: Demnach betrage der monatliche Krankenkassen-Beitrag 773,94 Euro. Dieser Beitrag sei aber nur möglich, da man eine „Beitragsminderung aus der Altersrückstellung“ in Höhe von monatlich 694,58 Euro bezahle. Geld, das die Versicherte in den Jahren zuvor bei der DKV also angespart hatte.

Ohne Altersrückstellungen wären die PKV-Beiträge erheblich höher

Ihrem Bruder wiederum schreibt die PKV-Kasse: In seinem Krankenkassenbeitrag in Höhe von monatlich 792 Euro seien 1.099 Euro Beitragsminderung aus der Altersrückstellung enthalten. Wäre das nicht der Fall, läge also sein Krankenkassenbeitrag bei horrenden 1900 Euro. Für Rentner ist das in der Regel viel zu viel und würde meist den privaten finanziellen Ruin bedeuten.

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Beiden Krankenkassenbeiträge des privaten Krankenkassen-Versicherers DKV sind monatlich in etwa so hoch, wie die durchschnittlich monatlich ausbezahlte gesetzliche Rente in Deutschland. Denn auch sie liegt nicht viel höher als bei monatlich circa 750 bis 900 Euro pro Rentenversicherten.

Heißt: Wer nicht vorsorgt, landet im Alter auf HartzIV, da sich so außer der Krankenkasse weder Miete noch Lebensmittel bezahlen lassen.

Studie vergleicht Preisentwicklung PKV mit Gesetzlicher Krankenkasse

Im Vorstand der „Deutsche-Kranken-Versicherungs-A.G.“ saßen 1963, auch das ist dem Policen-Schein zu entnehmen, ausschließlich Männer, was damals üblich war. Denn bis in die späten 1960 Jahre hinein waren die Männer häufig die Alleinverdiener in den Familien. Das sorgte zwar für Frust bei vielen Frauen. Aber erst die Studentenrevolte der 1968er Generation änderte das mit den Jahren.

Jedenfalls saßen 1963 im Vorstand der DKV, die heute zum ERGO-Versicherungskonzern gehören: Werner Kiencke (Vorsitzender), Berend Feddersen, Heinz Paeth, Dr. Helmut Ullmann, Gunther Albers (stellv.). Als Vorsitzender des Aufsichtsrats wird Dr. Hermann Hitzler genannt.

Die DEBKA legte 2017 eine Studie vor, in der sie in den vergangenen 20 Jahren die Beitragsentwicklung zwischen der PKV und der Gesetzlichen Krankenversicherung näher beleuchtete. Ihr Fazit: Es gebe angeblich in der Preissteigerung zwischen den beiden Kassensystemen kaum Unterschiede.

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